Fröndenberg. Im Vergleich mit ähnlichen Städten fahren in Fröndenberg nur wenige Schüler mit dem Fahrrad zur Schule. Was sich in Zukunft ändern müsste.
Ein Touristenmagnet mit dem Ruhrtalradweg, ein historischer Anziehungspunkt für Radsportler mit der „Eule". Aber mit dem Radverkehr im Alltag tut sich Fröndenberg schwer, besonders die Schülerinnen und Schüler. Das hügelige Gelände kann nicht der einzige Grund dafür sein. Darüber sprach jetzt der Bau- und Verkehrsausschuss.
+++ Mehr Zweirad-Mobiltiät für Fröndenberg geplant +++
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Schulkinder in Fröndenberg nutzen deutlich unterdurchschnittlich oft ihr Fahrrad für den Weg zur Schule. Das war die Kernaussage von Gernot Steinberg im Fröndenberger Bau- und Verkehrsausschuss. Steinberg ist Geschäftsführer des Dortmunder Büros „Planersocietät“ und hat eine Studie zu dem genannten Thema erstellt. Ursprünglich sollte es einen Workshop geben mit Kindern und Jugendlichen rum um ihre Fahrradnutzung.
Knapp 250 Schülerinnen und Schüler nahmen an Onlinebefragung teil
Wegen Corona war das zunächst nicht möglich, stattdessen wurde eine Onlinebefragung geschaffen zwischen März und Mai dieses Jahres. Knapp 250 Schülerinnen und Schüler nahmen daran teil, drei Viertel von der Gesamtschule, die restlichen verteilten sich auf die beiden Grundschulen in der Innenstadt, Overbergschule und Gemeinschaftsgrundschule. Und zwar gerade bei der GSF über alle Jahrgänge hinweg, wie Gernot Steinberg positiv hervorhob, was das Ergebnis schon ein Stück weit aussagekräftiger mache.
+++ Radverkehr in Fröndenberg: Wunschlösung kompliziert +++
Was die Befragung ergab, sollte aber allen zu denken geben, hieß es: <92 Prozent der Befragten nutzen ihr Fahrrad selten oder nie für den Weg zur Schule, erklärte Steinberg den Ausschussmitgliedern. Wohlgemerkt ist dieses Verhalten für das Sommerhalbjahr erfragt worden, nicht für Minusgrade und Schnee.
„Das sind sehr geringe Fallzahlen", unterstrich Steinberg. Nur an der steigungsreichen Topographie Fröndenbergs könne das nicht liegen. Sein Planungsbüro habe ähnliche Untersuchungen auch für hügelige Städte im Sauerland oder Bergischen Land gemacht, mit deutlich besseren Ergebnissen für den Drahtesel.
Aussagen über Probleme schwierig
Problem der niedrigen Fallzahlen für Fahrradnutzer auf dem Schulweg laut Steinberg: „Dadurch wird es schwierig, andere Aussagen zu treffen.“ Ob also zum Beispiel Aussagen über Probleme oder Wünsche für Radnutzer tatsächlich annähernd repräsentativ sind. In Kommentaren der Umfrage wurden zum Beispiel das Fehlen sicherer Abstellmöglichkeiten bemängelt, ebenso der intensive Pkw-Verkehr oder nicht geräumte Wege im Winter. Weitere Umfrageergebnisse: Aus den Vororten kommen die Kinder und Jugendliche vielfach mit dem Bus zu den Schulen, allerdings sei am Schulzentrum auch der Autoverkehr durch die Eltern äußerst hoch.
Dass es dadurch, etwa bei Wendemanövern auf den Parkplätzen und Zufahrten, immer wieder zu gefährlichen Situationen komme, das wisse er auch selber, erklärte Matthias Weischer vom Fröndenberger Ordnungsamt. Mit der Ausweisung mehrerer, etwas weiter von den Schulen entfernter Elterntaxi-Parkplätze, zum Beispiel am Jägertal, habe man versucht, Abhilfe zu schaffen, den Verkehr zu entzerren. „Aber die werden bislang schlecht angenommen. Trotzdem ist jedes einzelne Autos, welches hier hält, eines weniger direkt an der Schule.“
Arbeitskreis Radverkehr
In der Ratssitzung am Mittwoch, der letzten vor der Sommerpause, soll ein Arbeitskreis Radverkehr gegründet werden. Dieser soll an Konzepten mitwirken, Ideen einbringen – auch für Verbesserungen in der Infrastruktur.Neben den Parteien sollen auch der ADFC, die Straßenverkehrsbehörde, die Stadtverwaltung, Fröndenbergs Klimamanagerin und der Treffpunkt Windmühle mitwirken.
Lösungen und bemerkbare Verhaltensänderungen erhoffe man sich am ehesten durch den Austausch von Schulen und Eltern. Einiges sei in den letzten Jahren auch schon passiert, bemerkte die Ausschussvorsitzende Andrea Molitor. Ob Schutzstreifen für Radfahrer am Hirschberg oder Im Wiesengrund oder der Radweg von der GSF zur Hohenheide (mit knackiger Steigung freilich).
Im Kreis Unna, so Molitor, weise Fröndenberg weiter den niedrigsten Anteil Radverkehr aller Kommunen auf. Das sei aber mit der deutlich bergigeren Landschaft zu erklären. Trotzdem sehen die Beteiligten beim Radverkehr enormes Steigerungspotenzial. Dieses zu aktivieren, soll nun ein Arbeitskreis gegründet werden (siehe Infobox).
Pläne für das Radnetz der Stadt
Thema war nicht nur der Radverkehr zu den Schulen, sondern ebenso die Pläne beim Kreis Unna für das gesamte Radnetz in der Stadt. Dazu hat sowohl die Verwaltung eine Stellungnahme erarbeitet wie auch mehrere Parteien eigene Anträge gestellt. Das alles, so der Konsens in der Sitzung, will man gesammelt dem Kreis übergeben, auch wenn es zu verschiedenen Wegen unterschiedliche Vorstellungen gibt. Im Gespräch sind etwa ein Radweg von Ardey in die Innenstadt, welcher sowohl an der Ardeyer Straße oder auch direkt an der Ruhr entlang führen könnte. In Planung sind auch Wege von Ardey weiter nach Frömern und über die Landwehr nach Kessebüren oder von Ostbüren zur B1.