Menden. Die Politik hat mehrheitlich für den Umzug der Stadtbücherei gestimmt. Was das bedeutet.

Dass das Thema Umzug der Stadtbücherei emotional aufgeladen war, war schon vor der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Tourismus am Dienstagabend deutlich geworden. Das Gremium hat bekanntlich einstimmig das Bibliothekskonzept „Stadtbücherei Menden 2027 – Wohlfühlort für Inspiration, Kreativität, Integration und Bildung“ verabschiedet. Mit großer Mehrheit votierte es für einen Umzug der Stadtbücherei in die erste Etage des Neubaus am Nordwall. Was bedeutet dieser Beschluss? Eine Analyse.

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Ist der Umzug der Dorte-Hilleke-Bücherei zum Nordwall faktisch beschlossen?

Nein. Das deutliche Votum gilt zwar als klare Grundlage für das weitere Vorgehen. Es braucht jedoch noch einen formalen Beschluss. Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder erklärte im Gespräch mit der Westfalenpost, der Vormietvertrag mit der GVS GmbH müsse nun noch in einen Mietvertrag umgewandelt werden. Das will Schröder nicht ohne die Beteiligung der Politik tun. Das Thema dürfte nach der Sommerpause im Haupt- und Finanzausschuss vorberaten werden, der Rat soll den Beschluss fassen. Da es sich um eine Mietangelegenheit handelt, wird das Thema nichtöffentlich diskutiert.

Bleibt das Thema deshalb in den Sommerferien liegen?

Nein. Der Ausschuss für Kultur und Tourismus hat die Verwaltung beauftragt, die Vorbereitungen für einen Förderantrag zu treffen. „Das werden wir auf Grundlage dieser politischen Entscheidung selbstverständlich tun“, kündigt Bürgermeister Schröder an.

Was wird denn gefördert?

Die Förderung durch das Land ist zweigeteilt. Nachdem bereits die Erstellung des Bibliothekskonzeptes durch Andreas Mittrowann gefördert wurde, geht es zunächst um eine Förderung der Planungskosten. Laut Schröder ist mit einer Förderung in Höhe von 80 Prozent zu rechnen. In der Planung wird festgelegt, was alles gebraucht wird, um das beschlossene Bibliothekskonzept in den Räumen am Nordwall umsetzen zu können. Erst in einem zweiten Schritt wird entschieden, ob auch die Anschaffung ebendieser Dinge gefördert wird.

Was ändert sich denn überhaupt für die Bücherei?

Viel. Vor allem soll sich die Bücherei zukünftig nur noch auf einer Etage befinden. Das führt dazu, dass für den Betrieb weniger Personal gebraucht wird. Im Alten Rathaus müssen für eine Stunde Öffnungszeit vier bis fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dienst sein. Das sagte Schröder in der Ausschusssitzung. Diese Zahl soll sich deutlich verringern, was eine Ausweitung der Öffnungszeiten ermöglicht und den Einsatz des Personals an anderen Stellen – etwa bei Projekten mit Schulen. Auch abseits dieser Öffnungszeiten soll die Bücherei nutzbar sein. Möglich macht das ein Open-Library-System, für das moderne Technik eingesetzt wird.

Wann soll der Umzug erfolgen?

Bürgermeister Schröder plant den Umzug der Dorte-Hilleke-Bücherei für das Jahr 2025. Ob das umsetzbar ist, hängt von verschiedenen Kriterien ab – etwa, wie schnell die Förderbescheide erteilt werden können. Der Bau des neuen Geschäftshauses am Nordwall ist im Zeitplan.

Und was passiert mit dem Alten Rathaus?

Das ist noch völlig unklar. Kritiker des Bücherei-Umzugs bemängeln genau das. Sie fürchten, dass das Gebäude im Herzen der Stadt nicht „standesgemäß“ genutzt werden könnte. Klar scheint, dass der Alte Ratssaal auch weiterhin für Veranstaltungen genutzt werden soll. Auch ein Auszug des ebenfalls dort untergebrachten Kulturbüros ist bislang kein Thema. Stattdessen wird spekuliert, ob sich Gastronomie dort ansiedeln könnte. Der Denkmalschutz und eine sehr eingeschränkte Barrierefreiheit könnten das verhindern.

Bürgerbegehren

FDP-Ratsfrau Monika Adolph erklärte in der Sitzung, Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern habe sie entnommen, dass „ein erneutes Bürgerbegehren“ angestrebt werden könne, um den Beschluss zu kippen.

Zuletzt gab es in Menden ein Bürgerbegehren zum Bürgerhaus, das aktuell umgebaut wird.

In der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Tourismus brachte Peter Köhler (Bündnis 90/Die Grünen) weitere Ideen vor. Das Stadtarchiv könne dorthin zurückkehren, auch eine Touristeninfo mit dem Verkauf von Menden-Artikeln sei dort sinnvoll. Eine Idee war außerdem, dass die Lese-Ecken der Bücherei auch nach deren Auszug erhalten bleiben könnten.

Die Lese-Ecken könnten auch nach dem Auszug der Dorte-Hilleke-Bücherei erhalten bleiben.
Die Lese-Ecken könnten auch nach dem Auszug der Dorte-Hilleke-Bücherei erhalten bleiben. © WP | Dirk Becker

In jedem Fall wird die zukünftige Nutzung des Alten Rathauses politisch beraten. In der Sitzung des Ausschusses war sie kein Thema. Dort ging es in erster um das Bibliothekskonzept und den zukünftigen Standort der Bücherei.