Menden. Die Grünen lassen sich von Bürgern Kinospots und Plakate für die Bundestagswahl sponsern. Darunter ist auch das geschlossene Kino in Menden.

Die Grünen verkaufen im Internet Wahlwerbespots für ein geschlossenes Kino. Bei der Aktion mit Spots und Wahlplakaten sollen eigentlich Parteifreunde so den Wahlkampf finanziell unterstützen. In Menden lassen sich auch Spots für das geschlossene Kino „Palasttheater“ buchen. Auch in anderen Städten scheinen die Standorte nicht immer zu stimmen.

Die Werbung für die Werbung verspricht viel: 74,26 Euro kostet das Filmvergnügen. Dann wird ein zentral produzierter Werbespot der Grünen eine Woche lang vor jedem Film in einem Saal nach Wahl im Mendener Palasttheater gezeigt. Käufer können zwischen den drei Sälen und einer der vier Kalenderwochen im September vor der Bundestagswahl wählen. Weil das Kino aktuell geschlossen ist, wird der Film wohl nie zu sehen sein. +++ Hintergrund: Wie geht es mit dem Palast-Theater in Menden weiter? +++

Dienstleister für Panne mit falschem Kino verantwortlich

Die für die Aktion verantwortlichen Bundes-Grünen in Berlin verweisen auf einen Dienstleister. „Die Medienspenden-Plattform wird in unserem Auftrag durch einen Dienstleister bereitgestellt, der zugleich die Vermittlung der gebuchten Kinowerbezeit und Plakatflächen übernimmt“, sagt Sprecherin Maria Henk. „Unsere Flächen- und Kinoauswahl speist sich aus den Standortlisten der Pächter von Plakatgroßflächen und Litfaßsäulen sowie aller Kinobetreiber, die sich der bundesweiten Vermarktung angeschlossen haben.“

Das Kino an der Twiete in Menden hat auch nach Ende des coronabedingten Lockdowns nicht wieder geöffnet. Wie geht es dort weiter?
Das Kino an der Twiete in Menden hat auch nach Ende des coronabedingten Lockdowns nicht wieder geöffnet. Wie geht es dort weiter? © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Das Risiko für Spender sei relativ gering. Nach der Buchung erhalte er oder sie eine automatisierte Bestätigung mit dem Hinweis, dass die gewünschte Medienbuchung noch einmal verifiziert werde. „Natürlich kann es passieren, dass ein Kino schließt oder eine Plakatfläche zum Beispiel wegen einer Baustelle zwischenzeitlich abgebaut wurde oder kurz zuvor durch einen Dritten gebucht wurde“, sagt Henk. „Erst wenn seitens der Pächter der Flächen bzw. des Kinotreibenden die konkrete Buchung bestätigt wird, erhält die/der Spenderin auch die Bestätigung seines Medienspendenwunsches.“ Dies dauere in der Regel wenige Tage. Auch den für die Werbezeit gespendeten Betrag ziehe Bündnis 90/Die Grünen erst nach erfolgreichem Aushang oder der Ausstrahlung ein.

Anbieter ist nicht erreichbar für Nachfragen

Die Grünen kündigen an, das Palast-Theater aus der Auswahl zu entfernen. „Unseren Dienstleister haben wir darüber informiert, er hatte die entsprechende Information bislang nicht erhalten.“ Bis zum Montagabend war die Auswahl allerdings noch aktiv.

Hinter dem System steckt nach WP-Informationen der Anbieter 1-2-3-Plakat.de, der auch Kinowerbung vermarktet. Auch über deren eigene Plattform kann man unabhängig von den Grünen aktuell Werbung für das Palasttheater schalten. Warum? Diese Frage kann bei 1-2-3-Plakat keiner beantworten. Denn auch die firmeneigenen Daten sind offensichtlich nicht mehr aktuell. Die Sprecherin ist für Nachfragen nicht erreichbar. Die „gewählte Nummer ist nicht vergeben“. Die Website der Agentur ist abgeschaltet.

„Wir haben als Mendener Grüne keine Standorte vorgeschlagen“, erklärt Fraktionssprecher Peter Köhler. Auch er hatte bereits vermutet, dass veraltete Datenbanken für die Falschangaben verantwortlich sind. Kinowerbung sei für die Mendener Grünen bislang selbst auch kein Thema gewesen. „Soweit ich mich erinnern kann, haben wir das für uns nie genutzt.“ Das liege aber auch daran, dass man für Kommunalwahlen selbst Filme hätte produzieren müssen.

180.000 Standorte in der Vermarktung

Bei anderen Parteien sorgt die Aktion schon für eine gewisse Portion Häme. Allerdings hatten auch andere Parteien schon auf die identischen Buchungssysteme gesetzt. Und auch in anderen Städten soll es Probleme mit bereits veralteten Standorten, vor allem bei Plakaten, geben. Der Anbieter vermarktet nach eigenen Angaben bis zu 180.000 Standorte.