Menden/Hagen. Die letzte SMS enthielt einen Kuss, dann wurde der Mendener Klaus Walter Pauli ermordet. Warum die Polizei hofft, jetzt den Absender zu finden.

Es war eine liebevoll formulierte letzte SMS, die der Mendener Klaus Walter Pauli (47) kurz vor seinem gewaltsamen Tod in Hagen erhalten hat: „Vielleicht melde ich mich später noch. Kuss. Frank“ lautet sie. Das war im Oktober 2003. Danach galt Klaus Walter Pauli als vermisst. 13 Jahre später wird Paulis Schädel bei Bauarbeiten in der Erde hinter dem Hagener Bahnhof gefunden, weitere Knochen dann 2019 an derselben Stelle. Klaus Walter Pauli wurde ermordet, ein Täter nie gefasst.

Philips-Handy lässt sich mehr als zehn Jahre in der Erde von Polizei noch auslesen

An den Knochen finden sich auch Kleidungsreste, die dem homosexuellen Mendener gehört hatten, und an der Fundstelle auch sein auffälliges gelbes Philips-Handy. Das konnten Experten der Polizei trotz der langen Liegezeit im Boden dank der Schutzhülle immer noch auslesen. Jetzt fragen die Ermittler der Hagener Mordkommission „Hang“ nach dem Absender: „Wer ist Frank?“

Liebevoller Gruß: Lebt „Frank“ heute noch in Menden oder Hagen?

Klaus Walter Pauli: Im Dezember will sich die ZDF-Reihe „Aktenzeichen xy ungelöst“ mit der Ermordung des damals 47-jährigen Mendeners befassen.
Klaus Walter Pauli: Im Dezember will sich die ZDF-Reihe „Aktenzeichen xy ungelöst“ mit der Ermordung des damals 47-jährigen Mendeners befassen. © Polizei Hagen

Weil Klaus Walter Pauli aus Menden stammte, könnte es sein, dass „Frank“ ebenfalls in der Hönnestadt lebte – und womöglich bis heute lebt. Auch Hagen käme in Frage. Dorthin war Klaus Walter Pauli am Tag seiner Ermordung angeblich gefahren, um eine Schallplatte zu kaufen, wie aus damaligen Befragungen hervorging. Doch wo genau wollte er einkaufen – und war das wirklich der Grund? Oder wollte Pauli, der sich offenbar gern auf Kontaktanzeigen meldete, in der Volmestadt jemanden treffen? War „Frank“ womöglich eine solche flüchtige Bekanntschaft? Fragen, die bis heute ungeklärt sind. Auch ist offen, wie der seit 1999 als wohnungslos geltende Mendener, der später wieder eine Meldeadresse hatte, damals die gut 30 Kilometer nach Hagen zurücklegen konnte.

Für Rechtsmediziner klar: Es war Mord

Aus den sterblichen Überresten hatten die Hagener Fahnder nach dem Auffinden des Schädels mit einem DNA-Abgleich die Identität des Toten klären können. Rechtsmediziner fanden anhand des Zustands des Schädels rasch heraus, dass Pauli ermordet worden war, die genauen Umstände werden indes als Täterwissen betrachtet und daher nicht veröffentlicht.

Polizei findet bisher kaum Zeugen – der womöglich wichtigste ist verstorben

Mordkommission „Hang“ nach Fundort benannt

Die Mordkommission „Hang“ heißt so, weil die Bauarbeiter, die 2016 den grausigen Schädelfund machten, einen steilen Hang nahe dem Hagener Bahnhof mit Metallnetzen absichern wollten.

Nach der zweiten Entdeckung wurde rasch klar: Der Schädel und die später gefundenen Becken- und Beinknochen, denen noch Reste von Kleidungsstücken anhafteten, gehörten zu ein und derselben Person: Klaus Walter Pauli.

Es gebe Erkenntnisse darüber, auf welche Weise Klaus Walter Pauli getötet wurde. „Da es sich hierbei aber um Täterwissen handelt, werde ich diese Details nicht öffentlich preisgeben“, erklärte der zuständige Hagener Staatsanwalt im Juni dieses Jahres. Unklar bleibt somit auch, ob sich an den Überresten Spuren des möglichen Täters befinden.

Klaus Walter Pauli war schon kurz nach seinem Verschwinden von seinem Bekannten Sven H., mit dem er in Menden zuletzt in einer Wohngemeinschaft zusammengelebt hatte, als vermisst gemeldet worden. Dieser Zeuge kann unterdessen nicht mehr befragt werden: Er starb noch vor dem Schädelfund von 2016. Den Ermittlern hilft nach Angaben des Hagener Polizeisprechers Sebastian Hirschberg auch nicht, dass Pauli immerhin fünf Geschwister hatte. Zu ihnen, hieß es, habe es schon lange keinerlei Kontakt mehr gegeben, auch sonst lebte Pauli offenkundig sehr zurückgezogen. Auch auf die jüngsten Veröffentlichungen der WP in Menden und Hagen nach der Zuordnung des Leichenfundes und der Bekanntgabe des Namens in diesem Sommer folgten offenbar keine weiteren relevanten Meldungen von Zeuginnen oder Zeugen.

Die Mordkommission Hagen will laut Sprecher Hirschberg jetzt vor allem wissen: „Wer ist Frank? Wem ist Klaus Walter Pauli aus Menden noch bekannt? Wer kann Angaben zu seinem Umfeld und seinen Gewohnheiten machen? Welche Anlauf-Adressen könnte er nach Hagen gehabt haben?“

Sachdienliche Hinweise nimmt die Kripo in Hagen unter der Rufnummer 02331-9862066 entgegen.