Lendringsen. Björn Corzilius ist seit Sonntag jetzt offiziell neuer evangelischer Pfarrer in Lendringsen. Was er zu Afghanistan und zur Flutkatastrophe sagt.

Am Sonntagvormittag, dem 13. Sonntag nach Trinitatis, wird Dr. Björn Corzilius als neuer Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Lendringsen durch Superintendentin Martina Espelöer in sein Amt eingeführt. Im strömenden Regen, aber durch zwei Zeltdächer geschützt, findet der Gottesdienst wegen der Pandemieauflagen im Freien statt. Zum gemeinsamen Singen wird wegen der Corona-Regeln die Schutzmaske getragen. „Ich freue mich auf den Start und den Aufbruch und die gemeinsamen Wege mit den Menschen, die mich hier bereits herzlich empfangen haben“, sagte Pfarrer Corzilius, der mit seiner Frau und drei Kindern nun in Hüingsen wohnt.

Superintendentin lobt Lendringser Gemeinde: Neue Wege gegangen

Espelöer lobt im Gottesdienst nicht nur den neuen Pfarrer, sondern auch das Presbyterium der Kirchengemeinde: „Sie haben neue kreative Wege gesucht und gefunden. Das war unter Coronabedingungen nicht ganz einfach, ist aber, wie man heute sehen kann, geglückt.“ Die Stelle sei nach dem Abschied von Pfarrer Matthias Hoffmann ein Jahr lang vakant gewesen, doch Presbyterium und Pfarrer Corzilius hätten sich gesucht und gefunden. „Eines Tages flatterte eine Bewerbung ins Haus, sie kam wie gerufen, als hätten wir auf sie gewartet“, so Espelöer.

Präses Kurschus: „Sie hatten Sehnsucht nach einer Gemeinde – folgen Sie ihr“

Annette Kurschus, Pfarrerin und seit März 2012 Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und seit November 2015 ebenfalls stellvertretende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, hat sich unter die Gottesdienstbesucher gemischt und überreicht zu ihrem Grußwort Corzilius ein kleines Kreuz, das er während seiner früheren Tätigkeit in seinem Arbeitsraum immer vor Augen gehabt habe. „Sie hatten große Sehnsucht nach einer Gemeinde - folgen Sie ihrer Sehnsucht“, gibt sie ihm mit auf den Weg. „Der gute Anfang soll fortgesetzt werden. Heute am Diakoniesonntag werden Sie in die erste Pfarrstelle der evangelischen Gemeinde Lendringsen eingeführt.“

Von Leid und Gewalt: Barmherziger Samariter als Gleichnis für Lage in Kabul

Seine Predigt stellte Pfarrer Corzilius ganz unter den Gedanken der Barmherzigkeit. Er knüpft an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10, 25-37) an. Ein Mann wurde zwischen Jerusalem und Jericho überfallen, beraubt und schwer verletzt. Ein Priester und ein Levit ließen ihn liegen. Der Samariter hingegen half dem Mann. „Dies ist eine Geschichte für die Ewigkeit, sie erzählt von Leid, Gewalt und Ignoranz“, so Pfarrer Corzilius. Dies sei eine Geschichte über das Mitgefühl und heute genauso gültig wie damals. „Seit Kain und Abel tun sich die Menschen Gewalt an“, erinnerte er. „Wie mag es sich zurzeit in Afghanistan in Kabul anfühlen? Wie geht es wohl dem Säugling, der in den Armen eines unbekannten Soldaten liegt? Was wird aus den tausenden von Flüchtlingen vor den Toren Europas?“

Corzilius: Hochwasserkatastrophe zeigt, wie rasch sich alles ändern kann

Mit diesen Fragen gab er der Geschichte vom Samariter Aktualität. Und: „Dass alles anders kommen kann als geplant, haben wir in den letzten Wochen nach der Hochwasserkatastrophe gesehen.“ Viele Menschen hätten sich sicher von Gott verlassen gefühlt. Doch wie viel trostloser wäre es in den Hochwassergebieten ohne die gegenseitige Unterstützung gewesen? Auch in den Fürbitten gedenkt man der Menschen in Afghanistan und der Angehörigen der Toten auf allen Seiten. Superintendentin Martina Espelöer gibt Corzilius im Einführungsgottesdienst ihren Segen, dazu Öl und Wein als Symbole für Heilung.

Es folgen viele Grußworte aus der Gemeinde. Nach Regen, Wind und Kälte erwartet die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes dann noch ein Imbiss am Matthias-Claudius-Haus.