Menden. Ein Bürgerantrag als Hilferuf: Riesenschäden, psychologische Folgen, Zukunftsängste – Hönne-Anlieger fordern Schutz auch durch Schmelzwerk-Abriss.

In einer Petition fordern Anlieger von Kaiserstraße, Daimlerstraße und Bodelschwinghstraße jetzt sofort einen besseren Hochwasserschutz für ihre Häuser. Die Flutkatastrophe Mitte Juli habe allein in diesem Bereich 150 Anwohner getroffen – und das, nachdem diese Straßenzüge schon bei den beiden Hochwasser-Ereignissen im August 2007 überschwemmt worden waren. Am 14. und 15. Juli dieses Jahres sei das Wasser dann über die zum Schutz aufgebaute Spundwand und die Gärten Hönneseite erneut in ihre Häuser geflossen, berichten die drei Antragsteller. Sie stellen den Bürgerantrag stellvertretend für viele Nachbarn, die ihn unterschrieben haben.

Gesamtschaden von zwei Millionen Euro nur für die drei Straßen „realistisch“

Der Gesamtschaden könne momentan noch nicht beziffert werden, nach ersten Schätzungen seien aber bis zu zwei Millionen Euro allein für diesen Bereich realistisch. Und: Bewohner und Eigentümer seien „aufgrund von Zukunftsängsten auch psychologisch stark belastet“. Denn sie befürchten einen erneuten Verlust von Eigentum und Wohnraum, dazu komme der Wertverlust ihrer Grundstücke und Immobilien durch die auch künftig bestehende Überflutungsgefahr.

Bürger fordern jetzt einen ganzen Katalog von Maßnahmen

Was die Bürger jetzt fordern, ist die Minderung künftiger Hochwasserschäden durch eine „Modulation“ der Hönne und die Erstellung eines Gutachtens oder Hochwasserschutzkonzeptes durch Experten im Austausch mit Fachleuten der Stadt Köln. Was folgt, ist ein ganzer Maßnahmen-Katalog:

Mehr Überschwemmungsflächen

Es soll mehr Überschwemmungsflächen geben und eine Überprüfung der Brücken als möglicher Fluthindernisse. Denn, so heißt es im Antrag: Ein Einstürzen der Bahnhofsbrücke käme einer Katastrophe für die darunterliegenden Häuser und das Seniorenheim gleich.

Hönne ausbaggern

Das Flussbett der Hönne soll sofort ausgebaggert, Treibgut-Blockaden entfernt werden. Kanalisation und Hausanschlüsse in den betroffenen Straße seien sofort zu überprüfen und gegebenenfalls zu ertüchtigen – sei es durch größere Rohre oder Schieber zum Schutz gegen hinterläufige Flutungen.

Schutzmauer verstärken

Die Schutzmauer, die nach 2007 errichtet und 2021 einfach überflutet wurde, sei unverzüglich zu erweitern.

Schmelzwerk abreißen

Das Schmelzwerk müsse „umgehend zurückgebaut“ und dafür eine Grünfläche eingerichtet werden. Es dürfe auch keinen Neubau geben, wie er für das Berufsvorbereitungs-Projekt von Hermann-Josef Schulte und Rudi Düppe ins Auge gefasst ist.

Bypass schaffen

Zudem soll ein Bypass eingerichtet werden, der das Hönnewasser hinter der ehemaligen Westschule in die Molle leiten kann.

Hönneabfluss erweitern

Schließlich soll auch der Hönneabfluss hinter dem Klärwerk Abtissenkamp in Bösperde verbreitert und erweitert werden.

Dritte Flut wäre für viele der „wirtschaftliche Totalverlust“

„Zu klären“ sei außerdem, wie sich die Stadt Menden und das Land NRW an den Kosten und Folgekosten der Eigentümer und Bewohner beteiligen. Der Elementarschutz durch Versicherungen greife im betroffenen Bereich nur vereinzelt, die meisten müssten den Wiederaufbau jetzt aus eigenen Mitteln stemmen. Neubaugebiete wie „An der Gracht“ auf der Hönneinsel würden durch Mauern geschützt, während die Besitzer von Bestandsgebäuden nach 2007 auf sich allein gestellt blieben. Und eine dritte Flut würden viele finanziell nicht mehr stemmen können. Die Folge wäre für sie der „wirtschaftliche Totalverlust“.

Der Antrag kam am Dienstagabend als Tischvorlage in den Haupt- und Finanzausschuss,