Menden. Der Mendener Abiturient Jan Moritz Brinkschulte (18) erfüllt sich einen Traum und fährt per Segelboot in die Karibik.

Vor wenigen Wochen erst hat Jan Moritz Brinkschulte sein Abitur am Walburgisgymnasium abgelegt – mit einem Schnitt von 1,0. Nun steht der 18-Jährige in den Startlöchern für eine Segeltour in die Karibik. Insgesamt wird der Mendener rund 10.000 Kilometer per Segelschiff zurücklegen.

Du bist zurzeit in Kroatien. Von wo nach wo fährst du?

Jan Moritz Brinkschulte: Wir sind Ende Juni mit dem Auto von Menden nach Kroatien gefahren. Zurzeit sind wir in Zadar und liegen hier vor Anker. Unser Ziel ist die Karibik – wahrscheinlich erst mal eine der vielen kleinen Inseln, vielleicht zuerst Barbados.

Jan Moritz Brinkschulte (links) ist bei seiner Tour in die Karibik mit zwei weiteren Seglern unterwegs - Jan Even (27, Mitte) und Elias Karaca (19). 
Jan Moritz Brinkschulte (links) ist bei seiner Tour in die Karibik mit zwei weiteren Seglern unterwegs - Jan Even (27, Mitte) und Elias Karaca (19).  © Privat | Privat

Du bist ja nicht alleine unterwegs auf deiner Reise. Wer begleitet dich und wie habt ihr euch kennen gelernt?

Ich habe im Internet bei einer Crew-Börse einen Beitrag geschrieben und meine beiden Mitsegler dadurch kennen gelernt. Meine größte Sorge war, dass das nicht passt, weil wir uns ja vor dem Kauf des Boots nicht persönlich kannten. Das ist aber zum Glück nicht so, wir verstehen uns super.

Woher kommt das Boot?

Wir haben das Boot in Kroatien gekauft, wo es in einer kleinen Marina lag. Dann sind wir mit dem Boot ans Festland gefahren nach Biograd. Mit einem Kranwagen wurde es dann aus dem Wasser geholt. Ein Gutachter hat sich den Rumpf angesehen und das Boot durchgecheckt. Es ist zwar alt, aber gut erhalten und vor allem sicher.

Von Kroatien in die Karibik.
Von Kroatien in die Karibik. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW Anbieter / Credit* | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Und wie ist euer Zeitplan?

Unser Plan ist, dass wir am 26. Juli losfahren. Dann fahren wir durchs Mittelmeer Richtung Südkroatien. Anschließend geht es weiter nach Süditalien, die Straße von Messina und Sardinien, dann zu den Balearen und nach Südspanien. Dort haben wir Zeit eingeplant, falls wir etwas reparieren müssen. Dann geht es weiter durch die Straße von Gibraltar, an Marokko vorbei, dann Richtung Kanaren. Wir planen, dass wir Anfang November auf den Kanaren sein wollen, da dann die ARC – das ist die Atlantic Rally for Cruisers - stattfindet. Etwa Ende November fahren wir dann von den Kapverden über den Atlantik Richtung Karibik. Da wollen wir etwa Mitte Dezember ankommen.

Online den Standort verfolgen- Amelija.de

Das Segelboot, mit dem Jan Moritz Brinkschulte und seine beiden Begleiter in die Karibik fahren, ist 12,35 Meter lang und 3,20 Meter breit. Es kommt aus der französischen Werft Amel und wurde 1976 gebaut.

Die Segler berichten in einem Blog auf einer eigenen Internetseite über ihr Segel-Projekt.

Dort kann auch der Standort des Schiffes verfolgt werden: Amelija.de

Wenn man sich die Strecke auf einer Landkarte anschaut, ist zwischen den Kapverden und den ersten Karibik-Inseln ziemlich viel Wasser. Was macht ihr denn, wenn es einen Notfall geben sollte?

Wir werden etwa zwei Wochen nur auf See sein. Aber natürlich bereiten wir uns gut vor. Wir haben zum Beispiel eine Bord-Apotheke angelegt mit den wichtigsten Medikamenten, die frei verkäuflich sind. Außerdem können wir in einem Notfall übers Satelliten-Telefon einen Notruf absetzen.

