Menden/Hemer. 2012 traten sie als erster Jahrgang der Gesamtschule an: Jetzt nahmen 53 junge Leute ihr Abitur-Zeugnis in Empfang – allen Unkenrufen zum Trotz.

Das war wahrlich keine Abitur-Feier wie jede andere: Die Gesamtschule Menden konnte am Freitag zum allerersten Mal Abiturzeugnisse überreichen – an 53 junge Frauen und Männer. Aus Coronaschutzgründen fand die Zeremonie im sonnenbeschienenen Autokino des Hemeraner Sauerlandparks statt. Den jungen Leuten, ihren Lehrkräften und sämtlichen Rednern war dabei die Freude und Genugtuung darüber anzumerken, dass ihre Schulform hier etwas zuwege gebracht hat, was ihr in den Anfängen viele in Menden ganz offen nicht zutrauten. An diesem Tag man muss sagen: Sie haben es allen Kritikern gezeigt.

Schulleiter Goldschmidt: „In Menden eine echte Alternative auf dem Weg zum Abitur“

Die erste Abiturientia

Die Namen der Abiturientinnen und Abiturienten der Gesamtschule Menden, die einer Veröffentlichung zugestimmt haben:

Tobias Abbenhaus, Nicole Bastrikov, Louis Battenfeld, Leon Bette, Frieda Beyer, Franca Sophie Blockhaus, Luca Paskal Brauckmann, Wiebke Buhl, Andreas Chatzimoschou, Ahin Cheko, Esra Cimen, Fatih Cingözer, Lukas Dinkel, Leonard Düe, Philipp Eckert, Songül Fischer, Karla Freis, Nadine Gawronski, Paul Thorben Gramse, Kim-Eileen Grothe, Lilli Heumann, Antonia Humme, Erik Jäger, Hannah Julius, Jonas Kalhoff, Fiona Kampe, Dimitra Kariofillaki, Chiara Karthaus, Finn Luis Kemper, Malte Klippel, Phyllis Kohlbecher, Leonie Lemmerz, Dylan Mirow, Luana Orlando, Johann Puls, Xaver Rost, Simon Rupp, Jan-Philipp Rüth, Tom Schmetz, Pauline (Marcel) Schubert, Lea Sperlich, Lana Sophie Toschka, Justin Völkner, Lara Wiese, Joline Wimmer, Rabia Yildirim und Lisa Zink.

Schulleiter Ralf Goldschmidt gratulierte seinem ersten Abi-Jahrgang denn auch mehrfach euphorisch: „Ihr lasst jeden erkennen: Es gibt in Menden eine echte Alternative für den Weg zum Abitur!“ Das wird quittiert mit einem Hupkonzert, das man wohl bis nach Menden hören soll. Am Rande ist zu erfahren, dass nur ein einziger der heutigen Inhaber der Allgemeinen Hochschulreife als Kind eine Empfehlung für das Gymnasium mitgebracht hatte. So musste sich die neue Schule, nach vielen Querelen geboren, 2012 und noch lange danach anhören, nur ein Hauptschul-Ersatz zu sein. Heute stammen 45 Abiturienten aus dem eigenen Gründungsjahrgang, acht kamen zwischenzeitlich als Absolventen der Realschule Menden hinzu.

Mehrfach Lob für Grundsteinleger Volker Fleige, der aus Lübeck angereist ist

Mit viel Sonne und lautem Hupkonzert: Das Hemeraner Autokino im Sauerlandpark bietet am Freitag die coronagerechte Kulisse für die Zeugnisübergabe. Im Vordergrund die durchweg getesteten Schüler, die Gäste in und neben den Autos.
Mit viel Sonne und lautem Hupkonzert: Das Hemeraner Autokino im Sauerlandpark bietet am Freitag die coronagerechte Kulisse für die Zeugnisübergabe. Im Vordergrund die durchweg getesteten Schüler, die Gäste in und neben den Autos. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Den Grundstein zur Einrichtung der Schulform habe der damalige Bürgermeister Volker Fleige gelegt, betont Ralf Goldschmidt. Fleige, der heute in Lübeck lebt, ist denn auch der Einladung in den Sauerlandpark gefolgt und eigens gut 400 Kilometer angereist: „Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass hier an mich gedacht wurde“, sagt er der WP. Er hoffe, dass sich die Schulform auch im Vergleich zu den Gymnasien in Menden jetzt noch weiter etabliere. Heute werden an der Gesamtschule Menden rund 1000 Kinder und Jugendliche unterrichtet.

Schröder: Kein geschenktes Corona-Abitur

„Ihr seid der lebendige Beweis dafür, dass die Gesamtschule in Menden angekommen ist“, erklärt derweil Fleiges Nach-Nachfolger Bürgermeister Dr. Roland Schröder in seinem Grußwort. Und: „Das hier ist kein Corona-Jahrgang!“ Niemand hier habe sein Abi geschenkt bekommen, im Gegenteil: „Ihr habt es unter besonderen Bedingungen hierher geschafft“, und das könne künftig sehr wohl ein Vorteil sein. Denn Schröder, der bis zu seiner Wahl selbst Hochschuldozent war, geht davon aus, dass das Distanzlernen auch nach Corona ein wichtiger Bestandteil des Studiums bleiben wird.

Stufenlehrer bei Schülerinnen und Schüler erkennbar besonders beliebt

Für die Bezirksregierung Arnsberg gratuliert Michael Albrecht, von den charmanten Moderatorinnen Leonie Lemmerz und Chiara Karthaus als „Chef des Chefs“ angekündigt. Albrecht, der selbst einmal eine Gesamtschule im Aufbau geleitet hat, sagt zur Premiere: „Menden hat es geschafft!“ Der besondere Dank der Schülerinnen und Schüler gilt indes neben Goldschmidt ihren Stufenlehrern Bettina Zunklei-Lashöfer und Jens Fiebak. Einen weiteren Dank an Volker Fleige werden die Pflegschaftsvertreter Torsten Heumann und Cordula Puls los: „Sie haben die Gesamtschule nie aus den Augen verloren.“ Und alle hier könnten dankbar sein, einen Rektor wie Ralf Goldschmidt gehabt zu haben.

Und wieder hupen sie alle.