Menden. Hauptbrandmeister Michael Bals verrät im Interview, wann die neue Gruppe in Lendringsen an den Start geht.

Sie sehen in ihren Uniformen nicht nur aus wie echte Profis, sie sind es auch: Die Kinder der Mendener Kinderfeuerwehr sind auf Zack und freuen sich, dass es nach fast 18 Monaten Corona-Pause weitergeht. Mehr noch: In diesem Jahr feiert die Mini-Wehr ihr fünfjähriges Bestehen. Michael Bals ist Hauptbrandmeister und Leiter der Kinderfeuerwehr. Im Interview erzählt er unter anderem, was es Neues gibt, ob wieder Plätze frei sind und wie es um die neue Gruppe in Lendringsen steht.

Wie ist die aktuelle Situation bei der Kinderfeuerwehr?

Michaels Bals: Wir sind nach wie vor mit den Kindern sehr erfolgreich. Es ist eine schöne Sache, die unsere Wehrleitung von Anfang an sehr unterstützt hat.

Welche Auswirkungen hatte Corona auf die Arbeit mit den Kindern?

Im sensiblen Bereich der Feuerwehr konnten wir mit den Kindern während Corona nichts machen – das war leider überhaupt nicht möglich. Sicherlich hat uns diese Corona-Geschichte zurückgeworfen. Mit unserer Planung und Verwirklichung in Lendringsen ist es noch nicht soweit. Da hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eigentlich waren wir soweit, denn alles ist fertig eingerichtet und steht bereit. Es ist eigentlich alles perfekt. Aber durch Corona durften wir nicht tätig werden und uns nicht in den Feuerwehrgerätehäusern aufhalten. Trotzdem sind uns alle 30 Kinder an der Stange geblieben.

Was muss bei der Arbeit jetzt aufgrund von Corona beachtet werden?

Wir halten natürlich die Hygienevorschriften ein und testen alle Kinder vor jedem Dienst. Die Kinder sind die Tests gewohnt durch die Schule. Das geht zack, zack, zack. Der Ablauf funktioniert super. Draußen müssen die Kinder durch die Abstandsregelung keine Maske tragen, im Innenbereich geht es nur mit Maske. Wir versuchen aber alles draußen zu veranstalten, gerade in Bösperde – da haben wir ja den Hof.

Seit wann dürfen die Kinder wieder kommen?

Wir mussten quasi bis nach den Sommerferien im September warten. Ab dann haben wir mit den Kindern wieder regelmäßigen Dienst gemacht. Wir haben natürlich, als es wieder losgehen durfte, die Eltern abgefragt, wer denn nach fast 18 Monaten Pause noch dabei ist. Und es hat keine Viertelstunde gedauert, bis alle gesagt haben, dass sie noch mitmachen. Wenn ich daran denke, bekomme ich jetzt noch Gänsehaut. Das ist einfach toll.

Die Kinderfeuerwehr der Feuerwehr Menden hat ein eigenes
Die Kinderfeuerwehr der Feuerwehr Menden hat ein eigenes "Einsatzfahrzeug". Der Handziehwagen ist einem echten Feuerwehrwagen nachempfunden und verfügt über Schläuche, eine Pumpe, Blaulicht und Martinshorn. © Westfalenpost | Stefan Meinhardt

Das ist wirklich ein starkes Signal und zeigt, wie gern die Kinder ihre Feuerwehr haben.

Ja, das ist eine sehr schöne Sache. Die Nachfrage ist auch nach wie vor hoch, das ist beispielhaft. Wir haben eine Warteliste mit 30 Kindern, die gerne auch in die Kinderfeuerwehr hinein möchten. Das hat aber bestimmt auch mit dem Trubel und der Berichterstattung über die Feuerwehr im Zuge der Flutkatastrophe zu tun.

Sie wollen quasi ihren Vorbildern nacheifern?

Ja, genau. Sie haben die Feuerwehr im Fernsehen gesehen, wollen auch so sein und im Ehrenamt tätig werden. Die Kinder fangen bei uns mit sechs Jahren an und bleiben bis sie zwölf Jahre alt sind. Ich kann nur Positives über die Jugendarbeit berichten. Die Gruppe ist gut gemischt, wir haben Mädchen und Jungen und es macht sehr viel Spaß. Auch mit den Eltern haben einen guten Zugang zu uns, weil der Kontakt da ist. Sie sind sehr engagiert und bringen sich ein.

Die Kinder sind in der Zwischenzeit älter geworden: Mussten Kinder aus der Kinderwehr ausscheiden?

