Menden. Drei Tage Musik und Spaß zum MKG-Jubiläum wollen gerade ausklingen, da wird Elferratsmitglied „Schimmi“ Börsken Schützenkönig...

Ausgelassene Feiern, lustige Sprüche, nachdenkliche Worte – und als Krönung ein eigener König: Das Festwochenende der MKG „Kornblumenblau“ zu 75 Jahren Karneval in Menden wird vielen unvergesslich bleiben. Das galt, wie berichtet, schon am Freitagabend für das Konzert der „Bläck Fööss“, und das galt erst recht für die Gala auf der Wilhelmshöhe am Abend darauf, wo eine tolle Showband und bemerkenswerte Redner viel zu wenigen Gästen einen im besten Sinn denkwürdigen Abend bereiteten. Den Sonntag über ging es rund um den Teufelsturm noch einmal familiär und gemütlich zu – bis am späten Abend der Ruf erscholl: „Unser Schimmi ist König in Schwitten!“

Königs-Nachricht bringt noch ein Mal alle auf die Beine – und in die Taxis

Da gab’s im Turm kein Halten mehr: Für die Narren ging es sofort in mehreren Taxis im Tiefflug zum Gratulieren und Weiterfeiern zu König Frank „Schimmi“ Börsken an den Turnerweg, wo sie von den Schützinnen und Schützen mit offenen Armen empfangen wurden. 175 Jahre Bruderschaft trafen so auf 75 Jahre Karneval. Das wahre Leben schreibt wohl doch die schönsten Geschichten.

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Wolfgang Oelsner: Ehrengast aus Köln sorgt auch für Nachdenklichkeit

Gardetänzerinnen unterhielten die Gala-Gäste zwischen den Wortbeiträgen. 
Gardetänzerinnen unterhielten die Gala-Gäste zwischen den Wortbeiträgen.  © Westfalenpost | Thomas Hagemann

A propos Schreiben: Die MKG hatte zu ihrer Gala einen ganz besonderen Gast eingeladen: Wolfgang Oelsner, Mitgestalter und Erforscher des rheinischen Karnevals und Träger des Kulturpreises der deutschen Fastnacht, nahm sich der Bedeutung des Karnevals und des Brauchtums generell an. Wer von ihm nur die nächste Büttrede erwartet hatte, lag komplett daneben: Oelsner sezierte den Karneval und dessen Liedtexte regelrecht. Er stellte den erstaunten Mendener Kornblumenblauen Dr. Gerhard Jussenhoven und Jupp Schlösser als „Taufpaten der MKG“ vor, denn diese beiden komponierten einst „Kornblumenblau“. Oelsner fragte, warum ausgerechnet in den schweren Nachkriegsjahren mit ihren Hungerwintern und Dürresommern viele Brauchtumsvereine gegründet wurden. Als ausgebildeter Pädagoge und Psychotherapeut erklärte er das damit, dass Brauchtum drei überlebenswichtige Anforderungen stelle: „Tu was. Sag was. Bleib nicht allein.“ Es gehe ums Weitermachen in einer Gemeinschaft.

„Ehrenkodex“ der Roten Funken in Köln soll Alkohol-Auswüchsen vorbeugen

Oelsner stellte auch die Frage, ob „kornblumenblau“ zu sein tatsächlich zum Brauchtum gehören müsse. Seine Antwort: Die Vereine lebten zwar damit, dass auf ihren Veranstaltungen auch getrunken wird, sie müssten Auswüchsen aber aktiv entgegenwirken. So haben sich die „Roten Funken“ in Köln einen Ehrenkodex zugelegt: „Alkohol mit eingebauter Bremse“, und daran werde sich auch gehalten. „Es ist für die Vereine eine Lebenskunst, damit richtig umzugehen und ein Gespür für Grenzziehungen zu entwickeln.“

Pastor Ignatius Mönks gratuliert: „Habt weiter Freude, anderen Freude zu machen!“

Für einen der lustigen Einlagen des Abends sorgte als Überraschungsgast Pastor Ignatius Mönks. Der Schwittener berichtete, er sei zu dieser Rede gekommen „wie die Jungfrau zum Kinde“, wobei er gar keine Jungfrau sei – es folgte eine längere Pause –, „sondern Steinbock!“ Für die MKG als „ahle Frau“ hatte er Blömsche mitgebracht, passenderweise Kornblumen einer 75-jährigen Züchterin aus Schwitten. „Habt weiter Freude, anderen Freude zu machen!“, ermutigte er die Kornblumenblauen. Und blickte dann auch auf eine Zukunft voller Anglizismen und Gendereien: „,Die drei Wachölderkes’, das legendäre MKG-Trio, hieße heute ,The Three Gins’, und die Turmkrähen wären Turmkrähende.“ Die Gäste, zu denen neben mehreren Vertretern befreundeter Vereine mit Randall Kausch der Senatspräsident der befreundeten „Lyskircher Junge“ aus Köln zählte, sangen dann mit Mönks lauthals Karnevalshits, bevor der Geistliche schließlich mit der amtierenden Prinzessin Irina Dell eine heiße Sohle aufs Parkett legte.

„Snowman“ Martin Smith legt blitzsaubere Karnevalsnummer hin

Mendens Vorzeige-Brite Martin Smith unterhält die Wilhelmshöhe mit Englisch-Unterricht.
Mendens Vorzeige-Brite Martin Smith unterhält die Wilhelmshöhe mit Englisch-Unterricht. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Von wegen Anglizismen: Eine zum Schreien komische Gratulation brachte Menden bekanntester Brite dar: Martin Smith, der „Snowman“ aus dem Scaramouche, trainierte das Publikum erstmal in der korreken Aussprache von „Happy Birthday to you“ – bevor er alle das Ständchen singen ließ. Und wie knackig-frisch doch der Name „Menden“ klingt gegenüber dem depressiven „Iserlooohn“, auch das lernten die Narren an diesem Abend.

Auch das eine Premiere: Von der Stadt Menden gibt’s einen Wappenschal

Als Geschenk der Stadt zum Jubiläum überreichte der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Exler ein erst- und einmaliges Geschenk an den Vorsitzender Jörg Spiekermann und die Präsidenten Michael „Tuck“ Fringes: Für die MKG-Standarte gab’s einen Wappenschal in den Stadtfarben rot-gelb.

Schlussendlich dürften Mendener Karnevalisten mit „ihrem“ Wochenende ebenso zufrieden sein wie die Schützenbrüder in Schwitten – zumal am Ende noch alles zusammenging.