Fröndenberg. Es soll der Brockhaus Fröndenbergs werden, wenn es um die Stadtgeschichte geht: das neue Buch von Jochen von Nathusius und seinen Co-Autoren.M

Eine riesige Fundgrube zur Geschichte Fröndenbergs und seiner Stadtteile: Mit Unterstützung weiterer Autoren hat Jochen von Nathusius ein Standardwerk über die Historie der Ruhrstadt vorgelegt. Kein trockenes Geschichtsbuch, sondern spannender Lesestoff für alle Bürger soll das sein. Und das ist erst der Anfang.

Niedergeschrieben ist natürlich schon einiges über Fröndenberg und seine bewegte Geschichte. Aber lediglich als Darstellung einzelner Epochen, Themen oder Orte. Das Buch von Fritz Klute aus dem Jahr 1925 kam einer umfassenden Darstellung seinerzeit schon recht nahe, beschränkte sich aber lediglich auf die Innenstadt, selbst Westick oder die Hohenheide kommen darin nicht zur Sprache. Jochen von Nathusius, Fröndenbergs Stadtarchivar, lächelt mit einem Augenzwinkern. „So wie man früher bei Fragen zur Fröndenberger Historie vielleicht sagte: ,Ich gucke beim Klute nach’, wäre es mein Wunsch, dass die Menschen in 100 Jahren sagen: ,Ich gucke mal beim Nathusius nach.’“

Bis 1945

Auch interessant

Was der Historiker nun vorgelegt hat und den schlichten Titel „Die Geschichte der Stadt Fröndenberg/Ruhr und ihrer Stadtteile“ trägt, ist wahrscheinlich die umfangreichste Abhandlung zu diesem Thema. Die Idee dazu, eben in dem Wissen, dass so etwas noch fehlt im Bücherregal, trug Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Rebbe Jochen von Nathusius Anfang 2019 vor. Der war sofort Feuer und Flamme. 1200 Arbeitsstunden hat der Stadtarchivar seitdem investiert, vor gut einem Jahr startete die intensivste Phase der Arbeit, welche im August nun endete. „Ich habe ganz viel an den Wochenenden gearbeitet, weil ich dann meine Ruhe hatte“, gewährt von Nathusius Einblicke. Das Stadtarchiv war natürlich eine große Quelle, aber auch das Zeitungsarchiv oder Festschriften von Vereinen und anderen Einrichtungen.

Auch interessant

Entstanden sind 542 Seiten mit viel Text natürlich, aber auch gut 400 Fotos, Zeichnungen und Tabellen. Und das ist alles nur der Anfang. „Den ursprünglichen Plan, alles in einem Band zu versammeln, haben wir irgendwann aufgegeben“, sagt von Nathusius. Zuviel Material für zu wenig Platz. Und so endet der Band 1 nun 1945 mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Und Jochen von Nathusius steckt bereits mitten drin in der Arbeit an Band 2, der dann 2021 erscheinen soll. Intensiver beleuchtet als bislang irgendwo wird im aktuellen Werk Fröndenberg im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik. „Die Zeit des Nationalsozialismus hingegen ist in Fröndenberg schon ganz gut aufgearbeitet“, so von Nathusius.

Auch interessant

Fröndenbergs Stadtarchivar betont, wie viel Unterstützung er im Entstehungsprozess hatte, ob nun bei inhaltlichen Fragen, bei der Recherche oder der Korrektur. Maßgeblich waren vor allem aber noch zwei weitere Autoren. Michael Becker aus Bausenhagen ist Ortsheimat- und Bodendenkmalpfleger. Als letztgenannter ist er ein Experte für die Vor- und Frühgeschichte, macht immer wieder bedeutende Funde in der Erde. Zu diesem Thema konnte er bereits Beiträge für eine Historie der Nachbarstadt Unna liefern. „Nun durfte ich das endlich auch für meine Heimatstadt machen“, lacht er bei der Buchvorstellung. So setzt das Werk mit seinen Schilderungen der Neandertaler etwa 50.000 vor Christus ein.

Die Nachkriegszeit

Auch interessant

Mit der Gründung von Gut Scheda „übernimmt“ dann Jochen von Nathusius. Im Buch kommen alle Stadtteile Fröndenbergs vor. Die Geschichte Frömerns hat deren Ortsheimatpfleger Alfred Leider beigesteuert. Bisher, so erzählt Leider, habe er weniger systematisch, sondern projektbezogen und mit Verknüpfungen in die heutige Zeit seine Arbeit gemacht, zum Beispiel die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Frömern nachgehalten und ein Andenken für sie organisiert. Auch für ihn sei das Buch ein überaus spannendes Projekt gewesen. Vieles dürfte auch interessierten Historikern über die Runde der Beteiligten hinaus Futter und Startpunkt für weitere Forschungen liefern. Vor allem aber soll es kein trockenes Geschichtsbuch sein, sondern spannender Lesestoff für jeden. Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Rebbe hat natürlich schon reingeschaut: „Es ist nicht hoch-wissenschaftlich geschrieben.“ Und ergänzt lachend: „So, dass es auch der Bürgermeister versteht.“ Für Band 2 ab 1945 bis heute schaut Jochen von Nathusius ebenfalls humorvoll voraus: „Bisher konnte ich den Menschen viel erzählen, man hat es geglaubt. Jetzt aber gibt es auch Zeitzeugen."

Noch mehr Fotos, Videos und Nachrichten aus Fröndenberg und Umgebung finden Sie hier.