Menden. Vorrangig werden Altenheim-Bewohner gegen das Coronavirus geimpft. Doch auch für Schwerstbehinderte könnte eine Infektion fatal sein.

Besonders vulnerable Menschen sollen zuerst gegen das Coronavirus geimpft werden. Deshalb werden derzeit die Bewohner von Altenheimen geimpft. Doch was ist mit Menschen mit Behinderungen? Marie-Ellen Krause, Geschäftsführerin des Vereins für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (VKM), hat den Eindruck: „An uns wird wieder nicht gedacht.“

Bisher nicht berücksichtigt

Die vielen schwerst- und mehrfachbehinderten Menschen in den Wohnhäusern des VKM seien „bei den Impfungen bisher nicht berücksichtigt worden“, stellt Marie-Ellen Krause fest. Von der Politik werde stets nur auf die Hochaltrigen hingewiesen, die ein besonderes Risiko trügen. Dabei hätten die VKM-Bewohner – unabhängig vom Alter - oft ein ähnlich hohes Risiko wie Senioren aus Altenheimen.

Bewohner seit Monaten erkrankt

Ein Mann aus einem VKM-Wohnheim beispielsweise sei vor Monaten an Covid-19 erkrankt: „Und er befindet sich immer noch im Krankenhaus“, erklärt Marie-Ellen Krause. Zwischendurch sei mehrfach versucht worden, ihn aus der stationären Krankenhaus-Behandlung zu entlassen: „Es ging aber einfach nicht. Und wir wissen immer noch nicht, ob er das Ganze überhaupt übersteht. Es geht ihm immer schlechter“, schildert die Geschäftsführerin die kritische Situation des Mendeners.

Komplette Gruppen in Quarantäne

Zudem sei der Mann nicht in der Lage zu verstehen, was überhaupt vorgeht. Die Corona-Pandemie sei für viele der schwerst- und mehrfachbehinderten Bewohner eine noch viel größere Herausforderung als für viele andere Menschen. Bereits mehrfach mussten komplette Gruppen in Quarantäne, wenn sich beispielsweise ein Mitarbeiter mit dem Coronavirus angesteckt hatte. „Wenn wir einem Bewohner mit geistiger Behinderung erklären, warum er jetzt für einige Zeit sein Zimmer nicht verlassen darf, dann hat er das oft auch schnell wieder vergessen“, erläutert Marie-Ellen Krause. Umso wichtiger ist ihr, dass die Wohnheime bei den Impfungen nicht erst weiter unten auf der Warteliste stehen.

Schnelltests nicht immer durchführbar

Regelmäßig führt der VKM Schnelltests für Bewohner und Mitarbeiter durch. Auch hier gebe es Bewohner, die sich zum Teil massiv gegen die Test-Durchführung wehren. Einfach sei die Situation nicht: „Und wir haben für die Tests extra Menschen mit entsprechender Pflegevorerfahrung ausgesucht, die da besonders behutsam vorgehen.“

Mitarbeiter wünschen sich E-Bike

Die Mitarbeiter in den Wohnhäusern des VKM hätten es zurzeit ähnlich schwer wie die in Altenheimen, betont Marie-Ellen Krause. Deshalb würde sie dem Team gerne den Wunsch nach einem E-Bike erfüllen: „Dann könnten sie mit dem Fahrrad für kleinere Erledigungen einfach mal an die frische Luft kommen und durchatmen. Sie könnten sich ein paar Minuten erholen.“ Doch eine Spenden-Crowd-Aktion, die derzeit über die Plattform der Stadtwerke läuft, hatte Donnerstag erst knapp die Hälfte des Spendenziels von 2000 Euro erreicht, am Freitag ging das Projekt dann auf die Zielgerade und hatte am Nachmittag 1972,50 Euro erreicht.

Die Aktion läuft noch bis zum 15. Januar. Unter https://www.menden-crowd.de/vkmbike erklärt die beratende Pflegefachkraft Elke Neumeister in einem kleinen Video, warum ein E-Bike der Herzenswunsch der Mitarbeiter ist.

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus Menden!