Niederbarge. Das gibt’s nur auf dem Land: Nachbarn erneuern ihren Kindheitstreff, die „Grüne Bude“ in Niederbarge. Und dürfen vom Landesgeld auch feiern.
Es gibt Geschichten, die gibt’s so wohl nur auf dem Land. Am Wochenende haben einige Nachbarn aus Niederbarge in einer einmaligen Aktion ihre alte, ausgediente Bushaltestelle im Dorf wieder aufpoliert. Zum einen, weil das mit Graffiti besprühte Häuschen längst zum Schandfleck verkommen war. Und zweitens, weil das allen besonders weh tat, die hier, in ihrer „Grünen Bude“, als Kinder einst auf den Schulbus warteten. Und sich später als Jugendliche abends hier trafen – weg von den nervigen Erwachsenen.
Eine Bude mit Geschichte(n): Vom Jugendtreff zum Schandfleck
Heute sind sie alle selber groß, sind Nachbarn an den Straßen Tiergarten und Steinbergweg – und kamen auf die Idee, ihrer „Grünen Bude“ wieder Leben einzuhauchen. Die neue Optik sollte farblich die alte sein: „Damals, in den Anfängen, war die Grüne Bude eine grün angestrichene Holzhütte“, erinnert sich Anwohner Karsten Pohl. Später wurde sie in Beton neu errichtet und war bald ein beliebter Treff der Dorfjugend. Schließlich aber hielten Busse hier immer seltener, bis sie ganz ausblieben. Dafür kamen die Sprayer, und die Stadt ließ die Bude irgendwann links liegen. All das mochten die Anlieger nicht mehr tatenlos mitansehen.
Stadtverwalter Sven Haja stöbert das Förderprgramm des Landes auf
Land NRW will Engagement belohnen
Die NRW-Landesregierung startete im letzten Jahr mit ersten Maßnahmen zur Umsetzung ihrer „Engagement-Strategie“. Damit soll ehrenamtliche Arbeit ausdrücklich wertgeschätzt und belohnt werden.
Hierzu gehört auch das Förderprogramm „2000 mal 1000 Euro für das Engagement“, das auch 2022 fortgesetzt wird.
Das Schwerpunktthema lautet „Gemeinschaft gestalten – engagierte Nachbarschaft leben“. Ausdrücklich inbegriffen ist auch eine Nachbarschafts-Party.
Und manchmal ist es dann praktisch, einen Vereinsmenschen als Nachbarn zu haben, der als Verwalter im Rathaus arbeitet. Stadtjugendpfleger Sven Haja hatte dort vom Landesprogramm „2000 mal 1000“ für nachbarschaftliches Engagement gehört. Er stellte den Förderantrag für die „Grüne Bude“ – und hatte Erfolg. „Wir haben die 1000 Euro tatsächlich bekommen“, bestätigt Karsten Pohl. Und dann ging’s los: „Von den 1000 Euro haben wir die Materialien gekauft, die Bude dann gereinigt, grundiert und in Grün-Weiß gestrichen, haben Metallteile ersetzt und einen Balken als neue Sitzbank installiert“, erzählt Pohl.
Als Krönung eine „Skyline“ von Barge und Brockhausen
Die Krönung aber ist zweifellos die „Skyline“: eine Platte aus Plexiglas, die an der Rückwand der Bude angebracht ist. „Sie zeigt einen Mix aus Barge und Brockhausen“, schmunzelt Sven Haja. So sind die Barger Kirche St. Johannes Baptist und das Adolph-Sauer-Gemeindehaus ebenso zu sehen wie die Brockhauser Vogelstange. Und fertig war ein hübscher neuer Treff.
Abschlussfeier ganz offiziell auf Staatskosten: „Auch das können wir!“
Die ganze Aktion mündete nach zwei Tagen am letzten Samstag dann in die Nachbarschaftsparty, die ausdrücklich Teil der Förderung ist. So durften die fleißigen Nachbarinnen und Nachbarn miteinander ganz offiziell auf Staatskosten feiern – als Belohnung und Anerkennung. „Und das haben wir auch getan, das können wir nämlich auch“, lachen Pohl und Haja.
Kommt die Grüne Bude den Elektro-Dorfbus noch mal zu neuen Ehren?
Bleibt die Frage, wie die „Grüne Bude“ künftig genutzt werden soll. Vielleicht wird sie ja tatsächlich wieder ein Treff für Kinder und junge Leute. Dass hier nochmal eine Linie entlangfährt, mag eher unwahrscheinlich erscheinen – doch wer weiß? Die Stadtwerke suchen bekanntlich ein Test-Dorf für einen unbemannten Elektro-Dorfbus, den man per Handy heranrufen kann. In Niederbarge wäre die Haltestelle dafür schon vorhanden. Und sonst, sagt Sven Haja, ist es doch zumindest ein Denkmal dafür, dass auch durch Niederbarge einmal ein Linienbus fuhr.