Menden. Ein Theaterspiel über die Nacht – und was sie aus Menschen macht: Das junge Mendener „Ensemble 21“ zeigt im MAT unvergessliche Szenen.

„Die Nacht hat ihre eigenen Gesetze“, hallt es zu Beginn durch den stockdunklen Theatersaal. Denn in der Nacht wird geliebt und gemordet, gelacht und geweint, gesungen und gebetet, geglotzt, geworben, gefeiert und geträumt. Auch Gruseliges. Und sehr Gruseliges. All das spielen jetzt im Mendener Amateurtheater zwölf junge Leute: das „Ensemble 21“.

Entführung, Werbespot, Dämonen: Zuschauer im Schleudergang

Das Publikum, das sich zu ihrem Stück „22/6“ im Saal niederlässt, findet sich unmittelbar im Schleudergang wieder, der nicht mehr abgeschaltet wird. Anfangs lauscht man einer Art Hörspiel mit echten Nachrichten-Versatzstücken zu entführten jungen Frauen, es folgt eine Kneipenszene samt Skatrunde und Beinah-Schlägerei. Mal feiert man fröhlich Weihnachten, mal erscheinen einem Pärchen in einer Séance huschende Dämonen. Mal löst der deutsche Michel samt Gattin sein Kreuzworträtsel, mal gibt es einen Werbespot, die Titanic lässt grüßen, dann stehen dem Publikum zwölf junge Leute im Kerzenschein lange Zeit gegenüber, in wahrhaft unheimlichem Schweigen.

Drei Szenen, eine Bühne – Nächtliche Gewalt in allen Spielarten

Eine Bühne reicht nicht aus: Mal läuft der Beamer mit, mal spielen das MAT-„Ensemble 21“ drei Szenen gleichzeitig. 
Eine Bühne reicht nicht aus: Mal läuft der Beamer mit, mal spielen das MAT-„Ensemble 21“ drei Szenen gleichzeitig.  © Thomas Hagemann

Als wäre all das nicht Abwechslung genug, teilt sich die kleine Bühne unterwegs noch mehrfach in Sektoren auf: In der Mitte wird ein Mann vergiftet, links und rechts von ihm spielen sich Einbruch und Vergewaltigung ab. Geht es in einer der Szenen voran, frieren die beiden anderen augenblicklich ein. Oder es wird aus dem dicken Buch die Geschichte einer enttäuschten Liebe verlesen, während das Beamer-Video daneben alle Szenen zeigt, monochrom und synchron. Wenn zwölf junge Leute zwischen 19 und 25 die Nacht zum Thema machen, dann wollen viele vieles sagen, eine einzige Bühne reicht da mitunter nicht.

Ein Jahr Probezeit für elf junge Leute und ihren Regisseur

Seit einem Jahr ist jeder Sonntag ein Probetag für Michelle Butterbach, Kira Brenne, Jasmin Grünschläger, Simon Großerhode, Viktoria Denguth, Luca Zedda, Max Ebbing, Merle Forell, Lukas Meier, Isabell Kreisel und Michael Roloff. Vier Stunden lang hat ihr Regisseur Daniel Kreisel sie auf Trab gehalten – „mindestens vier“, wie sie später lachend berichten.

Abendkasse für Premiere am heutigen Samstag um 20 Uhr

Umgeschrieben haben sie ihr Stück dabei auch immer wieder, doch jetzt ist es so weit. Und was immer dieses junge Stück ist: Langweilig ist es keine einzige Sekunde, das zeigt die Generalprobe am Freitagabend. Zur Premiere am heutigen Samstag ab 20 Uhr gibt es noch Tickets an der Abendkasse an der Fröndenberger Straße 40. Der Eintritt beträgt 15 Euro, und er ist jeden Cent wert für Menschen, die im Theater etwas Neues entdecken und erleben wollen.

Weitere Aufführungen freitags und samstags an den folgenden drei Dezember-Wochenenden, jeweils ab 20 Uhr im MAT, Ausnahme: Am Samstag, 4. Dezember, hebt sich der Vorhang bereits um 17 Uhr.