Menden. Ein extrem heftiger Blitz vom Dienstag ist in Menden für etliche Schäden verantwortlich. Experten nennen ihn „Wilder Hausrüttler“. Purer Zufall?

Das Gewitter, das am Dienstag für teils heftige Folgen im Stadtgebiet Menden sorgte, hatte einen der heftigsten Blitze seit Jahren im Gepäck. Am Galbusch wurde mit einem sogenannten „wilden Hausrüttler“ ein Blitz der allerhöchsten Kategorie gemessen. Am Hönne-Gymnasium löste durch die Überspannung Amok-Alarm aus. Bei Aldi wurden nach WP-Informationen Kassen beschädigt: Das EC-System fiel aus. Ampeln versagten ihren Dienst.

Siemens-Messsystem zeigt 212.000 Ampere Stromstärke

Hier schlug der Blitz ein: Systeme verorten den Einschlag auf 50 Meter genau an der Westtangente im Bereich der Straße Galbusch in Menden.
Hier schlug der Blitz ein: Systeme verorten den Einschlag auf 50 Meter genau an der Westtangente im Bereich der Straße Galbusch in Menden. © Westfalenpost | Arne Poll

Der Blitz schlug um 12.58 Uhr in die Erde ein. 212.000 Ampere betrug laut eines Siemens-Messsystems die Stromstärke. Dort, wo die Anlage den Blitz von Dienstag verortet, ist nichts mehr von dem Einschlag zu sehen. Aber es haben sich offensichtlich unglaubliche Energiemengen in den Boden entladen. Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst bestätigt auf Nachfrage, dass es sich hier um eine Besonderheit handelte: „Das ist ein seltenes Ereignis“, sagt Friedrich. Üblich seien Mittelwerte von 15.000 bis 20.000 Ampere.

Wie kommt es dazu? „Es ist immer möglich, dass es zu solchen Stromstärken kommt, wenn sich Spannungsunterschiede aufschaukeln“, sagt Friedrich. Bodenbeschaffenheiten oder die Lage seien dabei nicht relevant. „Das passiert zufällig und chaotisch.“ Der Name „Wilder Hausrüttler“ ist kein Zufall: Die Schwingungen durch den Donner sind so stark, dass Gebäude erzittern und Fensterscheiben beben.

DWD betont: Jede Gewitter-Warnung immer ernstnehmen

Für den Deutschen Wetterdienst sei die Stärke eines Blitzes eher nachrangig. „Wir warnen vor Blitzen, die sind immer eine tödliche Gefahr“, sagt Friedrich. Es gelte jede Unwetterwarnung ernstzunehmen. Wenn ein Gewitter mit schwerem Hagel und Windböen über Stärke 11 komme, rufe der DWD die Unwetterwarnung aus. +++ Hintergrund: Der Blitzeinschlag legt das Stellwerk Langschede lahm +++

Es gibt unterschiedliche Blitzortungssysteme. Siemens bewirbt sein System BLIDS damit, mit 155 Messstationen in Europa Blitzeinschläge auf bis zu 50 Meter genau orten zu können. „Eine Blitzentladung erzeugt ein elektromagnetisches Feld, das sich wellenförmig vom Entstehungsort aus in alle Richtungen mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet“, heißt es von Siemens. „Die hohe Genauigkeit von BLIDS basiert auf dem Time-Of-Arrival-Prinzip. Aus der Differenz der in den Empfängern aufgezeichneten Zeiten wird der Blitzort berechnet.“ Die Daten laufen in eine Datenbank ein, die von verschiedenen Kunden genutzt wird. So profitieren nicht nur Wetterdienste von den Daten, sondern auch Planer von Bauwerken. Die Blitzkarte gibt Auskunft darüber, wo es besonders häufig kracht.

2014 wird in Menden Blitzrekord erzielt – mit dramatischen Folgen

„Bei Gewittern gibt es besonders in den Sommermonaten oft zahlreiche Blitzeinschläge, aber nur wenige sind dabei extrem stark“, erklärt Meteorologe Fabian Ruhnau in einem Blogeintrag für Kachelmannwetter.com, das sich auch mit Blitzen beschäftigt. Er gibt allerdings zu bedenken, dass Blitzrekorde immer nur Annäherungswerte sind: „Bei extrem starken Blitzen ist es allerdings schwierig die exakte Stromstärke zu messen.“ Kachelmannwetter prägte auch die kurios klingenden Begriffe wie den „Wilden Hausrüttler“.

Zum Vergleich: Als 2014 am Falkenweg in Bösperde ein Blitz ein Haus zerstörte und dabei ein Mann verschüttet wurde, hatte dieser Blitz zwar eine Stromstärke von knapp 330.000 Ampere. Aber es war auch laut eines Münchener Blitzforschers damals der stärkste Blitz in ganz Deutschland seit 33 Jahren.