Menden/Arnsberg. Im vergangenen Jahr soll ein Mendener (29) vier Tankstellen überfallen haben. Er wurde auf Mallorca festgenommen. Jetzt steht er vor Gericht.
Vor dem Landgericht in Arnsberg begann am Montagmorgen der Prozess gegen einen 29-Jährigen aus Menden, dem vorgeworfen wird, dass er vier Tankstellen in Menden, Werne und Hamm überfallen haben soll.
Wie die Vertreterin der Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift vortrug, soll der Beschuldigte in der Zeit von 9. bis zum 13. Juli des vergangenen Jahres die Taten begangen haben. Er soll bei den Raubüberfällen immer auf dieselbe Weise vorgegangen sein. Jedes Mal betrat er den Verkaufsraum der Tankstellen mit einer Maske und einer Basecap. Der Mendener soll das Verkaufspersonal jeweils auf seine im Gürtel steckende Pistole hingewiesen haben und die Herausgabe von Bargeld gefordert haben. „Es ist nicht auszuschließen, dass es sich nicht um eine echte Waffe gehandelt haben soll“, erklärte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft. +++ Auch lesenswert: Tankstellenräuber: Erst Überfall in Iserlohn, dann in Menden +++
Nach Überfällen auf Tankstellen nach Mallorca geflüchtet
Aus Angst vor dem Einsatz der Waffe bekam der 29-Jährige beim Überfall in Menden 300 Euro ausgehändigt. Bei einem Autohof in Werne soll er ohne Beute geflüchtet sein, nachdem die Kassiererin einer weiteren Mitarbeiterin zugerufen haben soll, dass sie den Notfallknopf drücken sollte. Beim Raubüberfall in Hamm konnte er mit 250 Euro und einer Schachtel Zigaretten flüchten. Beim zweiten Überfall einer Tankstelle in Hamm soll der Beschuldigte 1675 Euro von der Kassiererin bekommen haben.
Nach diesen Taten flüchtete der 29-Jährige Mendener nach Mallorca, wo er von der spanischen Polizei festgenommen und später nach Deutschland ausgeliefert wurde. +++ Lesen Sie auch: So haben Behörden den Mendener Tankstellenräuber gefasst +++
Zu den Überfällen wollte der Mendener vor Gericht nichts sagen. „Ich gebe das alles zu und es stimmt so, wie es in der Anklageschrift vorgetragen worden ist. Ich will mich dazu nicht weiter äußern“, ließ er die Beteiligten wissen. Zu seinen persönlichen Verhältnissen gab er an, dass er eine Freundin und zwei Kinder habe, die ihn auch regelmäßig besuchen. Wie er selber berichtete, habe er keine leichte Kinder- und Jugendzeit gehabt. Von seinem Vater habe er viele Schläge bekommen und sei deshalb selber zum Schläger geworden. Deswegen sei er schon vor der Einschulung ins Heim gekommen. Dort sei er auf die schiefe Bahn geraten und eine kriminelle Zeit folgte. Mit zwölf Jahren rutschte er schon früh in die Drogenszene. Wegen verschiedenster Delikte hat er schon mehrere Haftstrafen hinter sich. „Ich war alkohol- und drogenabhängig, habe mich geschlagen und habe mehrfach im Knast gesessen“, berichtete er. Zu seiner Familie habe er nach den Taten den Kontakt abgebrochen: „Ich habe nur noch meine Freundin und die beiden Kinder.“
Urteil am 8. März
Der Prozess wird heute, Dienstag, mit Vernehmung der Verkäuferinnen und weiterer Zeugen fortgesetzt. Das Urteil soll nach einem medizinischen Gutachten am 8. März gesprochen werden.
Auf die Frage des Vorsitzenden, wie er sich seine Zukunft vorstelle, gab er keine präzise Antwort. „Ich will mich auf jeden Fall nach der Haft um meine Kinder kümmern“, erklärte er. Aber er gab an, dass er erst einmal das Urteil und seine Strafe abwarten wolle. „Ich weiß nicht, ob ich nach der Haft in Sicherungsverwahrung komme und deswegen ist alles ungewiss“, erklärte der Mendener.
Nach Überfällen: Ermittler lässt Handy des 29-jährigen Mendeners überwachen
Der ermittelnde Polizeibeamte berichtete, dass er anhand der markanten Täterbeschreibung in polizeilichen Dateien ermittelt habe. „Nach der Recherche kamen gut 60 Treffer heraus. Anhand der Videodateien habe ich diese verglichen“, so der Beamte. Aufgrund der Kleidung traf er dabei auf den 29-jährigen Mendener. Er ließ das Handy des Angeklagten überwachen und ordnete eine Funkzellenabfrage an. Hierbei konnte er feststellen, dass sich der Beschuldigte zu dem Tatzeitpunkt im Bereich der Tankstelle in Menden aufgehalten hatte. +++ Lesen Sie auch: 2020 waren in Menden mehrere Tankstellen überfallen worden. Eine Serie war damals aufgeklärt, die Täter waren gefasst worden. +++
Ihm war auch bekannt, dass der Angeklagte bereits als Täter bekannt war. Laut Ermittler soll es noch einen Mittäter gegeben haben, der ihn zu den Tankstellen gefahren haben soll. Eine Waffe konnte bei dieser Person gefunden werden. Allerdings gab es keine weiteren Beweise für eine Mittäterschaft. Er erwähnte, dass alle Orte der überfallenen Tankstellen dem Mendener bekannt waren, weil er sich dort mal aufgehalten hatte. Aufgrund eines Artikels der WP Menden hatte sich eine Zeugin bei der Polizei gemeldet, die Angaben machen konnte.