Menden. Die Beschicker der Stände in der Mendener Innenstadt wünschen sich mehr Besucher. Sie legen sich mit ihrem Angebot ins Zeug.
Zugegeben: Wie ein Weihnachtsmarkt sieht das Winterdorf in der Innenstadt nicht aus. Muss es aber auch gar nicht. Weil es keiner ist – und zwar ganz bewusst. Auch wenn sich der ein oder andere in den sozialen Netzwerken beschwert und mosert, hinter dem entzerrten Aufbau steckt ein Konzept. „Das Winterdorf könnte auch während eines Lockdowns stattfinden“, sagt Jenni Gröhlich vom Stadtmarketing. Während der Corona-Zeit gebe es so viele Unwägbarkeiten und um sichergehend zu können, dass die Meile auch im schlimmsten Fall Bestand hat, wurde sie mit viel Abstand aufgebaut. Bis zum 19. Dezember stehen die Stände noch. Doch wie läuft es an den fünf Ständen? Sind die Betreiber zufrieden?
Kinderkarussell
Deutsche Lieder, seine Lieblingsongs, spielt Hans-Jürgen Goike momentan am Kinderkarussell unweit des Alten Rathauses. Denn in Weihnachtsstimmung ist er nicht. „Es ist wenig los. Es sind nur wenige Menschen und Kinder hier unterwegs“, sagt er. Goike und sein Chef hatten sich auf jeden Fall mehr erhofft.
Es gebe zwar Stammgäste, die immer wieder Runden auf dem Fahrgeschäft drehen würden, doch der große Wurf ist bisher ausgeblieben. Das, so glaubt Hans-Jürgen Goike, liege auch an der Absage des Mendener Winters. Hätte dieser am ersten Dezemberwochenende wie geplant stattgefunden, wären vermutlich auch mehr Menschen in die Innenstadt gekommen.
Das Konzept
Fünf Buden, ein Karussell, 60 Tannenbäume und jede Menge Lichter verschönern die Mendener Innenstadt zur Vorweihnachtszeit. Das Winterdorf steht entzerrt. „Wir hätten es sonst natürlich komprimierter gemacht“, sagt Jenni Gröhlich vom Stadtmarketing. Das wäre heimeliger geworden. So wie es jetzt ist, habe es auch Vorteile. Selbst wenn man quasi vom Schlimmsten ausgehe: Das Dorf sei so konzipiert, dass es nicht als Weihnachtsmarkt gelte. Somit greife auch die 2G-Regel dort nicht.
Theoretisch hätte das Stadtmarketing den Mendener Winter unter strengen Auflagen stattfinden lassen können, so Gröhlich. Doch praktisch hätte das keinen Sinn gehabt. Das zu erwartende Besucheraufkommen wäre zu gering gewesen, die Kontrollen aufwendig. „Wenn wir das machen, dann wollen wir es ja auch richtig und schön machen.“ Zehn weitere Stände und eine große Almhütte waren geplant. Noch dazu hätte es ein umfangreiches Bühnenprogramm und den ersten Mendener Biathlon gegeben. Man sei traurig, dass das in diesem Jahr doch ausfallen musste.
Wurststand
Thorsten Hilgers kommt aus Lippstadt und betreibt den Stand mit Wurstspezialitäten in der Nähe von Sinn. Auch er hatte sich mehr erhofft. Dennoch: Ganz unzufrieden ist er nicht. Mittlerweile sei er zum dritten Mal in der Innenstadt vertreten mit seinem Stand und konnte sich bereits Stammkunden erkochen. „Am beliebtesten ist die Manta-Platte“, sagt er und lacht. Currywurst mit Pommes und Majo schmeckt den Mendenern scheinbar am besten. Am besten laufen bei ihm die Samstage bisher, aber auch sonntags schauen gerne Spaziergänger vorbei. „Und das obwohl ich sonntags eigentlich gar nicht öffnen wollte.“
Die Situation sei schwierig, er hofft auf weitere Besucher, damit sich das Geschäft lohne. Täglich ist er von 11.30 bis mindestens 18.30 Uhr vor Ort.
Glühwein-Bude
Jozeh Ramazani ist Betreiber des Salsa Menden und betreibt auch einen Glühweinstand vor seinem Lokal. „An den Wochenenden läuft es gut, die anderen Tage sind eher schwach“, erklärt Ramazani. Deshalb habe er die Öffnungszeiten der Glühwein-Bude auch zurückgeschraubt. Donnerstag, Freitag und Samstag können Besucher jetzt an der Bar Heißgetränke kaufen. An den anderen Tagen muss aber niemand auf Glühwein verzichten: „Wir bieten auch innen Glühwein an, den die Besucher mitnehmen und draußen trinken dürfen“, sagt der Unternehmer.
Dass der Mendener Winter ausgefallen ist, trifft den Chef doppelt. So wären vermutlich nicht nur mehr Besucher zur Glühweinbude gekommen. Ramazani hätte eigentlich auch die große Almhütte betrieben, die viele Menschen in die Innenstadt ziehen sollte. „Es fehlen schon Buden“, gibt er zu. „Aber am Wochenende ist es gar nicht so verkehrt. Für die jetzige Zeit ist das gut so.“
Crêpes und Mandeln
Auch einen Stand mit Crêpes und einen mit Allerlei Süßigkeiten gibt es aktuell in der Innenstadt unweit von Blumen Risse. Charmaine Karov und ihre Familie betreiben beide Stände. Das Geschäft sei natürlich wetter- und tagesabhängig. Der ausgefallene verkaufsoffene Sonntag fällt schwer ins Gewicht. Dennoch: Das Angebot habe sich langsam herumgesprochen, immer mehr Personen würden ihren Heißhunger nach Süßkram stillen.
Der absolute Renner am Crêpestand: Crêpe mit Nutella. Charmaine Karov hat eine ganz besondere Empfehlung für den süßen Zahn: Crêpe mit Oreo-Keksen, Erdbeeren und Kinderriegel. Das sei köstlich. Besucherin Alexandra Kryzaniak holt sich gleich sechs Crêpes ab. „Für die Kollegen“, sagt sie. Quasi als Mittagspausen-Snack.
Generell sei der Mandelstand in diesem Jahr beliebter als jener mit Crêpes, sagt die Standbetreiberin. Ihr Kollege Max Räupke, der am Mandelstand die Stellung hält, ist froh, dass dieses Jahr überhaupt eine Öffnung möglich ist. „Man ist froh über jeden Tag, an dem geöffnet ist. Wir machen das ja auch, weil wir es gerne machen.“