Menden. Nach dem Chemie-Unfall in Iserlohn wundern sich viele Mendener, dass sie nicht über die NINA-App gewarnt wurden. Das könnten die Gründe sein.
Als sich nach einem Chemie-Unfall in der Iserlohner Heide die Chlorgas-Wolke am Freitagabend verteilte und auch die Mendener Türen und Fenster geschlossen halten sollten (WP berichtete), bekamen manche dies erst am nächsten Morgen mit. In diesem Fall ging alles glimpflich aus, aber wie kann eine Warnung im Katastrophenfall sichergestellt werden?
Fenster und Türen schließen
Auf der Facebook-Seite der Westfalenpost schildern etliche User, dass die NINA-Warn-App auf ihrem Handy nicht angeschlagen habe – unter facebook.com/Westfalenpost.Menden und unter wp.de/menden hatte die WP-Redaktion am Freitagabend über das aktuelle Geschehen und den Hinweis, Fenster und Türen geschlossen zu halten, berichtet. „Ich habe nichts mitbekommen, meine NINA-App hat auch nicht gewarnt“, schreibt eine Userin. Eine andere Mendenerin kommt zu dem Schluss: „Nina ist einfach nicht ausgereift“ und berichtet, dass ihr Mann die Warnungen auf seinem Handy erhalte, sie hingegen – trotz identischer Einstellungen – bekomme die Warnungen nicht immer. Mehrere berichten, sie hätten bei offenem Fenster geschlafen, weil sie nichts von der Chlorgas-Wolke in der Nachbarstadt ahnten.
Eigentlich soll die Smartphone-Anwendung NINA-Warn-App aktiv darauf hinweisen, wenn in einem bestimmten Bereich eine Gefahr besteht. Ob jemand auf seinem Handy eine Warnung bekommt oder nicht, hängt von den Städten ab, die man individuell als „Warngebiet“ eingestellt hat. Stellt jemand beispielsweise nur „Menden“ ein, dann kommt auch nur dann eine Warnung, wenn die Hönnestadt direkt betroffen ist.
Warnung galt zunächst nur für Iserlohn
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Am Freitagabend habe die Kreisleitstelle in Lüdenscheid die Warnung zunächst nur für Iserlohn rausgegeben, nicht für Menden, erläutert Feuerwehr-Sprecher Stefan Deitel. Sinnvoller sei es deshalb als Nutzer, ebenfalls Warnungen für Nachbarstädte wie etwa Hemer, Iserlohn und Fröndenberg zu aktivieren. Alternativ sei es möglich, die Warnungen für den kompletten Märkischen Kreis zu aktivieren. Dann komme es aber natürlich dazu, dass auch Warnmeldungen eintreffen, die für Menden nicht von Belang sind: „Das muss jeder selbst entscheiden.“
Warum manche Mendener – trotz richtiger Stadt-Einstellung – über NINA offenbar nicht gewarnt wurden, vermochte auch die für NINA zuständige Pressestelle des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe am Montag nicht zu erklären: „Ich hätte auch darauf getippt, dass die Einstellungen falsch sind“, sagt eine Sprecherin lediglich.
Bei der Entscheidung, wie und auf welchem Weg gewarnt wird, muss die Feuerwehr viel Fingerspitzengefühl zeigen. „Wir wussten am Freitagabend ja zunächst gar nicht, ob Menden überhaupt betroffen ist und in welche Richtung die Wolke zieht“, erläutert Stefan Deitel.
Hinzu komme, dass der Bereich Ostsümmern, für den die NINA-Warnung galt, über keinerlei Sirenen verfüge.
Fünf Hochleistungssirenen in Menden
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Bei den insgesamt fünf neueren Hochleistungssirenen im Stadtgebiet ist es möglich, dass hierüber nicht nur ein Warnton, sondern auch eine Sprachdurchsage weitergegeben werden kann, doch gelte dies eben nicht für alle Sirenen in Menden, weiß Stefan Deitel. Bei den elf alten Sirenen können nur die verschiedenen Alarmtöne abgespielt werden. Darüber hinaus gibt es noch eine mobile Sirene.
Chronik der Warnungen über die NINA-App
Die Warn-App NINA schickt Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für Gefahrenlagen aufs Smartphone.Laut Feuerwehr-Kreisleitstelle Lüdenscheid warnte die NINA-App am Freitag um 18.43 Uhr Bewohner in Iserlohn und der Iserlohner Heide. Sie sollten Fenster und Türen geschlossen halten.Um 20.13 Uhr kam eine erneute Warnung für Iserlohn, weil viele Anwohner die Notruf-Nummer wählten. Auf Menden, Hemer und Sümmern wurde die Warnung über NINA schließlich um 22 Uhr ausgeweitet: „Da gab es durch Wetterdienst-Berechnungen Erkenntnisse, dass die Chlorgas-Wolke auch Richtung Menden ziehen könnte.“
Bei dem aktuellen Fall am Freitagabend wäre es sicherlich nicht sinnvoll gewesen, stadtweit oder für einen größeren Bereich Sirenenalarm auszulösen, gibt Stefan Deitel zu bedenken: „Das war ja nichts, das Menden großflächig betroffen hätte. Das wäre nicht zielführend.“ Denn wird in der kompletten Stadt Sirenenalarm ausgelöst, sorge das sicherlich auch für Angst und Verunsicherung bei vielen Menschen.
Warn-App und Social-Media-Kanäle
Stefan Deitel rät ohnehin dazu, sich nicht nur auf die Sirenen zu verlassen, sondern auch auf weitere Warn-Möglichkeiten wie etwa die App NINA sowie die Social-Media-Kanäle der Feuerwehr bei Facebook und Instagram zu setzen: „Die meisten Menschen haben heutzutage ein Smartphone“, sagt der Feuerwehr-Sprecher. „Und wenn jemand weiß, dass ein Nachbar oder die Eltern keines haben oder die NINA-App nicht installiert haben und deshalb eine Warnung nicht mitbekommen, dann sollte man vielleicht einfach mal anrufen und Bescheid sagen. Das ist doch die persönliche Verantwortung, die jeder hat.“