Menden. Dr. Roland Schröder ist seit rund 100 Tagen im Amt. Der Mendener Bürgermeister spricht über seine bisher erreichten Ziele und weitere Vorhaben.
Seit dem 1. November des vergangenen Jahres ist Roland Schröder offiziell der neue Bürgermeister der Hönnestadt. Zum Amtsantritt hatte er damals einen 100-Tage-Plan aufgestellt. Nun sind die 100 Tage fast um und Schröder blickt auf die bisherigen Ergebnisse zurück.
Bevor wir auf einzelne Punkte Ihres 100-Tage-Plans eingehen, wie zufrieden sind Sie im Allgemeinen?
Dr. Roland Schröder: Also tatsächlich war es so, dass der 2. November auch damals der erste Tag des Light-Lockdowns war. Das war und ist eine Herausforderung, die man erstmal bewältigen muss, aber die wir wirklich gut bewältigt haben. Das hat man auch gemerkt, ich bin direkt ins kalte Wasser gesprungen. Und manchmal ist das auch gut, weil man dann direkt loslegen muss. Das haben wir dann auch getan. Ich habe auch gemerkt, dass meine Arbeit in der Uni und in der Uni-Verwaltung sehr viel mit der Arbeit hier gemeinsam hat. Mir macht es wirklich Spaß. Vor allem, weil man wirklich merkt, dass sich hier etwas verändert. Ich kriege auch viele positive Rückmeldungen. Das freut mich sehr.
Das positive Feedback bestärkt einen bestimmt auch. Auf Ihrem Plan stand die Digitalisierung oben auf Ihrer Liste – wie weit sind Sie da?
Am wichtigsten war erst einmal, dass wir unseren Kolleginnen und Kollegen eine moderne Kommunikationsmöglichkeit geben. Zum Beispiel auch Zoom-Konferenzen. Außerdem soll das Home-Office für die Kollegen einfacher werden. Das ist sehr aufwendig und schwierig, weil die Netzwerke hier sehr abgesichert sind. Aber das lösen wir gerade auch, wir haben ein Programm, wodurch die Kollegen direkt von draußen sicher auf ihre Arbeitsplätze im Rathaus zugreifen können. Zudem haben wir die Technik weiter ausgebaut, neue Notebooks, Kameras und Head-Sets angeschafft. Langfristig steht noch eine ganze Menge auf der Agenda. Unter anderem die Homepage aber auch der Bürgerservice, also das sogenannte E-Government. Dafür bekommen wir wahrscheinlich ab April eine Digitalisierungsbeauftragte und darüber freue ich mich sehr. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit dem Digitalisierungsausschuss und Stefan Weige wirklich ganz, ganz wichtig. Das ist viel Druck, aber eben viel positiver Druck. Ich denke, dass wir so den Digitalisierungsschub, den wir bislang vielleicht etwas verpasst haben, nach vorne bringen können.
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Sie kommen ja auch aus der Branche, das ist bestimmt auch ein Vorteil. Um zum nächsten Punkt zu kommen: In puncto Wirtschaftsförderung haben Sie sich insbesondere das neue Gewerbegebiet Hämmer Süd vorgenommen, wie ist dort der aktuelle Stand?
Es gibt auf jeden Fall Interessenten. Die WSG und Peter Maywald haben da wirklich super Arbeit geleistet. Künftig werden wir, also Peter Maywald, die WSG und ich, ein sehr eingespieltes Team sein. Und, wenn es erste Kontakte gibt, bin ich da als Bürgermeister auch gerne bei. Ich denke, dass das für Unternehmen auch ein schönes Zeichen ist. Die WSG ist gerade beim ersten Abarbeiten der Interessenten beziehungsweise Anfragen. Durch Corona ist es im Moment allerdings ein wenig eingeschränkt, weil viele Unternehmen natürlich gerade andere Probleme haben, als die Verlagerung des Standorts. Aber ich bin sicher, dass Hämmer II ein Erfolgsmodell für Menden werden wird.
Die Sicherheitspartnerschaft haben Sie ja sehr schnell hergestellt. Traf das direkt auf Zustimmung?
Was das Ordnungsamt im letzten Jahr und bis heute geleistet hat, ist wirklich Wahnsinn. Viele Menschen, auch hier aus der Verwaltung, haben da ihre Unterstützung angeboten. Und das ist ganz wichtig, damit wir die Pandemie in den Griff bekommen. Dazu zählt, die Kontakte zu reduzieren und die Quarantäne einzuhalten. Aber man muss natürlich auch sagen, dass man an manche Sachen ein rotes X machen muss. Wie beispielsweise an die Stadtwacht und wie diese aussehen soll. Das hat derzeit eben in der Politik keine Mehrheit gefunden und das muss ich nun auch akzeptieren. Dennoch wird das Thema Sicherheit und Sauberkeit weiter diskutiert und vorangetrieben.
