Menden. Über die schmale Westerburgstraße in Menden rumpeln tagtäglich viele Busse. Anwohner Artur Hille und seine Lebensgefährtin fürchten um ihr Leben.

Wenn der Mendener Artur Hille oder seine Lebensgefährtin Rita Guthoff auf die Straße vor ihrem Haus treten, fürchten sie bisweilen um ihr Leben. Täglich rumpeln große Busse über die schmale Straße. Ein Bürgerantrag, den der Mendener deshalb gestellt hat, wurde abgelehnt.

Lebensgefährtin wäre fast überfahren worden

Artur Hille lebt seit 1953 an der Westerburgstraße – damals noch ohne Busverkehr vor der Haustür. Dass es hier überhaupt Busverkehr gebe, sei dem Bau der Westtangente vor Jahrzehnten geschuldet, berichtet der 92-Jährige. Denn deshalb habe man einst Bushaltestellen für die Anwohner des Obsthofs angelegt. Und diese Haltestellen seien Ziel der Busse der Linie 24 der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG).

Ärger reicht schon lange zurück

Der Ärger reicht also schon Jahrzehnte zurück. Doch was das Fass zum Überlaufen brachte, waren zwei Situationen, in denen Artur Hilles Lebensgefährtin Rita Guthoff von einem herannahenden Bus fast überfahren worden sei. „Einmal wollte ich ein Paket, das ich für eine Nachbarin angenommen hatte, zu ihr bringen“, erinnert sich Rita Guthoff (75). Sie habe das Paket vor sich gehalten, als sie auf die Straße treten wollte. In diesem Augenblick sei von der Seite der Bus herangerauscht. Sie habe zuvor kaum eine Chance gehabt, das Fahrzeug wahrzunehmen, da die Straße wenige Meter weiter einen Knick macht. „Das Paket hat mich gerettet“, sagt Rita Guthoff. „Sonst hätte ich unter dem Bus gelegen. Ich habe mich furchtbar erschrocken.“ Ein anderes Mal habe sie sich durch einen „schreckhaften Rücksprung“ retten können.

Oberfläche der Straße stark angegriffen

Fährt man über die Westerburgstraße in Menden, wird man schon im Auto ziemlich durchgeschüttelt. Die Westerburgstraße ist derart stark belastet, dass die Oberfläche der Straße „total zerstört“ worden sei, sagt Artur Hille. Darüber hinaus werde der „waldseitige, in der Oberfläche noch glatte Fußweg ohne Abgrenzung“ von Bussen und anderen Lastfahrzeugen befahren, „so dass in dieser Belastungsspur circa 25 Gas-Anschlussventilschächte schlaglochartig abgesackt sind“. Hier befürchtet Artur Hille, „dass bei eventuell entstehenden Undichtigkeiten explosionsartige Schäden nicht ausgeschlossen sind“.

Artur Hille und seine Lebensgefährtin haben die Busfahrpläne perfekt im Kopf. Der nächste Bus wird der WP-Reporterin schon einige Minuten vorher angekündigt. Sicher fühlen sich die beiden aber dennoch nicht, wenn sie auf die Straße treten: „Die Busse sind ja nicht immer pünktlich, manchmal kommen sie auch ein paar Minuten früher oder später.“

Bürgerantrag gestellt

Artur Hille suchte bereits Hilfe bei der Mendener Kommunalpolitik – allerdings erfolglos. So stellte er im November vergangenen Jahres einen Bürgerantrag und forderte, die Buslinie 24 aus der Westerburgstraße zu verlegen. Dieses Ansinnen wurde indes abgelehnt, denn die Buslinie 24 besitze „eine besonders hohe Bedeutung für die Erschließung des Mendener Ortsteils Obsthof“, heißt es in der von Baudezernent Frank Wagenbach unterzeichneten Begründung, nachdem die Politik darüber beraten hatte.

Kaplan-Wiesemann-Straße als Alternative nicht geeignet

Die einzige Alternative zur Buslinie durch die Westerburgstraße sei die Kaplan-Wiesemann-Straße. Hier wären dann allerdings „strukturelle Umbaumaßnahmen erforderlich, die teilweise zu Lasten der Anwohner, des übrigen Verkehrs sowie des anliegenden Kindergartens gehen“. Deshalb wurde Artur Hilles Bürgerantrag abgelehnt.

Quintessenz: „Mangels geeigneter Alternativen sowie angesichts der sehr geringen Frequenz mit zwei Fahrten je Stunde sollte von einer Verlegung der Linie 24 aus der Westerburgstraße abgesehen werden.“

Enttäuscht von der Kommunalpolitik

Auch die MVG wurde von den Kommunalpolitikern um eine Stellungnahme gebeten: Sie kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass die parallel verlaufende Kaplan-Wiesemann-Straße „im aktuellen Ausbauzustand nicht für den Linienverkehr geeignet ist“. Die MVG stellt deshalb fest: „Der Aufwand verbunden mit deutlichen Nachteilen für die Verkehrssicherheit unter anderem der Kindergartenkinder und den ruhenden Verkehr wäre unseres Erachtens unverhältnismäßig hoch.“ Eine aktuelle Nachfrage durch die Westfalenpost ergibt hier bislang keine Änderung dieser Einschätzung.

Artur Hille zeigt sich tief enttäuscht von den Kommunalpolitikern und der Stadt. Er weiß, dass in wenigen Tagen der Busverkehr noch mal stärker werden wird. Mit dem Ende der Sommerferien fahren ab Mittwoch auch noch zusätzliche Schulbusse vor seiner Haustür vorbei. Der Mendener hat die Angelegenheit nun seinem Rechtsanwalt übergeben.