Menden. Beim Welcome-Tag in der Lahrfeld-Grundschule: Mendens Bürgermeister verurteilt den Krieg und begrüßt die geflüchteten Familien.

„Dieser Schnee ist nicht unser übliches Aprilwetter in Menden“, schmunzelt Bürgermeister Dr. Roland Schröder zur Begrüßung von rund 70 Menschen aus der Ukraine. Es ist Samstag, der sonnige, kalte Morgen nach dem großen Schnee. Auf dem Schulhof der Albert-Schweitzer-Grundschule im Lahrfeld hören die versammelten Menschen sehr genau auf das, was die Mendenerin Elena Krochek übersetzt. Sie hören, wie Schröder Putins Krieg scharf verurteilt: „Keiner von uns kann nachvollziehen, was Sie erlebt haben, bis sie in Menden in Sicherheit angekommen sind. Dass Putin friedliche Bürger ermorden lässt, hätte niemand für möglich gehalten.“

Bürgermeister zeigt sich sicher: Gastgeber tun alles für Sicherheit und Geborgenheit

Was man sich vorstellen könne, sei „die bleibende Sorge um Verwandte und Freunde in der Ukraine, die Trauer um die Menschen, die im Krieg ums Leben gekommen sind, und die Ängste, die Sie und Ihre Kinder mitbringen“, sagt Schröder. Hier wolle man so gut wie möglich helfen: „Es ist wichtig, dass Sie hier in Menden zur Ruhe kommen, dass Sie sich bei uns sicher und geborgen fühlen.“ Er sei überzeugt davon, dass die Gastgeberinnen und Gastgeber, von denen ebenfalls einige erschienen sind, alles dafür tun würden. „Und wenn die Zeit gekommen ist, werden Sie vielleicht erwägen, in Menden zu bleiben. Auch dafür stehen wir zur Verfügung.“

Profis und Ehrenamt: Zahlreiche Experten stellen sich den Menschen vor

Bürgermeister Roland Schröder spricht beim Welcome-Tag für ukrainische Familien in Mendener Grundschule im Lahrfeld: Die Begrüßung findet trotz kühler Temperaturen wegen der Pandemie draußen statt.
Bürgermeister Roland Schröder spricht beim Welcome-Tag für ukrainische Familien in Mendener Grundschule im Lahrfeld: Die Begrüßung findet trotz kühler Temperaturen wegen der Pandemie draußen statt. © Unbekannt | Johannes Ehrlich

Dann stellen sich auf der kleinen Bühne nacheinander die professionellen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer den Menschen auf dem Schulhof vor. In und zwischen den Gebäuden haben sie Infostände aufgebaut. Heike Berkes spricht für die Stabsstelle Bürgerengagement im Rathaus, sie hat heute mit Schulleiterin Christiane Lohmann zwei Ukraine-Veranstaltungen organisiert, eine ab 11, eine ab 14 Uhr. So sind alle Aushänge in lateinischen wie kyrillischen Buchstaben gehalten, eine Betreuung der vielen Kinder, die mitgekommen sind, ist im Hintergrund organisiert.

An den zahlreichen Info-Ständen konkrete Bedarfe besprochen

Weitere Verwaltungs-Experten treten ans Mikrofon: Dennis Bröcking macht klar, dass jede(r), der eine Wohnung oder einen Platz in der Schule sucht, zu ihm kommen sollte. Anja Kardell porträtiert das Familienbüro der Stadt als Anlaufstelle für alle Familienfragen. Jana Zimmermann erzählt von Schulsozialarbeiterinnen und Jugendtreffs. Melanie Wirtz, Fachbereichsleiterin Fremdsprachen an der VHS, lädt zu Deutschkursen ein. Dann die Vereine: Klaus Ullrich sagt für „Mendener in Not“ unbürokratische Unterstützung zu, auch bei Schulbedarf. Herbert Bölling lädt in den Integrationstreff „Alt-Menden“ ein. Es ist viel, was an diesem Willkommenstag auf die Geflohenen einprasselt. Aber es zeigt auch, dass sich die Stadtverwaltung und die Ehrenamtlichen gut vorbereitet haben – und dass sie Hand in Hand arbeiten. An den Info-Ständen werden danach die Namen und Adressen ausgetauscht und die konkreten Bedarfe besprochen.

Zahl der bisher 217 gemeldeten Geflüchteten steigt in den nächsten Tagen auf 250

Unterdessen dürfte die Zahl der aufzunehmenden Ukrainer noch ansteigen. Zuletzt, im städtischen Hauptausschuss, hat es noch geheißen, dass es in Menden angesichts der bereits erfolgten privaten Aufnahmen keine Zuweisungen ukrainischer Geflüchteter durch das Land NRW mehr geben dürfte. Doch jetzt sind die Aufnahmequoten erhöht worden. „In den kommenden beiden Wochen werden wir doch noch Zuweisungen bekommen“, weiß Dennis Bröcking. Die Zahl von augenblicklich 217 gemeldeten Menschen werde auf etwa 250 ansteigen. Wie viele es noch werden könnten, wird wohl der Verlauf von Putins Krieg bestimmen.