Menden. Mendens Stadtarchiv ist nicht weniger als eine große Schatzkammer. Mit Peter Stunak weist nun ein neuer Mitarbeiter den Weg durch die Historie.

Zielsicher greift Peter Stunak im Keller des Stadtarchivs einen Ordner. Eine alte Ausgabe der Westfalenpost nimmt er heraus und zeigt damit, dass er sich an seinem neuen Arbeitsplatz schon gut auskennt. Peter Stunak ist das neue Gesicht im Stadtarchivs, nachdem Dietmar Treese in den wohlverdienten Ruhestand gegangen und die Stelle an der Seite von Stadtarchivar Stephan Reisloh neu ausgeschrieben wurde.

35 Jahre lang war Dietmar Treese im Stadtarchiv tätig, Peter Stunak kann erst wenige Tage vorweisen. Seine Stelle hat er zum Jahresbeginn angetreten – und doch findet er sich schon gut zurecht inmitten der unzähligen historischen Schätze um ihn herum. Der Neue freut sich auf die Herausforderung in Menden und besonders auf die Zusammenarbeit mit Stephan Reisloh. Zuletzt war der Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste mit dem Schwerpunkt Archiv nämlich weitgehend auf sich allein gestellt.

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Er übernahm die Verantwortung im Archiv der Gemeinde Holzwickede. „Da war niemand“, erinnert er sich. Eine Kollegin der Gemeindeverwaltung hatte einen Zehn-Prozent-Anteil ihrer Stelle im Archiv – kaum nennenswert für die Arbeit, die in einer solchen Einrichtung anfällt. Der Ruf aus Menden ereilte ihn, er bewarb sich um die freie Stelle und freut sich spürbar, jetzt in der Hönnestadt zu wirken. Im Mendener Stadtarchiv ist er unter anderem für das historische Zeitungsarchiv zuständig. Kein Wunder also, dass er sich in den Rollregalen im Keller bereits gut zurechtfindet.

Digitalisierung ist großes Thema

Das Ablegen, Sortieren und Bewahren von Zeitungen ist aber nur ein sehr kleiner Teil der Herausforderungen, vor denen Stadtarchive wie das in Menden stehen. Das weiß auch Stephan Reisloh. Das Thema Digitalisierung ist ein großes. Natürlich werden auch Zeitungen längst digitalisiert, doch das Stadtarchiv am Westwall verfügt auch über viele andere Medien. „Wir haben zum Beispiel auch viele Filme oder CDs“, nennt der Stadtarchivar ein Beispiel. Das alles zu digitalisieren und die bestmögliche Bild- und Tonqualität zu erhalten, ist eine große Herausforderung.

Peter Stunak brennt darauf, bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu helfen. Der 49-Jährige interessiert sich seit jeher für Geschichte, befasst sich damit auch in seiner Freizeit. Diese Leidenschaft muss wohl mitbringen, wer in einem Stadtarchiv nicht nur Arbeiten erledigen, sondern auch Nutzer für die historischen Schätze begeistern will.

Mendens Stadtarchivar Stephan Reisloh (links) freut sich, dass er nun mit Peter Stunak einen kompetenten Mitarbeiter an seiner Seite hat.
Mendens Stadtarchivar Stephan Reisloh (links) freut sich, dass er nun mit Peter Stunak einen kompetenten Mitarbeiter an seiner Seite hat. © WP | Dirk Becker

Die Nutzergruppe, die das Stadtarchiv nutzt, ist bunt gemischt. Neben Heimatforschern kommen immer wieder auch Menschen, die ihrer Familiengeschichte auf den Grund gehen wollen. Vereine suchen Dokumente für Festschriften bei Jubiläen, Schulklassen erkunden das Archiv mit viel Neugier. Und dann gibt es noch die Menschen, die nichts suchen, sondern etwas bringen wollen: Alte Dokumente, die oft aus Nachlässen stammen, oder Bücher und Fotografien.

„Natürlich freuen wir uns darüber“, sagt Stephan Reisloh. Was dem Archiv angeboten wird, sichten er und Peter Stunak. Dann muss eine Archivakte dafür erstellt werden. Wer etwas sucht, soll mit den richtigen Stichworten von den Fachleuten im Archiv schnell zu den passenden Dokumenten geführt werden.

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Das Problem: Langsam wird der Platz knapp. Denn es sind ja nicht nur solche Schenkungen und die täglich abzulegenden Tageszeitungen, die die Regale füllen. Vor allem sind es Akten der Stadtverwaltung, die gesichtet werden müssen. „Im Rathaus lagern noch viele Akten, die wir nun nach und nach hier herüber holen müssen. Dabei sind auch Fristen zu beachten“, weiß Reisloh.

„Mehr Platz“ – das wäre Reislohs großer Wunsch. Im Kölner Stadtarchiv hat er gesehen, wie viele unterschiedliche Klimazonen es dort gibt, um alles optimal zu lagern. Am Westwall gibt es zwei: die im Erdgeschoss und die im Keller. Als der im Juli 2021 ein Opfer des Hochwassers wurde, blieben die Schäden glücklicherweise gering. Das meiste konnte schnell höher gelagert werden, feuchte Dokumente wurden entsäuert und sind weiter nutzbar.

Keine Lösung für digitales Erbe

Eine bislang ungeklärte Frage ist die, wie das digitale Erbe der Stadt Menden gelagert werden soll. Für immer mehr Prozesse – etwa beim Standesamt – werden keine Akten mehr angelegt. Die Dateien zu sichern, wird eine große Herausforderung, weil die unterschiedlichen Systeme miteinander kompatibel gemacht werden müssen.