Menden. Damit bedürftige Menschen nicht mehr im Müll wühlen müssen: Sozialausschuss gibt 5000 Euro fürs Anbringen in der Mendener Fußgängerzone frei.

Zehn Pfandringe zum Preis von etwa 5000 Euro sollen in Kürze an die Abfallbehälter in der Fußgängerzone auf der Bahnhofstraße und der Hauptstraße montiert werden – als befristeter Versuch. Das hat der „Ausschuss für soziale Teilhabe“ auf Antrag der Fraktion Die Linke jetzt einstimmig beschlossen. Fraktionschef Thomas Thiesmann hatte ursprünglich 20 Pfandringe für 10.000 Euro für das Projekt in den Stadthaushalt einstellen wollen. Das erschien anderen Fraktionssprechern wie Robin Kroll (CDU) und Henry Kiaulehn (SPD) für einen Versuch zu hoch. Einig waren sich alle Fraktionen aber darin, zumindest ausprobieren zu wollen, ob Pfandringe auch in Menden als effektive Hilfe für Menschen in wirtschaftlicher Not funktionieren können.

Pfandringe sollen Menschen das Wühlen im Müll vor aller Augen ersparen

Denn darum geht’s letztlich: Auch in der Hönnestadt sind immer wieder Menschen zu beobachten, die Abfallbehälter nach Flaschen durchsuchen, um mit dem Pfand einen Teil ihres Lebensunterhalts zu bestreiten. Ihnen sollen die Pfandringe nun das Wühlen im Müll vor aller Augen ersparen, bei dem man sich obendrein verletzen oder infizieren kann. Denn das wird nicht nur in Menden, sondern landauf landab als menschenunwürdig betrachtet. Zugleich kann jeder den Bedürftigen helfen, indem er die Pfandflasche nicht selbst zurückgibt, sondern in einen Ring steckt.

In Hamburg oder Köln kaum genutzt, in Düsseldorf ein Erfolg

Die Stadtverwaltung Menden hat Erfahrungen aus Modellversuchen anderer Städte gesammelt. Fazit: Mal funktionieren sie, mal gingen sie schief. So hatte der „Verband Kommunaler Unternehmen“ in einer Broschüre die Erfahrungen zu den Flaschenhalterungen und eine rechtliche Einschätzung zusammengetragen. Demnach wurden in Hamburg, Köln und Hannover Pfandringe kaum genutzt oder für Plastikbecher zweckentfremdet. Folge: Die Ringe wurden im Stadtbild als schmuddelig wahrgenommen, die Pilot- Projekte vielerorts beendet.

„Es wird wirklich darauf ankommen, ob die Mendener das mittragen“

Zudem verfehlten die Pfandringe häufig die Zielgruppe. So bedienten sich keineswegs nur Bedürfte an dem Leergut, und vielerorts wurden Abfallbehälter trotzdem durchwühlt. Die Stadt Offenbach, die 50 Pfandringe für 24.500 Euro angeschafft hatte, befand nach einem Jahr, dass Kosten und Nutzen nicht im Verhältnis stünden. Durchweg positiv dagegen das Fazit der Stadt Düsseldorf: „Die Pfandringe werden von Bevölkerung gut angenommen und als Bereicherung verstanden“, heißt es im Bericht. Das Projekt wurde an publikumsträchtigen Stellen sogar ergänzt und fortgeführt.

„Es wird wirklich darauf ankommen, ob die Mendener das mittragen“, sagte denn auch Ulrich Menge von der Rathaus-Abteilung Soziales. Ein echter Versuch also – mit offenem Ende.