Menden. Der unterlegene Friedrich Merz war für viele CDUler in Menden der Wunschkandidat. Jetzt gibt es Frust, Kritik, aber auch Appelle

Armin Laschet ist neuer CDU-Bundesvorsitzender, doch bei vielen Christdemokratinnen und Christdemokraten in Menden dürfte sich die Freude darüber in Grenzen halten. Zuletzt hatten insbesondere viele heimische CDU-Mitglieder, die den Sauerländer Friedrich Merz unterstützten, aus ihren Herzen keine Mördergrube gemacht. Mendens Junge Union hatte zuletzt intern zu zwei Dritteln für Merz gestimmt. Dass sich, wie im Hochsauerland, der ganze Kreisverband öffentlich für Merz ausspricht, gab es im heimischen Bereich allerdings nicht.

Wahl weckt Sorge um den Zusammenhalt der Union

Dennoch hielten viele am Samstagvormittag Merz die Daumen. Das weiß auch der Mendener Parteisprecher Matthias Eggers. Auf Anfrage unmittelbar nach der Wahl erklärte Eggers: "Auch wenn sich das wie Polit-Sprech anhört, so kommt es jetzt wirklich darauf an, dass alle unsere Mitglieder den neuen Vorsitzenden unterstützen, ausdrücklich auch alle, die sich einen anderen Ausgang der Wahl gewünscht hätten. Es ist außerdem wichtig, dass persönliche Animositäten unterbleiben."

Schärfste Auseinandersetzungen in den Sozialen Medien

Warum er sich Sorgen um die Stimmung auch in der heimischen CDU macht, erklärte Eggers auf Nachfrage damit, dass nach seiner Beobachtung die härtesten Auseinandersetzungen gar nicht von den drei Kandidaten Laschet, Merz und Röttgen selbst geführt wurden. Sondern insbesondere in den Sozialen Medien von Gruppierungen wie "Wir Frauen gegen Merz" oder "Wir Frauen für Merz". Am Ende siegte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet in der Stichwahl durch die Delegierten des Online-Parteitags mit 521:466 elektronisch abgegebenen Stimmen gegen den Briloner. Friedrich Merz hat damit nach der Wahl 2018 in Hamburg, als er der jetzt abgelösten Annegret Kramp-Karrenbauer ähnlich knapp unterlag, im zweiten Anlauf die zweite Niederlage erlitten.

Dem Mendener CDU-Parteisprecher wäre Röttgen am liebsten gewesen

Für ihn selbst, so Eggers, wäre dagegen Norbert Röttgen die beste Wahl gewesen. Dass darüber am Samstagvormittag aber rund 1000 Delegierte repräsentativ und auf verschlüsseltem elektronischen Weg entschieden haben und nicht direkt die Basis, sei in der Union auf ihren Bundesparteitagen seit jeher so. "Und ich finde dieses Verfahren auch weiterhin richtig."

Ex-Bürgermeister Wächter witzelt: Ohne Mendener Delegierte keine gültige Wahl

Wie berichtet, befand sich unter den fünf Delegierten aus dem Märkischen Kreis diesmal kein einziger Mendener. Das ließ den ehemaligen Bürgermeister Martin Wächter witzeln: Damit sei dann ja klar, dass es gar keine gültige Wahl sein könne, ließ der Ex-BM verlauten. Aus dem nördlichen MK hatten der Balver Landrat Marco Voge, der Iserlohner MdL und CDU-Kreisvorsitzende Thorsten Schick und last not least der Iserlohner Paul Ziemiak als CDU-Generalsekretär und Organisator der gesamten Wahl mitgestimmt.

Armin Laschet bei Votum in Mendener JU klar abgeschlagen

Für Mike Stern, den Vorsitzenden der Jungen Union in Menden, wäre es ganz klar Friedrich Merz gewesen, der die CDU und im Herbst dann womöglich eine kommende Bundesregierung hätte führen sollen. "Wir hatten intern eine Abstimmung zum Parteivorsitz, bei der auf Friedrich Merz zwei Drittel der Stimmen entfallen sind", berichtet Stern. Platz 2 habe unter den Jungunionisten Norbert Röttgen belegt, Laschet sei "klar abgeschlagen" gewesen.

Kritik am Delegierten-Verfahren: Abstimmung der Parteibasis wäre möglich gewesen

Für Mike Stern bildet das aktuelle Ergebnis denn auch nicht die Stimmung an der Basis ab. Die CDU hätte sehr wohl per Briefwahl eine Urabstimmung durchführen können. Das habe man schon vor Jahren bewiesen, als Laschet schon einmal gegen Röttgen antrat - und verlor. ZUdem sei auch das jetzt elektronisch ermittelte Ergebnis erst noch durch eine Bruefwahl zu bestätigen, das hätte man nach Sterns Meinung gleich haben können. Doch auch wenn es in der JU jetzt "viel Frust" in den mehr als 100 Mitteilungen auf seinem Handy gebe, müssten das Ergebnis akzeptiert und der neue Bundesvorsitzende Armin Laschet unterstützt werden.

Laschet bisher selten in Menden: Zuletzt Lkw-Fahrer ausgezeichnet

Der neue CDU-Bundesvorsitzende Laschet war in den letzten Jahren eher selten in Menden, unterstützte 2015 den Bürgermeister-Wahlkampf von Martin Wächter. Zuletzt zeichnete er Ende 2019 in Düsseldorf den Mendener Lkw-Fahrer Frank Simon aus. Der erhielt die NRW-Rettungsmedaille, weil er einem Biker nach einem Autobahn-Unfall geholfen hatte. Viel häufiger besuchte der in Iserlohn lebende Generalsekretär Paul Ziemiak die Hönnestadt. Ziemiak war von Annegret Kramp-Karrenbauer ins Amt geholt worden. Ihm wurden zuletzt gute Chancen zugerechnet, auch unter Laschet der CDU-"General" zu bleiben.