Menden. Die Stadtverwaltung kalt erwischt, die Bewohner verunsichert: Der neue Eigentümer in der Wunne zieht fünf Mehrfamilienhäuser leer.
Kündigungen für fast 100 geflüchtete Menschen in der Wunne: In der maroden Siedlung, die einem Investment-Unternehmen mit Sitz in München gehört, ist nach Informationen der WP allen Bewohnerinnen und Bewohnern gekündigt worden, darunter vielen Familien. Die Menschen sollen demnach die noch bewohnten Mehrfamilienhäuser Zug um Zug verlassen, und zwar jeweils Ende Januar, Ende März, Ende Mai und Ende Juli. Davon wäre auch der noch bestehende Brückenkindergarten betroffen, der als Übergang in die Regel-Kita eingerichtet wurde. Bürgermeister Roland Schröder betont, dass die Stadt für die Unterbringung der Menschen ein Konzept habe.
Stadtverwaltung informierte die Ratsfraktionen am Donnerstagabend
Die Stadtverwaltung, die am Donnerstagabend die Mendener Ratsfraktionen über die Entwicklung informiert hat, sei von der Nachricht gleichwohl kalt erwischt worden. Bislang hatte sie verlauten lassen, dass die neuen Eigentümer eine Übernahme der Mietverhältnisse auch nach der Sanierung der Häuser signalisiert hätten. Das erschien auch logisch, denn die Stadt übernimmt die Mieten für die Geflüchteten und gilt als zuverlässiger Mietzahler. Doch jetzt hat sich die Investment-Gesellschaft offenkundig ohne Rücksprache anders entschieden.
Vorhergesagtes Szenario mit Menschen auf der Straße soll nicht wahr werden
Wohin jetzt mit den betroffenen Familien? Für die Stadt ist ein Szenario wahr geworden, das schon unmittelbar nach Bekanntwerden des Kaufs der ehemaligen GBS-Häuser durch die Münchner Gesellschaft an die Wand gemalt wurde. Das große Übergangsheim an der Bischof-Henninghaus-Straße wird gerade zur Hälfte saniert, einige andere Unterkünfte für Flüchtlinge waren zuvor aufgegeben worden, bei einer Kündigungswelle gäbe es also ein Unterbringungs-Problem, hieß es.
Ausbau am Steinhauser Weg und Genossenschafts-Wohnungen als Alternativen
Der Bürgermeister zeigt sich indes optimistisch, alle Geflüchteten aus der Wunne anderweitig unterbringen zu können, ohne dafür zum Beispiel Containerlösungen wählen zu müssen. So stehe jetzt ein Ausbau der Unterkunft am Steinhauser Weg in Lendringsen in Rede, Anfragen bei den heimischen Wohnungsgenossenschaften liefen, und bis zum Sommer soll die Henninghausstraße saniert sein. Auch hätten einige betroffene Familien ohnehin bald in reguläre Wohnungen ziehen wollen. Einen echten Notstand werde es daher nicht geben. "Wir werden auch darauf achten, dass die Kinder weiterhin ihre Schulen und Kitas besuchen können, sobald die Pandemie das wieder bei allen zulässt", erklärte Schröder. "Wir wollen Lösungen finden, und ich bin zuversichtlich, dass wir das gut hinbekommen."
Wunne-Siedlung steht wegen der Ballung von Geflüchteten auch in der Kritik
Dennoch erscheinen die Verzögerungen bei der Sanierung des aus zwei Häusern bestehenden Komplexes an der Bischof-Henninghaus-Straße jetzt umso folgenreicher. Bis zum Sommer soll das Haus 37 fertig sein, dann wären auch hier wieder Menschen aus der Wunne aufzunehmen. Die Wunne-Häuser hatten, bevor sie 2016 von der Stadt angemietet wurden, jahrelang leer gestanden und befinden sich bis heute in schlechtem Zustand. Ein Haus ist indes nach Absprache mit der Stadt leergezogen worden und soll vom neuen Eigentümer saniert werden. An der Ballung von Geflüchteten in dieser Siedlung hatte es immer auch Kritik gegeben, weil so kaum Integration stattfinden könne. Aktuell gibt es kaum noch Zuweisungen nach Menden.