Menden. 20 Corona-Schnelltests pro Monat pro Bewohner – so viel steht den Altenheimen zu. Wie ist das in den Mendener Einrichtungen angelaufen?

In diesen Tagen startet in den Mendener Altenheimen die Durchführung von Corona-Schnelltests . Bis zu 20 Tests pro Bewohner pro Monat stehen zur Verfügung – die Ankündigung dieser Teststrategie durch die Bundesregierung klingt auf dem Papier gut. In der Praxis müssen die Einrichtungen große Herausforderungen bewältigen.

Jörg Rauhut.
Jörg Rauhut. © Cramersche fabrik

„Für eine 80-Betten-Einrichtung sind das 1600 Tests im Monat“, rechnet Jörg Rauhut, Leiter der Cramerschen Fabrik , vor. „Das ist personell überhaupt nicht machbar, dafür bräuchte ich 3,5 Vollzeit-Stellen.“ Das Testkonzept der Cramerschen Fabrik sehe nun monatlich 500 Tests vor, die ersten Untersuchungen seien angelaufen. Ein Mendener Hausarzt habe Mitarbeiter für die Testungen geschult.

Schwerpunktmäßig sollen hier einmal pro Woche die (asymptomatischen) Mitarbeiter getestet werden. Bewohner sollen getestet werden, sobald Corona-typische Symptome auftreten. Besucher mit entsprechenden Symptomen werden zunächst nach Hause geschickt und erhalten einen Termin für einen Schnelltest. Bei einem positiven Testergebnis muss zwingend das Gesundheitsamt des Märkischen Kreises informiert werden, erläutert Jörg Rauhut. „Und natürlich muss derjenige dann in Quarantäne.“

Kurzscreening vor dem Besuch

Vieles sei „mit heißer Nadel gestrickt“, sagt Jörg Rauhut. Die Schnelltests seien „eine gigantische Zusatzaufgabe, aber ich finde die Möglichkeit grundsätzlich gut“. Und man dürfe nicht vergessen: „Das ist für alle eine absolute Ausnahmesituation. Und wir versuchen, das Beste daraus zu machen.“

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Wann genau das St.-Vincenz-Altenheim mit den Tests startet, steht noch nicht fest, sagt Heimleiter Hendrik Luicke : „Eventuell nächste Woche. Das Ganze muss gut organisiert sein, das ist eine ziemliche Herausforderung.“ Zudem müsse auch der Dienstplan entsprechend abgestimmt werden: „Es muss ja immer einer der geschulten Mitarbeiter da sein.“ Neun Kräfte seien derzeit durch das Krankenhaus geschult worden, den Schnelltest fachkundig durchzuführen.

Hendrik Luicke, Atenheim St.Vincenz.
Hendrik Luicke, Atenheim St.Vincenz. © Westfalenpost | Martina Dinslage

Grundsätzlich stehen die Testkapazitäten Bewohnern, deren Besuchern sowie Mitarbeitern zur Verfügung, erklärt Hendrik Luicke. Noch stehe allerdings nicht im Detail fest, wer wie oft getestet wird. „Besucher werden aber nach wie vor auch ohne Schnelltest in unsere Einrichtung kommen können“, stellt Hendrik Luicke fest. Wie in vielen Altenheimen wird auch hier ein Kurzscreening inklusive Temperaturkontrolle vorgenommen. „Sowohl logistisch als auch von der Zeit her wäre es schlichtweg unmöglich, alle zu testen.“ Denn nach dem Test müssen die Getesteten 20 Minuten warten.

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Bei jedem Besucher – ebenso bei Lieferanten und Mitarbeitern – wird ohnehin standardmäßig Fieber gemessen: „Mit Fieber kommt keiner rein, dabei bleibt es.“ Für den Schnelltest eines Besuchers müsse ein Grund vorliegen, sagt Hendrik Luicke. Und der Besuch im Altenheim dürfe kein Vorwand sein, auf diesem Weg einen Schnelltest zu machen: „Wir sind keine öffentliche Teststation, so ist das ja schließlich nicht gedacht.“

Antigen-Schnelltests gegen soziale Isolation

Antigen-Schnelltests sollen dazu beitragen, „eine vollständige soziale Isolation von Bewohnern und Patienten möglichst zu vermeiden“, erklärte die Bundesregierung bei der Vorstellung der Teststrategie. „Die Schnelltests ermöglichen es, mehr zu testen und Infektionen schneller zu erkennen. Deshalb eignen sie sich besonders für Besucher, Beschäftigte, Bewohner und Patienten von Pflegeheimen, Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen.“ Falle ein Schnelltest positiv aus, werde zusätzlich ein PCR-Test durchgeführt, um das Ergebnis zu überprüfen.

Es handelt sich bei den Schnelltests um so genannte PoC-Antigen-Tests . PoC steht für „Point of Care“ und bedeutet, dass die Tests direkt in den Einrichtungen durchgeführt werden können. Der Schnelltest basiert auf dem Nachweis von SARS-CoV-2-Eiweißen . Wie beim PCR-Test muss dazu ein Abstrich im Nasenrachenraum vorgenommen werden.

Eine weitere große Herausforderung wäre die Durchführung eines Schnelltests bei einem dementen Heimbewohner. „Wir werden nicht ohne das Einverständnis eines Bewohners oder dessen Betreuer testen“, sagt Hendrik Luicke. Insgesamt beurteilt der St.-Vincenz-Heimleiter die Möglichkeit von Schnelltests als „Erleichterung für die Gesellschaft, dass es nun mehr Orte gibt, an denen getestet werden kann. Vielleicht werden dadurch dann auch mehr Fälle entdeckt, die sonst unentdeckt blieben.“

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