Menden. Ohnmächtig müssen auch Familien in Menden das Erdbeben-Drama in der Türkei mitansehen. Zwei Hilfsaktionen laufen gerade in der Stadt an.
Familie Kar vom Sofra-Grill in Lendringsen hat Angst. Angst um die Angehörigen, die in Kahramanimaras leben – mitten im Katastrophengebiet nahe der türkisch-syrischen Grenze nach dem stärksten Erdbeben, das die Türkei seit 1939 heimgesucht hat. Aus dem Zentrum des Horrors berichtet der Vater, dass sie in Schlafanzügen aus den Häusern gelaufen seien, als das große Beben begann. „Sie haben sich danach in Autos geflüchtet, auch vor der schneidenden Kälte. 80 Prozent der Häuser sind eingestürzt, der ganze Ort für Hilfskräfte immer noch unerreichbar“, schildert Cigdem Kar die verzweifelte Lage. „Man kann nirgends mehr etwas kaufen, es gibt praktisch keine Medikamente. Und jetzt geht auch noch der Sprit aus, mit dem wenigsten die Heizung im Auto noch funktioniert hat.“
Hilfsgüter in Lendringsen – Große Sammlung Mittwoch ab 14 Uhr auf Battenfeldswiese
Cigdem Kar will etwas tun gegen ihre Ohnmacht, da geht es ihr wie vielen, die im Fernsehen oder im Internet die grauenhaften Bilder sehen. „Deshalb habe ich meinen Sohn gefragt, ob wir den Gastraum des Sofra-Imbisses für eine Hilfsgüter-Sammlung nutzen können“, berichtet sie. Kurz darauf erscheint am Mittwoch im Netz ihr Aufruf: „Wir sammeln Windeln, Babynahrung, Hygieneartikel, Decken – falls ihr nicht mobil seid, wäre ich auch bereit die Sachen abzuholen.“
Babynahrung und Tampons werden dringend gebraucht – Altkleider nicht
Sie selbst war da morgens schon einkaufen gefahren, „aber was ein Einzelner kaufen kann, ist ja viel zu wenig“. Inzwischen ist eine ganze Wand voll mit allem, was gebraucht wird – und was das ist, wissen sie von ihren Angehörigen vor Ort: „Das ist nicht die Kleidung. Sondern das sind vor allem Hygieneartikel, Windeln, auch für Erwachsene, Babynahrung in Gläschen, Tampons und Binden, Schmerzmittel, Verbandszeug und Decken und warme Jacken. Auch Mützen oder Handschuhe sind wichtig. Darum bitten wir die Menschen in Lendringsen und in Menden.
Ümit Akin, Jenni Gröhlich und Olaf Jäger koordinieren Mendener Hilfe
Eine weitaus größere Sammlung dürfte sich unterdessen am heutigen Mittwoch von 14 bis 17 Uhr auf Battenfeldswiese (Info-Grafik) vollziehen. Sie wurde am Dienstag gemeinsam organisiert von Ümit Akin, Chef des Döpi-Imbisses an der Ecke Unnaer Straße/Westwall, und Jenni Gröhlich, die türkische Wurzeln hat und als Stadtmarketing-Frau ganz Menden bekannt ist.
Dringende Bitte an Spender: Keine blauen Säcke! Alles muss in Kartons
Die Spendenkonten
Wer helfen will, kann unter folgenden Konten Spenden senden: Bündnis Entwicklung hilft und Aktion Deutschland hilft, Stichwort: Erdbeben Türkei und Syrien, Spendenkonto: DE53 200 400 600 200 400 600.
(spendenkonto-nothilfe.de)
Unicef, Stichwort: Erdbeben Türkei/Syrien, Spendenkonto: DE57 3702 0500 0000 3000 00 (unicef.de)
UNO-Flüchtlingshilfe, Stichwort: Erdbeben. Konto: DE78 3705 0198 0020 0088 50 (uno-fluechtlingshilfe.de)
Ärzte der Welt, Stichwort: Nothilfe Türkei/Syrien
Spendenkonto: DE06 1203 0000 1004 3336 60
(aerztederwelt.org)
Geholfen hat den beiden auch Olaf Jäger, der sich zuletzt bereits um die Ukraine-Hilfe und den Senioren-Wunschbaum zu Weihnachten verdient gemacht hatte. Auch hier wird dringend darum gebeten, keine Altkleider zu bringen, sondern ausschließlich Babynahrung, Windeln, Hygieneartikel, Decken und neue warme Jacken. Besonders wichtig: Es muss alles in Kartons verpackt sein, große Blaue Säcke können nicht angenommen werden. Und es heißt ausdrücklich: „Bitte nur die aufgeführten Utensilien verpacken, alles andere bleibt am Zoll hängen!“
Mitfühlende Worte auf der Homepage: Stadt Menden gedenkt der Opfer
Bürgermeister Roland Schröder steht unterdessen in Verbindung mit der türkisch-islamischen Gemeinde an der Grimmestraße. „Dort ist einiges in Vorbereitung“, berichtet er auf WP-Anfrage.
Die Stadtverwaltung veröffentlichte auf ihrer Homepage unterdessen einen mitfühlenden Text: „Wir möchten der Opfer der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien gedenken. Diese unvorstellbare Naturgewalt hat tausende von Häusern zum Einsturz gebracht, hat mehr als 5000 Menschen in der Region in den Tod gerissen. Das Ausmaß der Katastrophe ist noch gar nicht auszumachen, kalte Temperaturen, Nachbeben und zerstörte Infrastruktur erschweren die Rettung; Menschen müssen bei Minustemperaturen im Freien verharren und auf Hilfe warten. Wir haben in Menden zahlreiche Menschen, die aus der Türkei und aus Syrien stammen, dort Familie haben und die in diesen Tagen angsterfüllt um Verwandte und Freunde bangen. Im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Menden möchten wir denen, die Menschen verloren haben, unser Beileid und Mitgefühl aussprechen und wünschen Ihnen Stärke und Hoffnung!“
Zudem weist die Stadt auf Spendenkonten nationaler und internationaler Hilfsorganisationen hin (siehe Infobox).