Fröndenberg. Bewegende Szenen in Fröndenberger Gottesdiensten: Zwei muslimische Männer entschuldigen sich stellvertretend für islamistische Terrorakte.
Eine ungewöhnliche und für die Beteiligten „rührende Geste“ hat sich nun in der Sonntagsmesse der St.-Marien-Gemeinde zugetragen. Zwei Männer überreichten der Küsterin einen Blumenstrauß, mit dem sie sich stellvertretend für „die brutalen Angriffe in Europa“ entschuldigen – einige Tage später legen die beiden einen Strauß in der Stiftskirche nieder.
Das sagt die Kirche
Diakon Michael Deimel erinnert sich an die Szenerie in der St.-Marien-Kirche. Während der Messe betraten zwei Männer mit Blumensträußen die Kirche, setzten sich auf Stühle und verfolgten das Geschehen. „Ich dachte zuerst: ,Haben wir einen Geburtstag vergessen?’“, so Deimel. Doch dem war nicht so. Zum Ende der Messe schritten die beiden Männer dann nach vorn und übergaben die Sträuße der Küsterin. In den Blumen befanden sich Karten: „Die brutalen Angriffe in Europa tun uns sehr leid. Wir teilen Ihre Trauer und drücken Ihnen unser tiefstes Mitleid aus.“
Die Karten waren augenscheinlich von muslimischen Familien unterschrieben. „Das finde ich sehr rührend“, sagt der Diakon im Gespräch mit der Westfalenpost. „In Zeiten, wo wir viel mit Polarisierung und Stammtischdenken zu tun haben, ist das eine sehr gute Erfahrung“, so Deimel weiter. Er sieht die Geste als Zeichen der Völkerverständigung – ganz unabhängig der Religion. Denn genau darum gehe es laut Deimel heutzutage: Unabhängig vom Glauben friedlich miteinander zu leben. Bei allen negativen Berichterstattungen in den letzten Wochen, habe dies gezeigt, dass „viele unserer muslimischen Mitbürger genauso unter dem unsäglichen Terror leiden“, ist sich der Diakon sicher. Das diese beiden Männer in den Gottesdienst gekommen sind, sei „eine große Geste des Respekts für eine anderer Religion, davor verneigen wir uns“.
Dann, vor wenigen Tagen, wiederholt sich das Ereignis. Am Volkstrauertag betreten zwei Männer die Stiftskirche. Sie verlesen einen Brief und legen anschließend einen Blumenstrauß auf den Altar, wie Pfarrer Jörg Rudolph erklärt. Er stimmt Michael Deimel zu: „Ich finde dies ein Mut machendes Zeichen in dieser Zeit und denke, dass wir alle Miteinander solche Nachrichten brauchen.“
Das sagen die Initiatoren
Und genau als ein solches Zeichen waren die Strauß-Niederlegungen auch gedacht, erklärt einer der beiden Männer im Gespräch mit der Westfalenpost. Ein Bekannter fungiert als Dolmetscher. Auslöser waren die islamistischen Attentate in Frankreich und Wien in den vergangenen Wochen, übersetzt er. „Es geht darum, zu zeigen, dass das nichts mit dem Islam zu tun hat.“ Im Zentrum der Aktion stünden die Themen Brüderlichkeit und Menschlichkeit. Sie wollen ihre Aktion als Beileidsbekundung in schwierigen Zeiten verstanden wissen.
Eine Überwindung sei die Aktion aber nicht gewesen. „Für uns ist es selbstverständlich, dass alle ihren Glauben praktizieren können“, sagen die beiden Fröndenberger. Für sie sei es keine große Hürde gewesen, in die Gottesdienste zu gehen Berührungsängste hätten sie nicht gehabt. Solch abscheuliche Terrorakte seien nämlich auch bei gläubigen Muslimen „nicht akzeptabel“. Religion spiele hierbei keine Rolle, es gehe vielmehr darum, in Frieden zusammenzuleben. Beide zeigen sich jedoch erfreut darüber, dass ihre Nachricht bei den Mitbürgern angekommen zu sein scheint.
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