Aber ein Krankenwagen wäre nicht in wenigen Minuten bei euch.

Nein, das natürlich nicht, da muss man schon ein paar Stunden oder vielleicht auch ein paar Tage einplanen. Aber wir sind alle jung und fit und hoffen, dass nichts passiert.

Macht so eine Situation, dass du vom nächsten Krankenhaus im Zweifel weit entfernt sein könntest, Angst?

Nein, Angst nicht. Wenn ich da Angst hätte, dann dürfte ich nicht fahren. Aber man sollte sich des Risikos bewusst sein, ich habe Respekt, und wir bereiten uns gut auf alles vor.

Kannst du dafür ein Beispiel nennen?

Ein Risiko ist, über Bord zu gehen. Wir tragen deshalb Automatik-Rettungswesten, die sich öffnen, wenn man ins Wasser fällt oder man kann das auch manuell auslösen. Die Westen haben sogar ein Rettungslicht, so dass man bei Nacht gesehen würde. Und es gibt einen integrierten Gurt, mit dem man sich – wie beim Klettern – einhaken kann.

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Wie ernährt ihr euch, wenn ihr länger nicht an Land gehen könnt?

Wir kaufen haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder auch mal Dosen. Aber wir achten auch darauf, dass wir frische Sachen wie Gemüse einkaufen.

Das Segelboot, mit dem du unterwegs sein wirst, hieß ursprünglich „Habgier“. Weißt du, warum der Vorbesitzer das Boot so genannt hat? Und warum heißt es jetzt „Amelija“?

Nein, das weiß ich nicht. Aber für uns stand fest, dass der Name auf alle Fälle geändert werden muss. „Amelija“ setzt sich zusammen aus dem Namen der französischen Werft Amel, aus der das Boot stammt, und unseren drei Vornamen Elias, Jan, und Jan Moritz - Amelija für Elias, Amelija für Jan und Amelija für Jan Moritz.

Was macht ihr Drei, wenn ihr in der Karibik angekommen seid?

Wir werden auf alle Fälle die Wintermonate dort bleiben. Da gibt es unzählige Inseln, die man sich ansehen kann. Das ist ein traumhaftes Segelrevier mit tollen Temperaturen auch im Winter. Ab Mai/Juni beginnt dort die Hurrikan-Saison, dann sollten wir nicht mehr in der Karibik sein.

Und dann fahrt ihr irgendwann wieder zurück?

Das steht noch nicht abschließend fest. Entweder fahren wir über die Nordroute zurück nach Europa, das wäre aber sehr anspruchsvoll, weil es da – anders als bei unserer Hinfahrt – die Passatwinde, die für beständige Windverhältnisse sorgen, nicht gibt. Oder meine beiden Begleiter segeln noch weiter, und ich fliege nach Hause. Oder wir verkaufen das Boot vor Ort.

Und wie geht es danach für dich weiter?

Ich will ab Herbst nächsten Jahres Elektrotechnik und Informationstechnik studieren – in Aachen, wo meine beiden besten Freunde ab diesem Jahr studieren.

Seit wann segelst du?

Mein Onkel hat mich dazu inspiriert. Ich habe das Segeln mit neun Jahren in einer Segelschule gelernt und dann immer weiter gemacht.

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Was ist deine Motivation für die Reise? Warum wirst du die nächsten Monate auf einem Segelboot verbringen?

Das Segeln macht mir unheimlich Spaß, weil man sich im Wind und in der Natur bewegt. Diese Ruhe, wenn nur das Wasser zu hören ist, das ist einfach toll. Und natürlich ist es eine Herausforderung, dass man diese Strecke aus eigener Kraft schafft. Wir werden sicher in viele Situationen kommen, in denen man selbst eine Lösung finden muss. Das haben wir jetzt schon festgestellt, wo wir eine Wasserpumpe und ein Loch im Boiler reparieren mussten. Den Traum, mit einem Segelboot in die Karibik zu fahren, hatte ich schon sehr lange. Und jetzt, nach dem Abi, ist einfach der beste Zeitpunkt, dass die Reise möglich ist. Natürlich werden mir meine Familie und meine Freunde fehlen, aber es gibt ja zum Glück Telefon und Internet.