Menden. Gewölbte Spiegel an der Ampel gegen „tote Winkel“: Fünf davon sollten an Mendener Kreuzungen hängen. Doch Straßen NRW macht da nicht mit.

Um Leben und Gesundheit von Radfahrern in Menden besser zu schützen, hatten die städtischen Verkehrspolitiker bereits vor gut einem Jahr einstimmig beschlossen, an fünf vielbefahrenen Kreuzungen im Stadtgebiet sogenannte „Trixi-Spiegel“ anbringen zu lassen. Doch die Stadt hat diese Rechnung ohne den Landesbetrieb Straßen NRW gemacht, der an allen fünf Kreuzungen der sogenannte „Straßenbaulastträger“ ist. Als Besitzer dieser Straßen hat der Landesbetrieb die Anbringung aller fünf Spiegel glatt abgelehnt – vor allem, weil nicht klar sei, wer die Spiegel pflegen oder reparieren würde. Und das, obwohl die Stadt bereit gewesen wäre, die Kosten zu übernehmen.

In der Mendener Politik bleibt es beim Bedauern: „Schade. Sehr schade.“

Wie Trixi-Spiegel funktionieren

Trixi-Spiegel sind eine spezielle Form von Verkehrsspiegeln.

Ein kleiner Konvexspiegel wird direkt am Ampelmast angebracht. Durch seine Wölbung erfasst er einen vergrößerten Blickwinkel der Straße. So wird der „tote Winkel“ deutlich reduziert.
Allein in München sind 550 Trixi-Spiegel im gesamten Stadtgebiet an Ampelmasten angebracht, um die Verkehrssicherheit vor allem für Radfahrerinnen und Radfahrer zu erhöhen.

Erfunden hat den Spiegel ein Familienvater, dessen Tochter von einem Lkw angefahren wurde.

Die Mendener Politik reagierte auf das unerwartete Nein eher zurückhaltend: „Schade. Sehr schade“, sagte etwa Ingo Günnewicht von der SPD in der jüngsten Sitzung des Fachausschusses für Öffentliche Sicherheit und Ordnung. Dabei sorgen die Spiegel, wie die Stadt zuvor selbst herausgestellt hatte, für eine im Zweifel lebensrettende Übersicht. Denn sie bringen den berüchtigten „toten Winkel“ in den Blick. Das ist immer dann wichtig, wenn Radfahrer oder E-Scooter mit Lkw als Rechtsabbieger an der Ampel anfahren oder nebeneinander abbiegen. Die Spiegel machen Radler sichtbar und sollen so Unfälle beim Abbiegen verhindern, die für den schwächeren Verkehrsteilnehmer selten gut ausgehen.

Landesbetrieb interessiert vor allem eine Frage: „Wer zahlt?

Der Mendener Fachausschuss hatte daher einem Bürgerantrag folgen wollen: Man beschloss, fünf ortsfeste Spiegel an den Kreuzungen Märkische Straße/Untere Promenade, Bräukerweg/Galbreite, Bräukerweg/Bismarckstraße, Iserlohner Landstraße/Balver Straße und Fischkuhle/Rampe Westtangente zu installieren. Die Stadtverwaltung wandte sich mit dem Ansinnen an den Landesbetrieb als Besitzer der Straßen: Man bitte um die Erlaubnis, die Spiegel an den entsprechenden Masten „in eigenem Namen und auf eigene Kosten“ anbringen zu dürfen.

Die Antwort: Nein.

Trixi-Spiegel angeblich anfällig für Verschmutzung und Vandalismus

Der direkte Blick in einen Trixi-Spiegel in Lippstadt aus der Fahrerperspektive: Fuß- und Radweg sowie das Geschehen vor dem Fahrzeug sind gut sichtbar. Straßen NRW sieht das nicht so.
Der direkte Blick in einen Trixi-Spiegel in Lippstadt aus der Fahrerperspektive: Fuß- und Radweg sowie das Geschehen vor dem Fahrzeug sind gut sichtbar. Straßen NRW sieht das nicht so. © WP | Julia Scharte

Zum einen hätten Trixi-Spiegel „lediglich sicherheitsverbessernde Wirkungen und lösen daher nicht die Gesamtproblematik des Rechtsabbiegerkonflikts mit dem Radfahrer“, erklärte Straßen NRW. Die Spiegel zeigten die Verkehrslage obendrein verkleinert und womöglich verzerrt. Zudem seien viele Nachteile der Spiegel bekannt: Sie seien anfällig für Verschmutzung und Vandalismus durch Aufkleber oder Graffiti.

Straßen NRW: Was passiert bei Unfall?

Die Unterhaltung und die Instandsetzung seien daher „kostenmäßig problematisch, hier stellt sich die Frage, wer dafür aufkommt. Es ist ja der Wunsch der Stadt“, heißt es in einer Stellungnahme von Straßen NRW. Und weiter: „Wer überprüft, ob die Spiegel sauber und intakt sind?“ Als nächste Frage dränge sich auf: „Wie wird in Fällen eines Unfallschadens am Masten, an dem so ein Spiegel angebracht ist, verfahren? Wer zahlt? Fragen über Fragen, die im Vorfeld alle geklärt werden müssten.“ Daher sei das Ansinnen trotz des Mendener Beschlusses abzulehnen.

All das scheint man in anderen Bundesländern völlig anders zu sehen. Allein im Stadtgebiet von München stehen 550 Trixi-Spiegel (siehe Infobox).

Stadt kann sich über das Nein des Landesbetriebs nicht hinwegsetzen

Die Mendener Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt traute sich immerhin, anders als die Politiker, an einen rebellischen Gedanken: Aber weil es sich bei sogenannten Trixi-Spiegeln nicht um klassische Verkehrszeichen handelt, „darf sich die Stadt auch nicht einfach über das Nein des Landesbetriebs hinwegsetzen“, berichtete sie.

Aus diesem Grund könne der gefasste Beschluss „im Ergebnis nicht umgesetzt werden“.

.