Menden. Beinahe-Absage des Mendener Silvesterkonzerts: Nach Coronaverdacht beim Dirigenten springt Noam Zur auf der Wilhelmshöhe ein.

Schwelgen in bekannten Walzermelodien und heiteren Klängen rund um die Tierwelt: Nach dem Silvesterkonzert auf der Wilhelmshöhe bedankte sich Moderator Markus Wallrafen bei allen Beteiligten für „zwei Stunden Normalität“. Aber auch hier hätte das allgegenwärtige Virus der Veranstaltung fast noch den Garaus gemacht. Denn als Dirigent vor dem Orchester, der Neuen Philharmonie Westfalen, stand am Donnerstagabend nicht wie zuvor angekündigt Aurélien Bello. Dieser sitze, wie Wallrafen den Besuchern berichtete, in Quarantäne, zum Glück symptomfrei. Eine Absage des Mendener Silvesterkonzertes konnte aber das kurzfristige Einspringen von Noam Zur verhindern. Auch er ein Meister seines Fachs am Taktstock.

Dank Corona nur Lüften statt Sekt: Moderator und Publikum dennoch bestens gelaunt

Und in gerade mal einem Tag habe er mit dem Klangkörper in der Generalprobe zu einer Einheit gefunden, erzählte Moderator Markus Wallrafen weiten. Seine geschmeidigen und einfühlsamen Bewegungen leiteten den Klangkörper durch das Programm. So fehlte es dem musikalischen Programm auf der Wilhelmshöhe an nichts. Aber anderes: „Uns fehlt allen das Gläschen Sekt“, stellte Wallrafen kurz vor der Pause fest, der sowohl kenntnisreich zu den gespielten Musikstücken wie auch charmant und humorvoll durch den Abend führte. Getränke und Snacks gab es nämlich coronabedingt nicht. Stattdessen wurde einmal durchgelüftet durch den ehrwürdigen Saal, mit den großen Fenstern und Türen raus an die frische Luft. Auch das mit ein Grund, warum die traditionsreiche Kulturveranstaltung in Menden stattfinden konnte.

Silvesterkonzert in Fröndenberg abgesagt – Wilhelmshöhe sicherer als Schul-Aula

Wo sonst jeder Platz besetzt ist, sind viele leere Stühle zu sehen. Das Publikum auf der Mendener Wilhelmshöhe ist coronakonform im Schachbrettmuster angeordnet. Es herrscht Maskenpflicht auch auf den Plätzen.
Wo sonst jeder Platz besetzt ist, sind viele leere Stühle zu sehen. Das Publikum auf der Mendener Wilhelmshöhe ist coronakonform im Schachbrettmuster angeordnet. Es herrscht Maskenpflicht auch auf den Plätzen. © WP | Alexander Lück

Im benachbarten Fröndenberg, wo das Silvesterkonzert ursprünglich für einen Tag davor angesetzt war, hingegen nicht. „Wir haben räumlich einfach andere Möglichkeiten“, weiß Mendens Kulturbüro-Leiter Andreas Nolte um die hohen Decken und die direkte Frischluftzufuhr in dem Saalbau, verglichen mit der gedrungenen Fröndenberger Gesamtschul-Aula, die außerdem auch über keinen direkten Zugang an die frische Luft verfügt. Deshalb hielt man hier auch am Silvesterkonzert fest, während die Veranstaltung nördlich der Ruhr abgesagt wurde.

AHA-Regeln leicht einzuhalten: Nur 150 Zuschauer im Saal

Hat es deshalb womöglich am Donnerstagabend auch Fröndenberger nach Menden gezogen, um auf den Musikgenuss nicht verzichten zu müssen? Nun tragen die meisten Besucher ja kein entsprechendes Schild um den Hals. Aber dann ist da doch ein Ehepaar aus Fröndenberg. Aber, so erzählt man, die kommen zum Silvesterkonzert immer nach Menden, weil hier auf der Wilhelmshöhe die Atmosphäre doch etwas schöner sei als in der GSF-Aula. Um die 140, 150 Zuschauer sind am Donnerstagabend in den Saalbau gekommen, schätzt Andreas Nolte. „Etwas mehr hätten es auch noch sein können, wir haben dann aber auch nicht mehr offensiv geworben.“

Mitreißendes und heiteres Programm lässt Corona-Sorgen kurzzeitig vergessen

Die Gäste im Schachbrettmuster auf die Stühle verteilen, die andere Plätze mit Karten versehen, dass diese frei bleiben müssen, am Eingang alle auf 2G kontrollieren. „Der Aufwand ist natürlich höher“, unterstreicht Nolte. Aber das Aufrechterhalten von Kunst und Kultur in schweren Zeiten sei das auch durchaus wert. In den Stuhlreihen tragen alle Maske, und auch all die Musiker, die kein Blasinstrument bedienen. Belohnt werden alle im Saal auf jeden Fall mit einem mitreißenden, in der großen Mehrheit heiteren Programm zum Silvesterkonzert.

Thema „Echt tierisch“ findet sich in vielen musikalischen Variationen wieder

Das Thema lautet „Echt tierisch“ und schlägt sich entsprechenden in den gespielten Werken nieder: „Karneval der Tiere“, „Hummelflug“, „Schwanensee“, „Tanz der Vögel“, „Tarantel-Galopp“ oder „Nachtigallpolka“. Das Orchester imitiert mit großer Freude Vogelstimmen, Streicher lassen die Hummeln durch die Luft flirren, und das ganze immer wieder auch gerne im schwingenden Walzertakt. Zu „La Paloma“, sicher eine der bekanntestens Melodien überhaupt der Musikgeschichte, lädt Moderator Markus Wallrafen die Zuhörer ein, per Kopfkino auf Kreuzfahrt in ferne Länder zu gehen. „Wobei ein Spaziergang an der Hönne ja auch sehr schön ist.“

Optimistische Prognose für 2022: BSV Menden gewinnt den DFB-Pokal

Der Moderator und Musiker, zuhause am Niederrhein, zeigt sich überhaupt gut informiert über die Hönnestadt und gibt ein paar Prognosen für das neue Jahr ab: „Die Wilhelmshöhe wird Weltkulturerbe. Dr. Roland Schröder wird zum Ministerpräsidenten von NRW gewählt, verzichtet aber, weil er hier vor Ort noch einiges bewegen möchte. Und der BSV Menden gewinnt den DFB-Pokal.“ Das sorgt natürlich für Lacher. Voll zustimmen kann das Publikum aber vor allem bei seinen weiteren Wünschen: Gesundheit für alle und Zuversicht trotz der Schwierigkeiten. In der Hoffnung auf ein Silvesterkonzert 2022 auf einer vollen Wilhelmshöhe. Und mit einem Glas Sekt.