Menden. Der Elektroschocker der MK-Polizei zeigt bereits zwei Monate nach Beginn der Testphase Ergebnisse. Wie Taser Beamten im MK im Einsatz helfen.

Es ist ein Einsatz, der ohnehin schon kurios wirkt: Ein 16-Jähriger randaliert an der Sollingstraße in Menden in mehreren Gärten und demoliert einen Kaninchenstall. Wenig später stoppt die Polizei den stark betrunkenen Wüterich mit einem Elektroschocker. Es ist wohl der erste Einsatz des neuen Ausrüstungsgegenstandes in der Hönnestadt. Seit wann die Taser im Märkischen Kreis eingesetzt werden – und wie sie den Beamten bei ihrer Arbeit helfen sollen.

Ein Einsatzmittel zur rechten Zeit?

Es ist im Märkischen Kreis keinesfalls der erste Einsatz des neuen Hilfsmittels der Polizei. Ob es hingegen der erste Einsatz in Menden ist – das lasse sich laut Polizeisprecher Marcel Dilling nicht genau sagen. Dazu fehle es an stadtscharfen Daten. Die Bilanz der Testphase ist beim Blick auf die nackten Zahlen hingegen überzeugend.

Seit März 2023 gehören die Distanzelektroimpulsgeräte (DEIG) – wie sie im Polizeijargon heißen – zum Ausrüstungsrepertoire der Beamtinnen und Beamten. Das vorläufige Fazit: 25 Mal griffen die Einsatzkräfte bisher zum umgangssprachlichen Taser. Gleichwohl: Lediglich sechs Mal feuerten die Beamten die Geräte seither ab. „In drei Vierteln der Fälle reicht die bloße Androhung also aus“, resümiert Dilling. Der Taser kommt immer dann zum Einsatz, wenn es darum geht, gefährliche Situationen möglichst zu entschärfen, „ohne dass dabei jemand verletzt wird“. +++ Auch interessant: Gegen Gaffer und Gewalt: MK tritt der „Soko Respekt“ bei +++

Zum Repertoire der Polizei gehört neben der Dienstwaffe bislang auch Pfefferspray oder der sogenannte Einsatzmehrzweckstock (Schlagstock). Mit dem DEIG habe man nun noch mehr Möglichkeiten, um eben nicht zu drastischeren Mitteln greifen zu müssen – oder eben solchen, durch die im Zweifel auch andere zu Schaden kommen. „Das Ziel ist, die Verletzungen für Einsatzkräfte und das Gegenüber zu minimieren“, erklärt Marcel Dilling auf WP-Anfrage. Heißt auch: In engen Räumen ist es nicht unbedingt ratsam, Pfefferspray zu nutzen, da der Schwall im Zweifel auch die Polizeibeamten trifft; bei Betrunkenen oder Menschen, die unter Drogeneinfluss stehen, kann es zudem sein, dass das Pfefferspray keine Wirkung zeigt; ein Schlagstock erfordert es, in den Nahkampf zu gehen. Im Gegensatz dazu habe der DEIG bereits bei Androhung eine gewisse deeskalierende Wirkung. +++ Lesen Sie auch: Mendener in Iserlohn von Polizei mit Elektorschocker gestoppt +++

In anderen Bundesländern bereits Standard

Vor einem solchen Pilotprojekt – inzwischen sind alle Beamten im Wachdienst mit dem DEIG ausgestattet – steht allerdings eine umfangreiche, mehrtägige Schulung. Dabei geht es nicht nur um die Handhabung selbst. Die ist allen voran das kleinste Problem. Vielmehr gehe es darum, das Einsatzmittel im richtigen Moment zu nutzen, erklärt Marcel Dilling. „Das ist schon recht anspruchsvoll.“ Hinzu kommen Erste-Hilfe-Schulungen. Taser setzen den Getroffenen aus einer Distanz von mehreren Metern für mehrere Sekunden mittels Stromschlägen außer Gefecht.

Zuständig für das Pilotprojekt ist das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD) in Duisburg. „Wir in NRW wollen genau prüfen, ob sich die Geräte bewähren“, sagt Till Fürup. Der Polizeirat betreut das Projekt im LZPD als Leiter der Geschäftsführung. „Bei uns treffen die Rückmeldebögen über jeden Einsatz des DEIG ein, auch wenn der Einsatz nur angedroht wurde“, so Fürüp. In Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland gehört das DEIG bereits zur allgemeinen Ausstattung der Polizei. Weitere Bundesländer werden aller Voraussicht nach nachziehen. +++ Auch lesenswert: Mendener Polizei nimmt jungen Brandstifter (24) fest +++

Das deckt sich auch mit den ersten Rückmeldungen aus dem Märkischen Kreis, wie Marcel Dilling bestätigt. In Sachen Ausrüstung habe sich gerade in den vergangenen Jahren eine Menge zum positiven verändert, der DEIG zähle dazu.