Menden. Bei einem 20-Minuten-Spaziergang entdeckte Ulrich Hering (Arche Noah) 80 in der Natur entsorgte Masken. Durch Corona landet mehr Müll im Wald.

Den großen Aufräum-Aktionstag am nächsten Samstag in Menden (WP berichtete) findet auch Ulrich Hering vom Naturschutzzentrum Arche Noah prima. Ein bisschen zwiegespalten ist er aber dennoch. Denn vielmehr würde sich der Vorsitzender des Mendener Fördervereins Arche Noah wünschen, dass dieser Müll erst gar nicht im Wald landet.

+++ Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit in Menden +++

Masken als Müll der Corona-Zeit

Masken sind der Müll der Corona-Zeit. Ob auf Supermarkt-Parkplätzen, auf Gehwegen oder im Wald – überall sind zahlreiche ausgemusterte OP- und FFP2-Masken zu finden. Vor kurzem zählten Ulrich Hering und seine Frau bei einem gemeinsamen Spaziergang die achtlos weggeworfenen Schutzmasken: „Innerhalb von 20 Minuten haben wir 80 Masken gezählt“, berichtet Ulrich Hering. Danach hat das Ehepaar aufgehört zu zählen. „Vielleicht stammen die von Mitarbeitern von Unternehmen, die dort jeden Tag eine neue Maske bekommen und die alte dann einfach irgendwo wegwerfen“, überlegt der 68-Jährige.

Ein Foto aus den Anfangsjahren der Arche Noah: Hier zeigt Ulrich Hering dem zehnjährigen Lukas, wie man Haselnussflöten bastelt.
Ein Foto aus den Anfangsjahren der Arche Noah: Hier zeigt Ulrich Hering dem zehnjährigen Lukas, wie man Haselnussflöten bastelt. © WP | Archiv Wördehoff

Trotz all des Leids und der Sorgen, die die Pandemie für viele Menschen gebracht hat, gibt es auch etwas Positives, das Ulrich Hering beobachtet: „Die Kinder haben nicht mehr so viel Wohlstands-Stress.“ In der Vor-Corona-Zeit sei die Freizeit vieler Mädchen und Jungen komplett mit Terminen durchgetaktet gewesen – Singen, reiten, Vereinssport, Musikunterricht, erzählt Ulrich Hering. Nachdem dies weggefallen sei, „sind viele Kinder aufmerksamer und ruhiger geworden“.

Müll-Hotspots sind jetzt tiefer im Wald

Durch die Pandemie haben sich die Müll-Hotspots tiefer in den Wald verlagert, weiß Ulrich Hering. Mangels anderer Möglichkeiten während des Lockdowns verbringen mehr Menschen als früher Freizeit im Wald – und bringen ihren Müll mit, den sie dann auch dort lassen. Dabei handele es sich nicht immer um die klassischen Müllsünder, die ihre Autoreifen und ihren Bauschutt im Wald entsorgen, sondern oft auch um ganz normale Spaziergänger, „die dann ihre Masken, Tempotücher oder Papier im Wald auf den Boden werfen“, hat Ulrich Hering beobachtet.

+++ Wer hilft mit, in Menden den Müll einzusammeln? +++

Wie aber kann man Menschen vermitteln, dass Müll nicht in der Natur entsorgt werden sollte? Mit dieser Frage befasst sich Ulrich Hering seit Jahrzehnten. In Menden gibt es wohl nur wenige Mädchen und Jungen, die im Laufe ihres Erwachsenwerdens keinen Kontakt zur Arche Noah und zu einem der Umweltprojekte hatten. Nicht nur Kindergärten und Schulen sind regelmäßig in die Projekte der Arche eingebunden, sondern darüber hinaus kennen viele Kinder die Einrichtung auch durch Ferienaktionen. Im Laufe der Jahre – von 2006 bis heute – haben rund 100.000 Kinder die Arche oder eines der Projekte besucht, manche auch mehrfach, so dass die tatsächliche Zahl von Kindern etwas niedriger liegen dürfte. „Zu uns kommen pro Jahr zwischen 6500 und 7000 Kindern“, rechnet Ulrich Hering vor.

+++ Sie sind Mendens Aufräumer an den Container-Standorten +++

Kinder seien dankbare Teilnehmer, erläutert Ulrich Hering. So habe ihm seine Enkelin bei einem Ferienprojekt erklärt: „Opa, wir müssen unbedingt im Wald aufräumen. Das ist ja fürchterlich, wie es da aussieht.“ Daraus entstand eine Aufräum-Aktion der Arche Noah.

Kleines Experiment mit großem Erfolg

Warum die Natur immer wieder aufs Neue vermüllt wird, darüber kann auch Ulrich Hering nur spekulieren: „Vielleicht ist es einfach Unwissenheit über die Problematik, wie unser Ökosystem funktioniert.“ Andere wiederum, so vermutet er, „sind sie zu bequem und zu ignorant, um ihren Müll wieder mit nach Haus zu nehmen.“ Deshalb widerstrebe es ihm eigentlich, „Müll zu sammeln, den ignorante Menschen weggeworfen haben, weil sie denken, dass sich andere ja schon darum kümmern werden. Das ist ziemlich unfair.“

Umweltrallye mit Schulklasse

Gut kann sich Ulrich Hering an ein kleines Experiment erinnern, das er vor Jahrzehnten mit Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern aus der Klasse seines ältesten Sohnes machte: Zum Start einer Umweltrallye gab es jedem Teilnehmer ein in Papier eingewickeltes Bonbon. Am Ende der Rallye bat er alle, ihm ihr Bonbon-Papier zu geben. Unterwegs gab es zum Entsorgen nämlich keinen Mülleimer. „Fast alle Kinder haben mir ihr Bonbon-Papier gegeben“, erzählt Ulrich Hering. „Und fast alle Erwachsenen hatten das Papier nicht mehr.“ Sie hatten es unterwegs im Wald entsorgt. Vor ihren Kindern schämten sich die Erwachsenen, erinnert sich Ulrich Hering und ist sich sicher: „Die haben danach garantiert nichts mehr einfach im Wald weggeworfen.“