Menden. Mit der Fusion soll Altlast der Sparkasse Menden verschwinden: Von 14,6 Millionen aus Rettungsschirm will Verband die Hälfte erlassen.

Der Zweckverband der Sparkasse Märkisches Sauerland Hemer-Menden soll dem Verband in Arnsberg-Sundern beitreten – als Teil der Fusion beider Geldhäuser: Dem hat der Mendener Stadtrat am Dienstagabend mit großer Mehrheit zugestimmt, bei zwei Gegenstimmen der Grünen. Die Fusion der beiden Sparkassen soll laut dem Vorstandsvorsitzenden Dietmar Tacke bis 30. Juni 2023 abgeschlossen sein. Der Rettungsschirm nach der Beinahe-Pleite der alten Sparkasse Menden könnte aufgelöst werden.

Wie Bürgermeister Roland Schröder eingangs erklärte, machten die lange Niedrigzinsphase und die Digitalisierung von Bankdienstleistungen kleineren Sparkassen das Überleben schwer. Zugleich blieben Sparkassen wichtig für das lokale Gefüge in den Städten. Man beobachte in ganz Deutschland starke Fusionsbewegungen, „und nun sind wir auch dabei“. Und es sei „immer gut, wenn Partner sich finden zu einem Zeitpunkt, wenn beide Partner stark sind und nicht, wenn es einem Partner schon schlecht geht“. Beide Geldinstitute seien im Markt gut aufgestellt, ihr Zusammengehen erfolge auf Augenhöhe. Schröder: „Wir wollen die Sparkasse dauerhaft und zukunftssicher aufstellen.“

Menden-Arnsberg würde zur drittgrößten von 18 Sparkasse in Südwestfalen

Dietmar Tacke stellte den Politikern eine Marktbetrachtung vor, die mehrere vollendete oder laufende Fusionenprozesse bei Sparkassen und Volksbanken in der Region zeigen. Verschmelzungen gibt es demnach bei den Sparkassen Dortmund-Schwerte, Soest-Lippstadt, Hagen-Lüdenscheid oder Paderborn-Höxter – mit teils riesigen Bilanzsummen oberhalb der Zehn-Milliarden-Marke. Tacke: „Wir gehen da in neue Betriebsgrößen, die aus vielerlei Hinsicht notwendig sind.“ Die neue Sparkasse Arnsberg-Sundern wäre mit einer Bilanzsumme von rund drei Milliarden Euro die drittgrößte von 18 in Südwestfalen.

Die neue Sparkasse verfügte über ein zusammenhängendes Geschäftsgebiet, in dem lediglich Balve fehlt, das vor vielen Jahren in der Vereinigten Sparkasse aufging. Die Fusion mit Arnsberg-Sundern schaffe eine Mindestbetriebsgröße und ermögliche weiterhin die Präsenz vor Ort, sagte Tacke. Großkunden, „und die haben wir hier in Menden reichlich“, könnten dank eines verdoppelten Kreditvolumens besser begleitet werden. Zukunftsmärkte wie Plattform-Geschäft oder Baufinanzierung könne man besser in Angriff nehmen.

Sparkassen-Kunde heute einmal im Jahr in Filiale, aber täglich in der App

Zur Präsenz der Sparkassen vor Ort sagte Tacke: Bundesweit sei ein Sparkassen-Kunde heute im Schnitt nur noch einmal pro Jahr in der Filiale, aber mehrmals täglich in der Konto-App zu finden. Dem müsse man sich stellen. Den Städten stellte er signifikant höhere Gewerbesteuereinnahmen in Aussicht. Auch für das eigene Personal werde die große Sparkasse attraktiver: So sei eine qualifizierte Expertin nach Bekanntwerden der Fusion zur eigenen Sparkasse zurückgekehrt, zwei weitere hätten angesichts der neuen Betriebsgröße ihre Kündigungen zurückgezogen. Und: Die sonst möglichen Kündigungen wegen Doppelstrukturen soll es hier offenbar nicht geben: „Seit zig Quartalen“ hätten sich beide Häuser auf die Fusion vorbereitet, „und es ist eigentlich kurios, aber wir haben kaum noch personelle Überhänge, so dass wir auch da sehr gut und sehr schnell durchstarten können.“ Über Altersteilzeitmodelle und Pensionen soll offenbar vieles abgefangen werden. Auszubildenden werde man interessante Perspektiven bieten können. In allen Gremien des neuen Hauses werde es eine faire 50:50-Besetzung geben, obwohl Arnsberg-Sundern etwas größer ist: „Wir müssen uns immer einigen.“

Vorstandschef Tacke lobt „Riesen-Zusatzeffekt“ durch Aufhebung des Rettungsschirms

Den Rettungsschirm von 20 Millionen Euro aus dem Zusammengehen der Sparkasse Hemer mit der 2008 völlig heruntergewirtschafteten Sparkasse Menden habe man bis heute bereits auf 14,6 Millionen Euro vermindern können. Jetzt kann diese Altschuld mit einem Mal abgetragen werden: Mit dem Sparkassenverband sei vereinbart worden, dass der Sparkasse Hemer-Menden in diesem Fall 7,3 Millionen erlassen würden – also die Hälfte der noch ausstehenden Summe. Die andere Hälfte könne man ohne große Probleme aufbringen, nannte Tacke dies einen „Riesen-Zusatzeffekt“ der Fusion.

Konzentrationsprozesse gehen weiter: „Nach der Fusion ist vor der Fusion“

Diese hätten die beiden Geldhäuser ohne Einschaltung Dritter angebahnt, in Prozess, der auch kritische Phasen hatte, wie Tacke zugibt: „Es gab unstrittig auch mal Momente, wo wir mal vier Wochen nicht miteinander gesprochen haben.“ Abschließend zitierte Tacke Alt-Bundestrainer Sepp Herberger: „Nach der Fusion ist vor der Fusion“, das jetzige Zusammengehen werde nicht das letzte bleiben.

Für die Grünen kritisierte Fraktionssprecher Peter Köhler, dass im Verwaltungsrat der neuen Sparkasse nur noch ein Mitglied aus Menden Sitz und Stimme habe. Der Mendener Stadtrat müsse sich also künftig auf die Schilderungen eines einzelnen Menschen verlassen, der sich zudem im Gremien nicht rückkoppeln könne. Darauf reagierte Tacke mit dem Hinweis, dass es rigide Vorgaben zu den Besetzungen gebe, außerdem nehme Bürgermeister Schröder regelmäßig an den Sitzungen teil.