Fröndenberg. 13 bestätigte Corona-Fälle gab es NRW-weit hinter Gittern. In Fröndenberg können infizierte Gefangene behandelt werden.

Während zahlreiche Länder in Europa mit einer zweiten Corona-Welle zu kämpfen haben und die Infektionszahlen auch in Deutschland ansteigen, sieht die Lage hinter Gittern derweil entspannt aus. Im Justizvollzugskrankenhaus ist man auf das Virus vorbereitet.

13 bestätigte Fälle, die allesamt wieder genesen sind, listet das NRW-Justizministerium für seine Anstalten auf. Im Fröndenberger Justizvollzugskrankenhaus ist der Trakt einer Station zur Corona-Station umgebaut worden. Dabei sind dort eigentlich Tuberkulose-Patienten untergebracht. Derweil gelten auch im Justizvollzug die gängigen Hygiene- und Abstandsregeln.

Belegschaft zu Gast im Schmallenbach-Haus

Im JVK müssen Patienten, die nur eine Akutbehandlung erhalten – maximal 14 Tage Aufenthalt – auf Besuch weiterhin verzichten. Lediglich längerfristig dort untergebrachte Häftlinge oder Hausarbeiter können ihren Besuch inzwischen wieder „wie gewohnt“ empfangen, erklärt Anstaltsleiter Joachim Turowski. Hausarbeiter sind Insassen, die etwa Malerarbeiten übernehmen. Dennoch stelle der eingeschränkte Besuch während der Corona-Pandemie eine zusätzliche Belastung für die Gefangenen dar, so Turowski.

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Dabei hat sich nur einen Steinwurf vom JVK entfernt im Frühjahr eine regelrechte Tragödie abgespielt. Im Schmallenbach-Haus starben 19 Bewohner und zwei Mitarbeiter. Teile der JVK-Belegschaft, erzählt Turowski, seien in der Kantine regelmäßig zum Mittagsessen gewesen oder pflegen private Kontakte. Wirklich Angst vor einem Ausbruch hinter Gittern hatte der Anstaltsleiter jedoch nicht.

Der Krisenstab des Justizvollzugskrankenhauses habe schon vor den offiziellen Erlassen der Landesregierung eine Maskenpflicht im Gebäude eingeführt, gleiches gilt für Abstands- und Hygienerichtlinien. „Aber natürlich gab es eine gewisse Restunsicherheit“, sagt Joachim Turowski. Dass sich die Patienten untereinander anstecken, sei gleichzeitig kaum möglich. „Die Freistunde ist die einzige Zeit des Tages, an der die Gefangenen zusammen sind.“ Auf dem Weg auf den Hof werde zudem auf Abstände und die bestehende Maskenpflicht geachtet.

Über eine Schleuse kommt das Personal in die Corona-Station.
Über eine Schleuse kommt das Personal in die Corona-Station. © Tobias Schürmann

Joachim Turowski schlendert durch die derzeit leere Station. Die Corona-Abteilung liegt in einem abgelegenen Teil der Station. Eine Spezialtür gewährleistet, dass der Bereich zum Rest der Station „hermetisch abgeriegelt“ ist. Ein Absaugsystem sorgt indes für die Luftzirkulation und ist ebenso abgetrennt vom Rest der Station. Und auch sonst unterscheiden sich die Zimmer 341 und 342 vom Rest. Mit einem Klacken dreht sich der Schlüssel im Schloss herum. Hinter der schweren Metalltür befindet sich zunächst eine Schleuse mitsamt Waschbecken und getrennten Mülleimern, um Schutzanzüge zu entsorgen. Anschließend müssen die JVK-Angestellten eine weitere schwere Metalltür mitsamt Durchreiche öffnen, ehe das Einzelzimmer zum Vorschein kommt. Ein Bett, ein kleiner Fernseher und ein kleines Bad – mehr befindet sich nicht in dem kargen Raum.

Mehrere Baustellen im JVK

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Bis auf einen Verdachtsfall ist die Corona-Station noch nicht zum Einsatz gekommen. Vielmehr stehe hier die Behandlung von Tuberkulose auf dem Programm. Die bakterielle Lungenkrankheit ist ebenso über die Luft übertragbar wie Corona und erfordert eben solche hermetisch abgeriegelten Bereiche. Ein bis zwei Verdachtsfälle im Monat und jährlich eine Handvoll an Tuberkulose erkrankter Gefangene werden dort behandelt.

Vergitterte Fenster, ein Schrank sowie ein Tisch mitsamt kleinem Bad: Mehr ist in dem Isolations-Raum, der sonst für Tuberkulose-Patienten vorgehalten wird nicht zu finden.
Vergitterte Fenster, ein Schrank sowie ein Tisch mitsamt kleinem Bad: Mehr ist in dem Isolations-Raum, der sonst für Tuberkulose-Patienten vorgehalten wird nicht zu finden. © Tobias Schürmann

Wie auf der Station, an die die Corona-Zimmer angeschlossen sind, gibt es gleich an mehreren Stellen im JVK Bauarbeiten. Diese erschweren die Arbeit zusätzlichen. „Bauen ist hier ein bisschen wie Tetris spielen“, erklärt Joachim Turowski. Acht Wochen dauert es etwa, eine mit Asbest belastete Brandschutzklappe auszutauschen – die Errichtung von Luftschleusen und Co. mit eingerechnet. Schätzungsweise 20 solcher Klappen gibt es alleine im Hauptgebäude. „Ich werde die Fertigstellung in meiner Dienstzeit nicht mehr erleben“, sagt er über die Maßnahmen rund um das Justizvollzugskrankenhaus. Derzeit steht eine solche Asbest-Sanierung für ein Heizungsgebäude an. Dafür ist eine Art Schutzzelt über den Bereich im Innenhof gestülpt.

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