Fröndenberg. Schäden in der Ruhrstadt gehen in die Millionen. Besonders getroffen hat es das Haus Löhnbachtal. Die Aufräumarbeiten werden noch Monate dauern.
Worauf die Fröndenberger Stadtverwaltung gehofft hat, ist nun unter Dach und Fach: Die Ruhrstadt wird in das 200-Millionen-Euro-Soforthilfe-Programm des Landes im Nachgang zu den Starkregenereignissen im Juli 2021 aufgenommen. Damit können betroffene Fröndenbergerinnen und Fröndenberger nun deutlich unkomplizierter finanzielle Unterstützung erhalten. Fest steht: Der Schaden durch die Flut in Fröndenberg geht in die Millionen – am schlimmsten hat es das Haus Löhnbachtal getroffen.
Umdenken bei Landesregierung
Die Stadt hatte es unlängst bereits angeraten: „Ungeachtet der bestehenden Erlasslage wird auch den Betroffenen der Unwetterkatastrophe vom 4. und 8. Juli empfohlen, den Antrag auf Soforthilfe unter Darstellung des Schadensdatums fristwahrend zu stellen, sofern die erlittenen Schäden mindestens 5000 Euro betragen und nicht durch Versicherungsleistungen ersetzt werden.“ Nach WP-Informationen hat das Landeskabinett am Donnerstagabend beschlossen, die Ruhrstadt in das ursprünglich für den 14. und 15. Juli vorgesehene Maßnahmen-Paket mit aufzunehmen.
Freude über die Nachricht kommt vor allem bei Kämmerer Heinz Günter Freck auf. „Wir haben ein stückweit spekuliert, dass es so kommen könnte“, erklärt er mit Blick auf die Empfehlung der Stadt vor einigen Tagen. Eine offizielle Mitteilung des Städte- und Gemeindebundes oder der Bezirksregierung steht zwar noch aus, gilt aber als Formsache. Weit über 15 Anträge auf Soforthilfe sind inzwischen bei der Stadt eingegangen. Wie hoch der Flut-Schaden insgesamt ausfällt, soll in einer Sondersitzung des Rates am 18. August vorgestellt werden. Fest steht jetzt bereits: Der Schaden geht in die Millionen – und die Stadt „ist mit einem blauen Auge davongekommen“, so Freck. So sei einer der größten Einzelposten vor allem die „kurzfristige Gefahrenabwehr“, erklärt der Kämmerer. Damit sind unter anderem die Sicherungsmaßnahmen an einem Angelteich gemeint. Hinzu kommt die Sperrmüll-Abfuhr, die nur mithilfe der Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft Kreis Unna (GWA) und der Stadt Schwerte zu stemmen war.
Haus Löhnbachtal öffnet erst 2022
Den größten Schaden in Fröndenberg hat das Haus Löhnbachtal zu verzeichnen, wie Geschäftsführer und Einrichtungsleiter Stefan Welbers auf WP-Anfrage bestätigt: „Wir haben einen totalen Betriebsschaden, der in die Millionen geht.“ Allerdings macht eine zunehmende Bürokratie schnelle Hilfen umständlich. So muss etwa für die Entsorgung des zerstörten Inventars erst einmal ein entsprechender Antrag ausgefüllt werden. Doch damit nicht genug. Die Mitarbeiter befinden sich allesamt in Kurzarbeit, mit einer Wiederöffnung der Senioreneinrichtung ist vor Januar 2022 nicht zu rechnen, so Welbers. Wie dramatisch die Lage vor Ort ist, macht ein Blick auf die derzeitigen Arbeiten deutlich. Der durch den Starkregen beschädigte Transformator funktioniert noch immer nicht. Strom für Bohrhämmer und Co. liefert ein eigens angeschaffter Generator, der gut 400 Liter Diesel jeden Tag verbraucht. Alle zwei Tage rollt daher ein Tanklaster an.
Derzeit werde der gesamte Boden samt Estrich im Erdgeschoss und Keller herausgerissen, so Welbers. „Der Aushub, der dabei anfällt, ist gigantisch.“ Auch wenn in den nächsten Monaten nicht damit zu rechnen ist, dass Senioren dort wieder einziehen, ist ein Weiterbetrieb in jedem Fall geplant – auch vor dem Hintergrund, dass der Löhnbach direkt an der Einrichtung entlang fließt. Wie die Sicherungsmaßnahmen ausfallen, um in der Zukunft vor ähnlichen Szenarien bestmöglich gewappnet zu sein, ist jedoch noch offen. Maßnahmen könnten etwa zusammen mit der Feuerwehr und der Stadt entwickelt werden. Denn das Gerätehaus-Mitte liegt nur einen Steinwurf vom Haus Löhnbachtal entfernt, ist vom Fluss ebenfalls überflutet worden. Für den geplanten Neubau an gleicher Stelle – so heißt es aus den Reihen der Ehrenamtler – müsse etwa die Technik auf höher gelegene Etagen verteilt werden.
Für die Feuerwehr und Bürger der Ruhrstadt ist Stefan Welbers derweil aber voll des Lobes, vor allem mit Blick auf die Evakuierung des Gebäudes. „Das hat alles gut geklappt. Es gab viele hilfsbereite Menschen.“