Menden. Der Kampf gegen Armut ist eine Gemeinschaftsaufgabe. In Menden setzen sich viele Träger für die Schwachen ein – in allen Ortsteilen.

Wann immer öffentliche Gelder zu vergeben sind, ist die Resonanz in der Regel groß. Das gilt zumindest dann, wenn bürokratische Hürden und Anforderungen durch das Regelwerk nicht zu groß sind. Der „Stärkungspakt NRW – gemeinsam gegen Armut“ will Nöte bekämpfen.

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Das Land NRW stellt Menden 318.558,04 Euro zur Verfügung, ein Teil davon fließt über den Märkischen Kreis in die Hönnestadt. Die Landesregierung reagiert damit auch auf die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Die Inflation ist weiter hoch. Viele Menschen, vor allem mit geringem Einkommen, haben Probleme, ihren täglichen Bedarf zu decken. In Menden finden sie verschiedene Anlaufstellen in allen Ortsteilen.

Unterstützung für mehr als 20 Projekte verschiedener Träger

Als die Politik entschieden hat, wie die Mittel verteilt werden sollen, hatte sie genau das im Blick: überall helfen. Dem Ausschuss für Soziale Teilhabe, Demografie und Gesundheit legte die Stadtverwaltung einen Vorschlag vor, der ihr das leicht machte. Mehr als 20 Projekte verschiedener Träger wurden dort aufgelistet – von der aufsuchenden Arbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Lendringsen über Lebensmittelangebote des katholischen Vereins für soziale Dienste (SKFM) und von Mendener in Not bis hin zu Kleidungshilfen durch die Caritas. Der Ausschuss stimmte diesen Vorschlägen einstimmig zu. Begrüßt wurde vor allem, dass gezielt Projekte unterstützt und nicht per Gießkannenprinzip Gelder verteilt werden.

Unterstützung für das Jahr 2023

Mit dem „Stärkungspakt NRW – gemeinsam gegen Armut“ stellt das Land für 2023 insgesamt rund 150 Millionen Euro zur Verfügung – „zur Aufrechterhaltung des Betriebs von Einrichtungen der sozialen Infrastruktur sowie zur Anpassung an die erhöhte Nachfrage“, wie es auf der Internetseite des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales heißt.

Neben den einzelnen Einrichtungen der sozialen Infrastruktur können laut dem Ministerium auch Bürgerinnen und Bürger über kommunale Verfügungsfonds beziehungsweise Härtefallregelungen direkt oder mittelbar unterstützt werden. Dies gilt insbesondere zur Vermeidung von Überschuldungen, Energiesperren und Wohnungsverlusten.

„Ich finde, wir haben einen guten Weg beschlossen, dass in allen Stadtteilen Angebote möglich sind. Hilfen werden z.B. über Kitas, Kinder- und Jugendtreffs verteilt, die aufsuchende Arbeit wurde verstärkt“, bilanziert die Ausschussvorsitzende Tina Reers (Bündnis 90/Grüne). Familienlotsen, Familienhilfe (Allgemeiner Sozialer Dienst) und die zusätzlichen Kräfte der Evangelischen Kirchengemeinde seien in den Familien oder bei den Menschen vor Ort, die den Weg zu den Hilfsorganisationen sonst nicht so einfach fänden. Reers: „Das ist ja auch das Ziel des im Herbst gegründeten Sozialforums, versteckte Bedarfe in Menden aufzuspüren. Erstmalig ist auch eine eventuelle medizinische Unterversorgung im Blick.“

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Der SKFM erhält weniger Mittel, als es die Stadtverwaltung früher vorgeschlagen hatte. Als der Ausschuss Mitte April tagte, sollte der SKFM 162.000 Euro erhalten. Dieser Betrag wurde auf 100.000 Euro gekürzt. Möglicherweise ergibt sich für den SKFM aber auch noch ein weiterer Zuschuss. Die Verwaltung wurde beauftragt, bis zur Sitzung am 20. September weitere Möglichkeiten der Unterstützung Bedürftiger im Rahmen des Stärkungspaktes zu eruieren. Außerdem soll sie im September die Kostenentwicklung bis Ende des Jahres 2023 bei den genehmigten Leistungen abschätzen. Die dann übrig bleibenden Mittel aus dem Stärkungspakt sollen dem SKFM für den Lebensmitteleinkauf zur Verfügung gestellt werden. „Es geht also nichts verloren“, betont Tina Reers.

Mehr Planungssicherheit für erfolgreiche Antragsteller

Alle Institutionen, die erfolgreich Anträge gestellt haben, dürfen sich über eine größere Planungssicherheit freuen. Dennoch bemühen sich gemeinnützige Vereine und Organisationen natürlich intensiv darum, zusätzliche Spendengelder zu generieren. Da ein Ende des Krieges in der Ukraine nicht in Sicht ist und Russland jetzt auch das Getreideabkommen nicht verlängert hat, dürften die Verbraucherpreise hoch bleiben. Gleichzeitig schrumpfen in privaten Haushalten mögliche Reserve.

Ob die Landesregierung für das Jahr 2024 einen neuen Stärkungspakt auflegt, ist ebenfalls noch ungewiss. Der Bedarf nach solchen Mitteln dürfte auch in Menden weiterhin vorhanden sein.