Menden. Das Rechnungsprüfungsamt der Stadt hat ein Riesenproblem: Alle Kräfte werden in absehbarer Zeit pensioniert. Jetzt ist nicht nur guter Rat teuer.
Einen herben Dämpfer hat die Hoffnung aufEinsparungen in der Mendener Stadtverwaltung durch das Zusammenlegen von Arbeiten mit den Nachbarstädten erhalten: Einstimmig abgelehnt hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung eine Zusammenarbeit Mendens mit anderen Städten oder dem Märkischen Kreis bei der Rechnungsprüfung. Im März war im Fachausschuss die Frage aufgekommen, ob man gerade in der Rechnungsprüfung durch das Zusammenwirken mit Dritten womöglich Geld und Stellen im Mendener Rathaus einsparen kann. Die Idee: Die Stadt kauft Prüfungsleistungen bei einer Nachbarstadt oder beim Märkischen Kreis ein und spart so die Personalkosten für eigene Prüfer, die auf dem Arbeitsmarkt ohnehin kaum noch zu finden sind. Und ausgerechnet jetzt stehen alle heutigen Mendener Rechnungsprüfer kurz vor ihrer Pensionierung.
Klares Nein des Rates zu Kooperationen trotz leer gefegten Stellenmarktes
Doch eine intensive Prüfung im Rathaus erbrachte jetzt so viele Nachteile, dass die Verwaltung der Politik am Ende empfahl, die Finger trotzdem vom Kooperationsmodell zu lassen. Der Mendener Stadtrat folgte diesem Ratschlag komplett, allerdings sind die Folgen noch nicht absehbar. Denn die Rechnungsprüfung ist eine gesetzlich vorgeschriebene Aufgabe. Und dafür muss die Stadt Menden jetzt auf einem leer gefegten Markt dringend frische Kräfte suchen.
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Gründe: Kaum Einsparungen, aber keine eigenen Prüfer mehr
Warum aber sollte es trotz dieser dramatischen Personallage keine Kooperation geben? Die Stadt rechnet dazu Folgendes vor: Beim Einkauf von Prüfungsleistungen bei einer anderen Kommune oder dem Kreis müsste Menden die Personalkosten an den Beauftragten erstatten. Nennenswerte Einsparungen gäbe es nur bei weniger Prüfern oder weniger Prüfungen, doch beides lässt das Gesetz kaum zu. Was für Menden bedeutet, dass konkret bestenfalls Stellenanteile bei der Amtsleitung einzusparen wären. Die Stadt hätte dafür dann aber keine „eigenen“ Prüfer mehr, die heute im Rathaus auch Ansprechpartner für alle anderen Mendener Fachbereiche bei Problemen sind. Den auswärtigen Prüferinnen und Prüfern würden ferner die Ortsnähe und Ortskenntnis fehlen, ebenso wie das Wissen um Mendener Strukturen. Sie müssten Fahrtkosten geltend machen, und es müsste zusätzliche Arbeitsplätze in Menden für sie geben.
Kooperationsidee stammt noch aus den „Städtenetz“-Zeiten im Nordkreis
Aus diesen Gründen kommt das Mendener Rathaus zu dem Schluss, hier besser keine Zusammenarbeit mit Dritten zu suchen. Die Grundidee dafür ist indes alles andere als neu: Sie ist zehn Jahre alt und stammt noch aus Zeiten der inzwischen weitgehend eingeschlafenen Nordkreis-Zusammenarbeit, dem „Städtenetz“ zwischen den MK-Städten Menden, Balve, Hemer und Iserlohn. Damals hielt man gerade die Rechnungsprüfung noch für einen besonders geeigneten Bereich, doch standen dem seinerzeit noch gesetzliche Hürden im Weg. Die sind heute zwar ausgeräumt, doch trotzdem scheinen die Nachteile die Vorteile bei weitem zu überwiegen. Vor Jahren war bereits die Idee einer gemeinsamen Submissionsstelle mit der Nachbarstadt Hemer nach der Prüfung begraben worden.
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Ingenieurstellen in vielen Bereichen schon heute kaum nachzubesetzen
Allerdings steht Menden damit jetzt weiter vor dem großen Problem der Nachbesetzungen. So liegt laut dem Rathaus für eine befristet ausgeschriebene zusätzliche Stelle für die Technische Prüfung bisher keine einzige geeignete Bewerbung vor. Aktuell ist das Rechnungsprüfungsamt im Bereich der Technischen Prüfung noch mit zwei Ingenieuren für Hoch- und Tiefbau besetzt. Doch gerade in den beiden Bau-Bereichen mache sich der Fachkräftemangel „schon eklatant bemerkbar“, warnt die Verwaltung. Das sei auch an der schwierigen Besetzung freier Stellen für Ingenieure im Immobilienservice und im Straßenbau erkennbar.
Beigeordneter warnt: Personalmangel gefährdet auch Pflichtaufgaben
Erst kürzlich hatte der städtische Beigeordnete Uwe Siemonsmeier davor gewarnt, dass der hohe Bestand an freien Stellen in der Stadtverwaltung sogar dazu führen könnte, dass gesetzlich vorgeschriebene Aufgaben nicht mehr erledigt werden könnten – mangels Personal.