Menden. Wie steht es um die Versorgungssicherheit? Dazu lud der Stadtwerke-Aufsichtsrat jetzt den Mendener Stadtrat ein. Das wurde besprochen.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges war es eine historische Premiere: Der Stadtwerke-Aufsichtsrat lud am Montagabend den Stadtrat ein, um darzulegen, wie es um die Versorgungssicherheit Mendens mit Strom, Gas und Wasser steht. Fast alle Ratsmitglieder folgten der Einladung zur Online-Sitzung, und sie hörten die Hauptbotschaft: Es gibt keine akuten Knappheiten, doch Strom und Gas dürften wie zuletzt (siehe Grafik) weiter deutlich teurer werden. Haushalte und Unternehmen in Menden sollten sich frühzeitig dafür wappnen, denn die Stadtwerke könnten wenig an diesen Preissteigerungen ändern. Sie stehen wie 1000 weitere Versorger in Deutschland am Ende der Nahrungskette. Die Bedingungen bestimmen andere – ob es die Preisgestaltung der Energiebörsen ist oder der gesetzliche Rahmen. Ihre Verbände können nur beraten.

Begonnene Umstellung auf H-Gas läuft weiter – es soll auch aus Russland kommen

So geht in Menden auch die angelaufene technische Umstellung aller Erdgas-Heizungen in Menden vom niederländischen L-Gas auf H-Gas, das vorwiegend aus Russland kommen soll, unvermindert weiter. „Das Gas aus Groningen ist endlich“, sagt Matthias Lürbke, Teamleiter Netzmanagement der Stadtwerke, „und der Umstellungsprozess, der in ganz Westdeutschland läuft, ist nicht mehr zu stoppen“. Zudem: Holland liefere vorerst weiter, und auch Norwegen habe H-Gas.

In den schon hohen Tarifen von heute sind normale Zeiten noch eingepreist

https://www.waz.de/archiv-daten/wp-menden-gaspreise-id234884261.htmlWie sich die Preise für Gas und Strom genau entwickeln, sei wegen der Schwankungen am Markt nicht genau zu sagen. Sicher sei nur: Es geht nach oben. Schon jetzt liegen die Preise hoch, dabei sind darin sind noch Stadtwerke-Einkäufe aus normalen Jahren eingepreist. Doch abwarten, bis es billiger wird, könnten die Stadtwerke jetzt nicht: „Wir müssen jetzt zu den hohen Preisen kaufen, weil der Bedarf da ist. Wenn das so teuer bleibt, wird das auch bei Endkunden ankommen“, schwant Stadtwerke-Chef Bernd Reichelt.

Gibt es noch einen Markt? Kaum noch Händler und Vertragspartner zu finden

Im Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, so berichtet er, sei gerade erst debattiert worden, ob es aktuell überhaupt noch einen Energiemarkt gibt. Denn derzeit gebe es kaum noch Händler und Vertragspartner, die längerfristig ins Risiko gehen wollen. Weitere Frage: Wann muss der Staat eingreifen, um Energiepreise für Verbraucher und Unternehmen noch bezahlbar zu halten?

Sorge um finanziell schwache Haushalte: Einladung in den Sozialausschuss

Sven Langbein (SPD) sagte, es gelte die Erneuerbaren nach vorn zu bringen, auch in Menden. Sein Parteifreund Bernd Alban erklärte: „Diese hohen Energiepreise können in vielen finanziell schwächeren Haushalten echte Notlagen herbeiführen.“ Um zu überlegen, wie das abzuwenden ist, lud er Reichelt in den Sozialausschuss ein.

Das Format aus Aufsichtsrat und Stadtrat soll weitergeführt werden.