Altendorf. Friedrich Westhelle wartet seit fast zwei Monaten auf eine Lieferung aus Großbritannien. Damit stehe er nicht alleine da.
Der Brexit ist seit einem Monat Realität. Und inzwischen merken auch heimische Unternehmer die Auswirkungen. Friedrich Westhelle aus Altendorf wartet noch heute auf eine Lieferung, die er bereits im Dezember bestellte. Aus seiner Sicht haben EU und Bundesregierung es versäumt, mögliche Schwierigkeiten rechtzeitig zu kommunizieren.
Zollnummer ein Problem
„Ich bin nicht der einzige, der auf seine Lieferung wartet“, sagt Friedrich Westhelle. Doch er möchte auf die Problematik aufmerksam machen, die derzeit wohl einige Unternehmen betrifft, die Waren aus Großbritannien beziehen. Seit über 20 Jahren führt er seinen Betrieb, der sich auf den Vertrieb sogenannter Profilfüller und Dichtbänder spezialisiert hat. Diese kommen vor allem bei Dachkonstruktionen zum Einsatz.
Am 14. Dezember hat er neue Ware im Nordosten Englands bestellt – wie er es schon seit 14 Jahren macht. Probleme hat es dabei nie gegeben. Bis jetzt. Wie viele hundert Paletten mit Einfuhrwaren aus Großbritannien lagert auch seine Bestellung derzeit in Nimwegen. Der holländische Zoll habe die Paletten vorübergehend „beschlagnahmt“, wie Westhelle erzählt. Es fehlt die sogenannte Eori-Nummer, eine Zollnummer auf EU-Ebene, die die Abfertigung erleichtern soll. „Ich brauchte bisher nie eine solche Nummer“, sagt Westhelle. Selbst die IHK und seine Steuerberaterin hätten davon bislang nichts gewusst.
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Westhelle geht selbst auf die Suche und landet schließlich beim Hauptzollamt Dresden, das die Eori-Nummern vergibt. „Dort sagte man mir, dass sich die Anträge stapeln und ich acht Wochen warten muss“, so der Unternehmer. Über ein Online-Formular habe sich das Ganze aber schnell klären lassen. Inzwischen hat Westhelle eine Ersatzlieferung über einen anderen Händler in Auftrag gegeben.
Lieferant hat ebenfalls umgestellt
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Zwar seien seine Lager gut gefüllt, doch nach Wochen des Wartens gehen auch diese Vorräte irgendwann zur Neige. „Das ist zwar nicht sorgenvoll zu betrachten, aber wenn es sich weiter hinzieht, wäre das schlecht“, sagt er. Friedrich Westhelle ist sich sicher, dass er selbst längst kein Einzelfall mehr ist und dass es vielen Unternehmern in der EU derzeit so ergehe. „Ich weiß, dass einige auf ihr Material warten.“ Er wolle jedoch auf die Missstände des Brexits und die vielen ungeklärten Fragen rund um den Handel mit Großbritannien aufmerksam machen. Gleichwohl sieht er hier vor allem die EU und Bundespolitik in der Pflicht, heimische Unternehmen umfassend aufzuklären.
Inzwischen habe sein Lieferant im Nordosten Englands die Produktionsabläufe sowie Liefergegebenheiten entsprechend den neuen Bestimmungen umgestellt. Weitere Probleme erwarte Westhelle aktuell zwar nicht, doch das Chaos rund um den Brexit macht sich inzwischen bemerkbar.
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