Menden. Der Handel wünscht sich Lockerungen und fühlt sich in der Krise alleingelassen. Doch Politik und Verwaltung sind größtenteils die Hände gebunden.

Ein Jahr lang, sagt Falk Steidel von der Werbegemeinschaft, habe sich die Händlerschaft nun zurückgehalten. Doch mit immer mehr Impfungen und Corona-Testzentren in Menden wünschen auch sie sich endlich eine Perspektive – und fühlen sich von Stadt und Politik alleingelassen.

Die Werbegemeinschaft

Dass die Mendener Händler so lange durchgehalten haben, bevor sie sich nun über den Vorsitzenden der Werbegemeinschaft zu Wort melden, liege vor allem an der „Schockstarre bei den Händlern“, wie Steidel erklärt.

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Doch nun, wo mit Impfstoffen und anlaufenden, flächendeckenden Tests zumindest Licht am Ende des Tunnels erkennbar sei, sei eine Öffnungsstrategie dennoch nicht in Sicht. Weder Händler noch Mendenerinnen und Mendener wüssten derzeit, was sie wirklich dürfen – und was eben nicht. „Wir wünschen uns ein klares Zeichen aus der Verwaltung“, betont der Werbegemeinschaftsvorsitzende.

Die Verwaltung

Doch Zeichen aus der Verwaltung seien derzeit kaum möglich, erklärt Bürgermeister Dr. Roland Schröder. „Die Stadt steht aktuell auch am Ende der Nahrungskette.“ Immer wieder richte sich der Blick daher nach Berlin und Düsseldorf. Die Entscheidungen fallen auf übergeordneten Ebenen. Was genau die kommenden Wochen bringen, das vermag auch Schröder nicht zu prognostizieren. Von Lockdown bis Öffnung scheine zwar fast alles möglich, doch es gelte, die Menschen nicht noch mehr zu verwirren und Erwartungen zu wecken, die schlussendlich aber nicht gehalten werden können, betont Schröder.

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Gleichwohl könne er eine gewisse Ungeduld bei den Händlern durchaus nachvollziehen. „Menden kann aber nicht an der Coronaschutzverordnung vorbei einfach öffnen. Das beschließen Bund und Länder“, macht der Bürgermeister klar. Einzig bei der Maskenpflicht – etwa vor Schulen oder in der Innenstadt – habe die Kommune Mitbestimmungsrecht.

Die Politik

Ins selbe Horn stoßen CDU, FDP und SPD. „Die Gesamtsituation ist natürlich suboptimal“, erklärt CDU-Sprecher Matthias Eggers auf Anfrage. Man sei schlichtweg an das gebunden, was auf anderen Ebenen entschieden wird. Ein Lichtblick sei aber etwa die Neueröffnung des Donutladen an der Kolpingstraße. Man könne gewisse Entscheidungen sicherlich hinterfragen, aber „man muss sich klar machen, dass die Lage ernst ist und es noch ein langer Weg hin zur Normalität ist“, so Eggers.

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FDP-Fraktionschef Stefan Weige verweist für Gastronomen unter anderem auf eine Internetseite, die er selbst mit ins Leben gerufen hat und über die Lieferangebote inseriert werden können. Doch hier halte sich die Rückmeldung bis auf eine Ausnahme in Grenzen; ein Bekenntnis zum Einzelhandel habe auch seine Fraktion immer wieder abgegeben. Gleichwohl würden längst nicht alle Einzelhändler auch die Zeichen der Zeit erkennen und auf digitale Vertriebswege umsteigen. „Es gibt einige, die ganz rege dabei sind und auch Lösungen suchen“, sagt Weige. Das treffe jedoch längst nicht auf die Mehrheit der Einzelhändler zu. Von der Kritik an sich zeigt sich der FDP-Fraktionschef derweil „sehr überrascht“. Schließlich habe man etwa der Außengastronomie im vergangenen Jahr deutlich mehr Platz für die Bestuhlung eingeräumt – etwa auf dem alten Rathausplatz. Gleichwohl wolle man alles, was rechtlich auch möglich ist, unterstützen.

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Ähnlich sieht es bei den Sozialdemokraten aus. „Grundsätzlich würden wir unterstützen, wo wir können“, betont Fraktionsvorsitzender Sebastian Meisterjahn. So werde eine Ausweitung der Außengastronomie auf absehbare Zeit sicher zur Diskussion stehen – doch auch hier verweist der Sozialdemokrat auf die bereits im vergangenen Jahr beschlossene Erweiterung der Gastronomieflächen hin. Auf der anderen Seite habe ein Vorstoß der Verwaltung, Menden zu einer Modellkommune zu machen, keinen Erfolg gehabt. Doch das habe sicher auch an der deutlich zu hohen Inzidenz im Kreis gelegen, vermutet Meisterjahn. An Initiativen aus Politik und Verwaltung fehlt es demnach kaum. „Es ist nicht so, als ob es hier keine Ideen gäbe“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende weiter. Viel wichtiger sei nun erstmal, Testungen und die Impfkampagne weiter voranzutreiben. Doch das liege – ähnlich wie Öffnungsentscheidungen für den Einzelhandel – nicht in der Hand von Kommunalpolitik und Verwaltung.

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„Wenn Akteure in der Innenstadt Ideen haben, bin ich mir sicher, dass sie wohlwollend geprüft werden“, betont Grünen-Fraktionsvorsitzender Peter Köhler. Natürlich komme es dabei auf den gesetzlichen Rahmen an. Aber gerade die Gastronomie belebe die Mendener Innenstadt nachhaltig. Click-and-Meet, also das Einkaufen mit negativem Coronatestergebnis, sei hier durchaus eine Möglichkeit, sofern es die Inzidenz zulasse, sagt Köhler. Darüber hinaus sind der Kommunalpolitik aber größtenteils die Hände gebunden.

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Auf der anderen Seite, wünsche sich die Händlerschaft auch mehr Rückendeckung aus der heimischen Politik. „Die Politik kümmert sich beispielsweise um Taxischeine. Die bringen aber nichts, wenn nichts mehr geöffnet hat“, erklärt Steidel für die Mitglieder der Werbegemeinschaft. „Viele Händler stehen mit dem Rücken zur Wand“, moniert er. Auch deshalb würden Einzelne derzeit Testkapazitäten schaffen, um so einen möglichst sicheren Einkaufsbummel zu gewährleisten. „Kein Händler will natürlich dafür verantwortlich sein, dass ein Mensch schwer erkrankt“, betont Falk Steidel. Auch deshalb sei in der Vergangenheit bereits ein enormer Aufwand betrieben worden – mitsamt der Hygienekonzepte. Eine Perspektive für Gastronomen sei trotzdem deutlich weiter entfernt als die für den Einzelhandel.

Die WSG

Lob gibt es auf der anderen Seite für Stadtmarketing und WSG. Dass Veranstaltungen trotz widriger Umstände geplant würden, „ist eine tolle Sache“, die den Händlern zumindest einen kleinen Lichtblick verschafft, heißt es vonseiten der Werbegemeinschaft.

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