Menden. Nachhaltiges Wirtschaften soll im Gesellschaftsvertrag verankert werden. Wie der Mendener Versorger beim Kohlendioxid auf Null kommen will.

Bernd Reichelt, Geschäftsführer der Stadtwerke Menden, will Klima-Neutralität und Nachhaltigkeit als Unternehmensziele für den heimischen Versorger festgeschrieben sehen. Die Geschäftsführung habe daher einen entsprechenden Antrag an den Aufsichtsrat und den Stadtrat gestellt, die diesen Schritt billigen müssen. Laut Reichelt soll er vor dem Hintergrund des Klimawandels gegangen werden, dessen Folgen auch Menden mit dem Hochwasservor wenigen Wochen wieder schmerzlich zu spüren bekommen habe.

Kommunaler Beitrag, um die Klimaveränderung aufzuhalten

Konkret bedeutet das: Gemeinsam mit seinem Geschäftsleitungs-Team verfolgt Reichelt nach eigenen Angaben „das Ziel, die Energie- und Wasserversorgung sowie die Stärkung und Weiterentwicklung der lokalen Infrastruktur unter Berücksichtigung von Klimaneutralität und Nachhaltigkeit fest im Gesellschaftsvertrag des Unternehmens zu verankern. Das klare Bekenntnis und die damit einhergehende Selbstverpflichtung zu ökologisch nachhaltigem Wirtschaften ist unser kommunaler Beitrag, die globale Klimaveränderung zu verlangsamen und idealerweise aufzuhalten. Wir übernehmen damit Verantwortung und ducken uns nicht weg“, erklärt der Geschäftsführer.

Bürgermeister Roland Schröder: Stadtwerke mit hoher Relevanz für Klimaziele

Auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität erfahre der lokale Energieversorger schon jetzt Zuspruch. Erste Vertreter aus dem nahen Umfeld der Stadtwerke stünden bereits hinter der Entscheidung der Geschäftsleitung, darunter Bürgermeister Roland Schröder: „Die Stadtwerke besetzen Geschäftsfelder, die eine hohe Relevanz für CO2-Einsparungen haben: Strom- und Wärmeversorgung, energienahe Dienstleistungen wie PV-Anlagen oder Speichersysteme sowie der Ausbau der Elektromobilität liegen in den Händen unseres lokalen Versorgers. Die Stadtwerke sind daher ein wichtiger Klimaschutz-Treiber unserer kommunalen Familie“, erläutert Schröder.

Drei-Säulen-Modell für die Stadt Menden, die Stadtwerke und ihre Kunden

Mehr Starkregen und Hitzewellen

Die jüngsten Meldungen des Weltklimarates sind alarmierend. Nur mit größten Anstrengungen könne es gelingen, die globale Erwärmung unter zwei Grad zu halten. Die Folgen des Klimawandels sind längst spürbar, sind sich die Experten des Weltklimarates sicher: Dürre, Starkregen-Ereignisse oder eine zunehmende Häufigkeit an Tagen mit Extremhitze haben auch Menden in den letzten Jahren beschäftigt, zuletzt mit Starkregen und Hochwasser.

In der Prognose, dass sich diese Ereignisse in Zukunft noch häufen werden, herrscht Einigkeit unter den Forschern. „Wir alle haben Verantwortung“, mahnten die mehr als 740 Fachleute des Weltklimarates und Verfasser des aktuellen Sachstandsberichts, den Klimaschutz als gemeinsame Aufgabe zu verstehen

Was bedeutet dies für Stadtwerke-Kunden und -Partner? Der lokale Energie- und Wasserversorger hat drei Säulen klimaneutralen Handelns entworfen. Das ist die Kommune mit der Stadtverwaltung, die bei Erreichen der Klimaneutralität unterstützt werden soll. Des Weiteren der Fokus auf den eigenen Betrieb, um Standorte und Infrastruktur ökologisch zu optimieren. Und die Kundinnen und Kunden, für die Produkte und Dienstleistungen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit weiter verbessert werden sollen. „Nachhaltiges Wirtschaften wird für die Stadtwerke zum Handlungsprinzip, bei dem die Daseinsvorsorge zum Wohle der Kundinnen und Kunden und der Stadt mit dem Umweltschutz in Einklang gebracht wird“, erläutert Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzender Sebastian Schmidt.

Unternehmen werden schon heute vielfach an ihrem Klima-Beitrag gemessen

Gegenüber der WP bestätigt Reichelt indes auch, dass Versorger wie die Stadtwerke Menden durchaus Druck verspüren. So würden auch Industriekunden im Markt heute vielfach an ihrem Klima-Beitrag gemessen, zu der auch deren Energieversorgung zähle. Zudem gelte bis 2040 das Langfrist-Ziel der „Dekarbonisierung“, also einer Energieversorgung, die komplett auf fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas verzichten kann. Daran, so Reichelt, werde die Dimension der neuen Aufgaben deutlich.

Reichelt: Zukunftssichere Versorgung zählt zur DNA der Stadtwerke

Durch Öko-Tarife wie Naturliebe-Strom und -Gas oder einem immer größer werdenden Angebot im Bereich der Elektromobilität sieht der Versorger selbst eine gute Basis, um künftig weitere Maßnahmen in Richtung Klimaneutralität auszurichten. Reichelt: „Seit mehr als 160 Jahren stehen die Stadtwerke für verantwortungsvolles Wirtschaften und eine zukunftssichere Energie- und Wasserversorgung in Menden. Das ist fest in unserer DNA verankert. Daher ist die Selbstverpflichtung zu ökologisch nachhaltigem Wirtschaften unter dem Aspekt einer fairen, generationengerechten Daseinsvorsorge ein logischer Schritt.“