Die Stadtwerke Menden nennen den neuen Handel mit Emissionsrechten als Grund. Was jetzt auf 10.000 Mendener Haushalte zukommt. Und was noch folgt.
Menden. Schlechte Nachrichten für Mendener Gasheizungskunden: Die Stadtwerke Menden erhöhen ihren Gaspreis zum 1. November. Als Grund gibt Stadtwerke-Marketingschef Alexander Nickel an, dass der Ausstoß von Treibhausgasen bei der Erzeugung von Wärme seit Jahresbeginn einen festen Preis hat. Betroffen sind laut Stadtwerke-Sprecher Josef Guthoff etwa 10.000 Haushalte in Menden. Die Stadtwerke seien bei dieser Erhöhung, der ersten seit acht Jahren, eher Nachzügler als Vorreiter. Im gesamten Bundesgebiet nähmen Anbieter im Vorgriff auf die Teuerung schon seit Januar mehr Geld.
Kosten je Tonne Treibhausgas steigen von heute 25 Euro auf 55 in vier Jahren
Es wird also ernst mit dem Klimaschutz. Als Teil des Klimapaketes – im von der Bundesregierung beschlossenen Brennstoff-Emissionshandelsgesetz (BEHG) – ist ein verbindlicher Preis pro Tonne Kohlendioxid festgelegt worden. Dieser Preis gilt insbesondere im Wärmemarkt oder im Verkehrsbereich für Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas, Benzin und Diesel. Die Kosten je Tonne des Treibhausgases werden von heute 25 Euro stufenweise auf 55 Euro im Jahr 2025 steigen. „Ein Preis von 25 Euro je Tonne CO2 entspricht rund 0,54 Cent brutto pro Kilowattstunde Erdgas. Im Jahr 2022 steigt der Preis auf 0,65 Cent“, erklärt Thorsten Wiesenhöfer, Teamleiter Energiebeschaffung der Stadtwerke Menden. Am Ende geht es hoch bis 1,2 Cent pro Tonne Treibhausgas.
Stadtwerke müssen Zertifikate kaufen, Preiserhöhung als Folge
Gaslieferanten wie die Stadtwerke sind nach dem Gesetz sogenannte „Inverkehrbringer“ – und vom Gesetzgeber verpflichtet, für verkauftes Erdgas CO2-Zertifikate zu kaufen. Die Kosten dafür fließen so in die Preiskalkulation der Lieferanten ein. „Bisher konnten wir den Gaspreis für unsere Kunden trotz der zusätzlichen gesetzlichen Abgabe stabil halten. Mit der weiter steigenden CO2-Abgabe erhöht sich der Einfluss auf den Verbrauchspreis. Konsequenz ist eine Preisanpassung zum 1. November 2021“, erklärt Alexander Nickel als Mitglied der Geschäftsleitung der Stadtwerke Menden.
Kosten für Gaseinkauf an der Börse haben sich verdoppelt
Hinzu komme ein weiterer Effekt, ergänzt Thorsten Wiesenhöfer: „Strom und Erdgas werden an der Börse in Leipzig gehandelt. Seit 2016 haben sich die Kosten für den Gaseinkauf verdoppelt. Durch eine vorausschauende Beschaffung konnten wir unsere Verbraucherpreise dennoch lange stabil halten. Die aktuelle Entwicklung lässt uns nun aber keinen Spielraum mehr.“
Aufschlag macht für Durchschnittshaushalt rund 200 Euro im Jahr aus
Im Standardtarif der Stadtwerke entstehe einem Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 16.000 Kilowattstunden im Jahr ein Mehraufwand von etwa einem 1,2 Cent pro Kilowattstunde, was monatlich rund 16 Euro entspricht. Alexander Nickel: „Grundsätzlich profitieren unsere Kunden von langfristig stabilen und fairen Preisen. Die letzte Preiserhöhung der Grundversorgung liegt mehr als acht Jahre zurück, das war 2013. Und 2016 konnten wir unsere Gaspreise sogar noch senken.“
Teures Gas soll Umstieg auf modernere Heizungen anschieben
Die gesetzliche Bepreisung von Treibhausgas ist eine neue Systematik im Wärmemarkt und soll Anreize für umweltschonendes Verhalten setzen. Durch den neuen Kohlendioxid-Preis sollen sich Investitionen in die Reduzierung von CO2 lohnen, etwa der Umstieg auf eine effiziente Brennwert-Heizung. Die Stadtwerke bieten hier schon seit vielen Jahren ein Finanzierungs- und Servicemodell an. „Mit unserem Wärmeservice lässt sich der Umstieg auf eine moderne Gasbrennwerttherme ganz ohne aufwändige Investitionskosten realisieren“, erklärt Nickel.
Tipps: Richtiges Heizen und Lüften spart
Zudem gebe es derzeit umfangreiche staatliche Förderungen als Investitionszuschuss für eine neue umweltschonende Heizung mit regenerativem Anteil. Alternativ könne man die entsprechenden Investitionen steuerlich geltend machen. Auch als Mieter könne man Energiekosten sparen, zum Beispiel über richtiges Lüften oder das Senken der Raumtemperatur. Schon die Verminderung von einem Grad Celsius verringere den Verbrauch um sechs Prozent -- und somit auch die Heizkosten.