Menden/Hagen. Das Corona-Testzentrum in Menden-Bösperde darf wegen des Betrugsverdachts nicht mehr öffnen. Wie die WP einen Einbruch entdeckte.

Endgültiges Aus für das Corona-Testzentrum in Menden-Bösperde: Der Märkische Kreis hat dem Hagener Betreiber der Teststelle an der Bahnhofstraße als Ordnungsverfügung einen „Widerruf der Beauftragung zur Leistungserbringung“ zukommen lassen. Dies, nachdem bekannt geworden war, dass das Landeskriminalamt (LKA) und die Staatsanwaltschaft Hagen gegen fünf Mitarbeiter des Unternehmens wegen des Verdachts des Testbetrugs ermitteln (die WP berichtete).

Sprecher: Betreiber öffnet im Märkischen Kreis nie wieder ein Testzentrum

Kreis-Pressesprecher Alexander Bange bestätigte am Freitag auf Anfrage dieser Zeitung , dass der fragliche Betreiber in den Augen des Märkischen Kreises jetzt als unzuverlässig gelte und nie wieder eine Teststelle im MK eröffnen werde. Das betreffe neben Menden folglich auch die Zentren in Lüdenscheid und Neuenrade. Der Betreiber selbst hatte noch am Donnerstag erklärt, seine Teststellen alsbald wieder öffnen zu wollen. Derzeit sei das nur wegen der bei Durchsuchungen beschlagnahmten Computer nicht möglich.

Bürgermeister und MK: Ersatz-Anbieter stehen in großer Zahl parat

Schröder: Bedarf an Tests könnte sinken

Bürgermeister Dr. Roland Schröder sieht den Bedarf an Corona-Tests nach der jüngsten Hochphase jetzt möglicherweise wieder schwächer werden.

Grund dafür ist die Tatsache, dass sich immer mehr Menschen auch in Menden eine Auffrischungsimpfung besorgen, sich also „boostern“ lassen.

Für Geboosterte entfällt etwa bei Besuchen in der Gastronomie die Pflicht zum Vorzeigen eines aktuellen Corona-Tests.

Das Bösperder Drive-in-Testzentrum auf dem Parkplatz vor der HBL-Schützenhalle war zuletzt gut frequentiert. So stellt sich für Menden an erster Stelle die Frage nach einem Ersatz: „Wir werden vom Märkischen Kreis fortlaufend nach dem Bedarf gefragt“, erklärt Bürgermeister Dr. Roland Schröder dazu auf Anfrage. Sollte sich der Bedarf durch den Wegfall des Bösperder Drive-ins jetzt wieder ergeben, werde das entsprechend weitergemeldet. Laut Kreis-Sprecher Alexander Bange verfügt der Märkische Kreis über eine lange Liste von Bewerbungen. Dem könne im Bedarfsfall rasch entsprochen werden, sofern alle Auflagen erfüllt sind, die das Land für potenzielle Betreiber vorsieht. Diese Auflagen betreffen zahlreiche Punkte – vom zuverlässigen Meldewesen bis zur Einhaltung von Hygienevorschriften.

Bei anderen Betreibern herrscht Rätselraten um möglichen Ablauf des Betrugs

Nicht ganz klar ist unterdessen, wie der mutmaßliche Betrug ins Werk gesetzt wurde. Ermittelt wird laut Staatsanwaltschaft Hagen gegen fünf Mitarbeiter des Betreibers zwischen 22 und 35 Jahren. Sie sollen „nicht durchgeführte Tests abgerechnet und über das Vorliegen vergütungsrelevanter Tatsachen getäuscht haben, um Leistungen überhöht oder unberechtigt abzurechnen“, lautet der Vorwurf auf Amtsdeutsch. Doch wie sich nachgeordnete Mitarbeiter angesichts eines komplett bargeldfreien Abrechnungssystems bereichert haben sollen, ist anderen befragten Betreibern ein Rätsel. Nach deren Informationen werden die von den Bürgern unterschriebenen Test-Aufkleber, die seit Herbst Pflicht seien, gesammelt. Einmal monatlich wird dann in einer speziellen Maske online mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe komplett abgerechnet. Drei bis vier Wochen später gehe das Geld ein – und zwar beim Betreiber und nicht auf Konten von Mitarbeitern.

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Offensichtlich aufgestemmt wurde der Container des geschlossenen Testzentrums vor der HBL-Schützenhalle in Bösperde. Die WP verständigte die Polizei, die jetzt von einem nächtlichen Einbruch ausgeht und um Zeugenhinweise bittet. 
Offensichtlich aufgestemmt wurde der Container des geschlossenen Testzentrums vor der HBL-Schützenhalle in Bösperde. Die WP verständigte die Polizei, die jetzt von einem nächtlichen Einbruch ausgeht und um Zeugenhinweise bittet.  © Westfalenpost | Arne Poll

Allerdings: Zwischen dem 11. Oktober und Mitte November gab es auch eine Phase, in denen die Bürger ihre Tests tatsächlich selber zahlen mussten. Damit wollte die Bundesregierung damals den Druck auf Ungeimpfte erhöhen. Dann wären aber eher zu wenig als zu viele Tests abgerechnet worden, außerdem wäre den Leuten die Tatsache aufgefallen, dass sie nicht getestet wurden. Die Staatsanwaltschaft war für Fragen dazu am Freitagnachmittag nicht mehr erreichbar (die WP berichtet noch).

WP entdeckt Container-Einbruch in Bösperde bei Fototermin

Am frühen Freitagnachmittag, als die Maßnahme des Märkischen Kreises gegen den Betreiber noch nicht bekannt war, wollte die WP nachsehen, ob die Teststelle vor der Schützenhalle womöglich schon wieder geöffnet habe. Doch als geöffnet – und zwar gewaltsam – entpuppte sich nur der Test-Container. Von der WP verständigt, schickte die Mendener Wache daraufhin Beamte nach Bösperde. Und die stellten tatsächlich fest, dass hier eingebrochen worden war. Über mögliche Beute ließ sich am Freitag noch nichts sagen.

Mendener Polizei bittet mögliche Zeugen um sachdienliche Hinweise

Als Tatzeit vermutet die Polizei die Nacht auf Freitag. Mögliche Zeugen werden dringend gebeten, sich unter der Rufnummer 02373 / 90 99-0 auf der Polizeiwache Menden zu melden.