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Auch die Entwicklung der Innenstadt steht auf ihrem Plan, insbesondere auch das Dieler-Gebäude.
Was hervorragend gelaufen ist: Dass wir die Fördermittel für das Leerstandsmanagement und Zentrenmanagement bekommen konnten. Das bedeutet, dass wir auf der einen Seite in ein kreatives Leerstandsmanagement eintreten, das von der WSG organisiert wird. Wir können Gründer nun zwei Jahre lang unterstützen, das ist wirklich toll. Und in dieser Fördersumme war eben auch Geld, um ein Gesamtkonzept für die Überplanung des Nordwalls zu entwickeln, damit wir auch da weiterkommen.
Die Stadt Menden hat nun schon seit einiger Zeit einen Klimaschutzbeauftragten, dort stand auch mal die umweltfreundliche Ausstattung der Verwaltung auf der Agenda, wie steht es darum?
Ich habe als eine der ersten Aktionen die Zuständigkeiten im Haus verändert. Auch eben sehr positiv verändert. In diesem Zuge habe ich gleichzeitig die Stabstellen eingerichtet, mit Thomas Tokotsch. Diese Stelle gab es ja schon, die war zuvor nur beim Umweltbereich. Da bleibt auch eine enge Verbindung, aber Herr Tokotsch guckt nun quasi von oben über die Entwicklung. Wir bauen da gerade auch gemeinsam Konzepte auf und überlegen, was wir konkret machen können. Da geht es unter anderem um E-Mobilität, den öffentlichen Nahverkehr wie beispielsweise ein Jobticket und vieles mehr. Aber das ist gerade wirklich im absoluten Anfangsstadium.
Erst im Sozialausschuss am Mittwoch haben Sie die zentrale Stelle für Ehrenamts- und Vereinsbelange vorgestellt. Denken Sie, dass das Ehrenamt in Menden wichtiger ist als in anderen Städten?
Menden hat ein unglaublich breites Spektrum an Ehrenamtlern und Vereinen. Das ist wirklich außerordentlich, das haben andere Städte nicht. Wenn sich Leute schon ehrenamtlich engagieren, dann müssen wir uns als Stadt als Servicepartner dieser Vereine verstehen. Wir dürfen sie dann nicht mit schwierigen Themen belasten, daher war mir diese Stelle auch enorm wichtig, damit wir schnell reagieren und Prozesse beschleunigen können. Und das tun wir jetzt auch, wenn Leute Anfragen haben, geht das sofort in die Fachabteilung und dann mit schneller Antwort wieder zurück.
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Sie sprachen in Ihrem Plan über eine Gesundheitskonferenz und die Zukunft des St. Vincenz Krankenhauses. Wie sehen da die Ideen aus?
Wir haben versucht, mit dem Krankenhaus ins Gespräch zu kommen. Und verständlicherweise hat das Krankenhaus dann gesagt, dass sie im Moment andere Probleme haben und das kann ich auch nachvollziehen. Daher haben wir das Gespräch nun erstmal ins zweite oder dritte Quartal dieses Jahres verlegt. Wir wollen ja mit dem Krankenhaus, dem Förderverein des Krankenhauses und den heimischen Ärzten zusammenarbeiten. Wir können wirklich froh sein, dieses Krankenhaus hier in Menden zu haben, das ist ein Juwel. Und deshalb müssen wir auch alles dafür tun, dass dieses Krankenhaus erhalten bleibt.
Besteht denn die Gefahr, dass das Krankenhaus wegfallen könnte?
Na ja, es gibt ja immer wieder neue Krankenhauspläne des Landes. Und vor allem der ländliche Raum ist da, auch wegen des demografischen Wandels, betroffen. Momentan ist das Krankenhaus in Menden zwar nicht betroffen, aber man hat ja am Marien-Hospital in Letmathe gesehen, wie schnell das gehen kann. Und insofern sage ich immer, lasst uns frühzeitig anfangen, damit wir dieses Krankenhaus sichern. Aber im Moment besteht keine Gefahr -- nein.
Abschließend klingen Sie ja mehr als zufrieden, also haben Sie sich gut eingelebt?
Ich habe wirklich hervorragende Kollegen und Kolleginnen, auch neue, die die Veränderungskultur, die wir benötigen, mitgehen. Auch eine Verwaltung verändert sich und muss sich verändern. Das Ganze muss stärker als Service gesehen werden. Aber die Leute gehen mit und daher funktioniert das auch alles so gut. Mir war von Beginn an klar, dass das, wenn ich Bürgermeister werde, einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch nehmen wird. Und das ist auch so, aber das geht auch nur, weil mein Tag super durchstrukturiert ist. Es ist natürlich gerade schade, dass ich nicht da draußen unterwegs sein kann, das hatte ich ja eigentlich vor. Aber die Mendener können sich sicher sein, sobald es wieder möglich ist, bin ich auch vor Ort und in der Stadt unterwegs.