Menden. Bericht mit Überraschungen: Welche Stadt-Gebäude verbrauchen am meisten Gas und Strom? Das Hallenbad ist es jedenfalls nicht.

Viele Überraschungen birgt eine Liste der gemessenen Jahresverbräuche für Erdgas und Strom jedes einzelnen städtischen Gebäudes in Menden, die der städtische Immobilienservice Menden (ISM) kürzlich vorgelegt hat. Wer hätte vor dieser Sisyphos-Arbeit gedacht, dass der prozentuale Anteil am Gesamtverbrauch der Stadt beim Heizen mit Gas nicht etwa im Hallenbad am höchsten liegt. Sondern mit fast zehn Prozent am Hönne-Gymnasium mitsamt seiner Sporthalle. Knapp gefolgt vom neuen Rathaus – und dann erst vom angeblichen Höchstverbraucher Hallenbad mit 8,9 Prozent des städtischen Gasbedarfs. In Kilowattstunden (kWh) bedeutet das: Das Hönne-Gymnasium verheizte im Jahr 2021 annähernd eine Million kWh Gas und liegt damit an der Spitze der städtischen Energieschleudern. Das Rathaus war mit gut 935.000 dabei, das Hallenbad folgt auf Platz 3 mit 880.000.

Realschule und Gesamtschule liegen noch knapp vor Feuer- und Rettungswache

Die weiteren eher unrühmlichen Ränge belegen die Realschule mit 780.000, die Gesamtschule mit etwa 727.000 sowie die Feuer- und Rettungswache mit gut 653.000 kWh im Jahr. Mit 420.000 Kilowattstunden steht auch die Stadtbücherei weit oben, was indes auf den Standort im Alten Rathaus zurückzuführen sein dürfte. Das zentrale Mendener Denkmal dürfte beim Faktor Energieeffizienz denkbar schlecht abschneiden.

Ganz alte Gebäude bestrafen Gassparen schnell mit Schimmel

Also gilt auch hier das Gebot der Fairness: Steinalte Gebäude sind meist per se nicht so dicht wie moderne, es kommt auf Größe, Höhen und Zuschnitte der Räume ebenso an wie auf die zu beachtenden Restlaufzeiten älterer Heizungen und vielem mehr. Ein Punkt ist laut Martin Niehage, dem Chef des städtischen Immobilienservices, auch die Schimmel-Problematik: „Es gibt Gebäude, da ist der Schimmel mit entsprechenden substanziellen Schäden ganz schnell da.“ So heize man im alten Hospiz an der Vincenzkirche, dem ältesten bestehenden Gebäude in Menden überhaupt, besser auch weiterhin so hoch, dass der Schimmel keine Chance bekommt. Für die meisten Stadtgebäude – auf Amtsdeutsch „Arbeitsplätze in kommunalen Nichtwohngebäuden“ – gelte bundesweit die 19-Grad-Regel. Ausnahmen sind Kitas und Schulen sowie alle Räume, die denen Kinder sonst noch betreut werden.

Voll mit PC-Technik: Rathaus ist mit Abstand der hungrigste Stromfresser

Vom Gas zur Elektrik: Absoluter Stromfresser der Stadt ist mit einem Anteil von mehr als einem Fünftel des gesamten städtischen Verbrauchs das neue Rathaus. Was nach Einschätzung von Martin Niehage hier nicht nur mit der Größe des Gebäudes zu tun hat, sondern vor allem mit dem vielfach stark unterschätzten Stromverbrauch der darin massenhaft verwendeten EDV. Auch das Hönne-Gymnasium hat Computer, doch beim Strom kann es mit dem Verwaltungstempel nicht annähernd mithalten: Mit 138.000 kWh verbrauchter elektrischer Energie liegt das Gymnasium weit hinter dem Rathaus, wo 450.000 Kilowattstunden draufgingen – mehr als drei Mal so viel.

Zweiter Platz beim Stromverbrauch für die Feuer- und Rettungswache

Wie einsam das Rathaus hier führt, zeigt auch der deutliche Abstand zum zweitplatzierten Stromverbraucher: Die Feuer- und Rettungswache am Ziegelbrand liegt mit knapp 154.000 kWh beim Strom klar dahinter. Es folgen das Hönne-Gymnasium und das Hallenbad mit 134.000 Kilowattstunden Strom.

Sonnenstrom auf Gerätehäusern soll Energiebilanz der Feuerwehr stark verbessern

Die Energiebilanz der Feuerwehr soll indes in Kürze deutlich besser aussehen – „wir wollen die neueren Gerätehäuser alle mit Photovoltaik auf dem Dach ausstatten“, sagt Niehage. Auch die Schulgebäude schaue man sich genauer an: „Am Bieberberg, wo die Josefschule künftig einziehen soll, wird die Sporthalle noch über das Schulgebäude mitgeheizt – hier wird geprüft, ob eine autarke Beheizung der Halle bessere Ergebnisse bringt.“

Neue Rathaus-Thermostate: Im Privathaushalt tun es auch Zeitschaltuhren

Gibt es aus alledem auch Erkenntnisse für Privathaushalte? Wenn etwa das Rathaus jetzt 270 Thermostat-Ventile mit Sensoren für die Raumluftfeuchte erhält, ist das auch eine Alternative für Wohnhäuser? Eher nicht, meint Niehage. „Ich selbst habe zuhause Thermostat-Ventile, an denen ich die jeweilige Heizzeit einstellen kann. Das ist gut und praktikabel.“