Wir haben jetzt auch wieder eine Übergangsphase, in der Kinder in die Jugendfeuerwehr gehen. Seit der Gründung der Kinderfeuerwehr sind insgesamt 22 Kinder zur Jugendfeuerwehr gewechselt, etwa acht sind es in diesem Jahr. Wir haben beim Treffen die Uniformen neu sortiert, die Kinder sind ja gewachsen. Aber der Übergang, dass die Kinder weitermachen, ist da.

Wie geht es mit der geplanten Gruppe in Lendringsen weiter?

Wir wollen gucken wie es sich im Herbst entwickelt. Sollte es wider Erwarten so bleiben wie jetzt, dann wollen wir einen Start in Januar oder Februar ins Auge fassen.

Die Teamer und Helfer stehen also in den Startlöchern?

Ja, die sind alle bereit. Im Team sind vom 19-Jährigen bis zum Rentner-Ehepaar alle dabei. Hier hat sich einfach auch ein gutes, tolles Team gefunden, das gewachsen ist. Wir wollen in Lendringsen mit zehn Kindern erst einmal anfangen. Dann haben wir insgesamt 40 Kinder in der Kinderfeuerwehr. Wir möchten die Namen aller Kinder kennen. Das Ganze soll ja auch Qualität haben und die Kinder sollen sich wohlfühlen. Und da hat uns auch bestärkt, dass die Kinder bei der Abfrage im September alle gesagt haben, dass sie noch dabei sind.

Bald steht ein besonderer Tag an...

Was wir leider nicht so angehen können, wie wir möchten: Wir haben am 18. Dezember 2021 unser fünfjähriges Bestehen. Da würden wir natürlich eigentlich gerne publikumswirksam gebührend feiern, wenn nicht Corona wäre. Wir haben vor intern ein bisschen zu feiern mit den Kindern...aber nicht so breitgefächert nach außen für die Öffentlichkeit. Das geht leider nicht. Aber das lässt sich ja auch nachholen. Sobald wir wieder öffentliche Veranstaltungen machen können, werden wir uns auch wieder präsentieren und zeigen.

Fünf Jahre – das ist eine lange Zeit.

Damit sind wir im Märkischen Kreis natürlich eine starke Kinderfeuerwehr und haben einen guten Stand. Das ist schön.

Die Kinder lernen wie eine Herzdruckmassage funktioniert.  Foto: Feuerwehr Menden eingereichtes Fremdbild
Die Kinder lernen wie eine Herzdruckmassage funktioniert.  Foto: Feuerwehr Menden eingereichtes Fremdbild © Feuerwehr Menden | Feuerwehr Menden

Da kann man stolz drauf sein.

Ja, auf jeden Fall. Das ist eine runde Sache. Alle stehen dahinter. Die Kinderfeuerwehr ist die Zukunft – da müssen die Feuerwehren drauf aufbauen. Viele Feuerwehren müssten mal nachlegen. Wir bekommen viele Anfragen aus Balve, Fröndenberg und Hemer. Aber die können wir nicht annehmen: Jede Feuerwehr, jede Kommune soll selbst ihre Kinderfeuerwehr aufbauen. Da ist noch viel zu machen.

Denken Sie, die anderen machen es nicht, weil es zusätzliche Arbeit ist? Oder scheitert es an ehrenamtlichen Helfern?

Man könnte alles in der Richtung aufzählen. Es macht Arbeit und man muss dran bleiben. Man muss auch in den Feuerwehren selbst Werbung machen, damit die Mitglieder ihre Qualifikationen und Erfahrungen weitergeben. Viele meinen auch: Das sind ja noch so kleine Kinder. Nein, die sind alle in der Schule. Alle Grundschulkinder nehmen schon viel auf und mit ihnen kann man sehr viel mit ihnen machen. Ich habe oft das Gefühl, dass viele Scheu haben. Das Thema ist in NRW erst seit 2016 auf dem Schirm...das hat lange gedauert. Man hat es viel zu lange nur belächelt im Feuerwehrverband, man habe kein Problem mit Ehrenamtlern in NRW, man müsse nicht bei den Kindern anfangen. In Niedersachsen waren die da schon viel weiter. Das Denken muss sich ändern. Umso schöner, dass unsere Wehrführung sofort dabei war und nichts blockiert hat. Die Kinder sind ja direkt richtiges ehrenamtliches Mitglied, wenn sie bei der Kinderfeuerwehr mitmachen.

Das Ganze hat ja auch eine soziale Komponente für die Kinder...

Ja, ganz genau. Ein Sechsjähriger kommt da in die Freiwillige Feuerwehr und ist direkt ehrenamtliches Mitglied. Wenn das Kind 16 ist, bekommt er schon die erste Auszeichnung für zehn Jahre im Ehrenamt. Das ist großartig. Das wird bald bei uns auch noch kommen. Das muss man einfach anerkennen und zeigen nach außen.