Menden. Liebe in der Politik: Im neu gewählten Mendener Stadtrat sitzen gleich vier Paare. Fragen an langjährige Eheleute und frisch verliebte Pärchen.
Sie leben zusammen, sind ein Paar, empfinden tiefe Gefühle füreinander, sind teils viele Jahre verheiratet. Nun sitzen drei Pärchen gemeinsam im Mendener Stadtrat. Ob das gut geht? Sind beide wirklich immer einer Meinung, gibt es daheim am Frühstückstisch auch andere Themen als Politik? Wir haben die Glücklichen gefragt und überraschende Antworten erhalten.
Anne und Bernd Alban
Bernd und Anne Alban engagieren sich seit den 1990er Jahren politisch in der Hönnestadt. „Das ist vor allem spannend in der Fraktion, wenn man anderer Auffassung ist“, beschreibt Bernd Alban die Arbeit mit seiner Frau für die SPD. Ein Problem sei das jedoch nicht, betonen beide. Sie setzen auf Eigenständigkeit; jeder soll und darf seine politische Meinung vertreten. Diskussionen bleiben da nicht aus. „Es ist aber nie etwas Persönliches, es gibt kein Streitgespräch“, sagt Bernd Alban. „Wenn ich aber mal wieder eine Bergpredigt halte, dann bremst sie mich“, lacht er.
Doch ganz so einfach war das nicht immer. Gerade zu Beginn ihres politischen Engagements mussten sich beide gegen den Eindruck wehren, immer dieselbe Meinung zu vertreten. „Die Denke war damals, dass Ehepaare alles gemeinsam machen“, erinnert sich Anne Alban. Sie wollte nicht nur als Partnerin eines Ratsmitglieds gesehen werden, sondern als eigenständige Person.
Für ihre politische Arbeit, sagt Anne Alban, profitieren sie sogar davon, andere Ansichten zu haben. „Wir nähern uns Themen unterschiedlich. Da kommt es dann auch mal vor, dass der andere sagt: ,So habe ich das noch nicht gesehen.‘“ Künftig arbeitet das Ehepaar auch in der SPD-Kreistagsfraktion zusammen, denn bei der Kommunalwahl schafften sie es über die Reserveliste in den Kreistag. Und auch hier betont Bernd Alban, dass jeder seine Meinung vertreten werde. Denn sonst mache ihnen politische Arbeit ohnehin keinen Spaß.
Annette und Uwe Schrick
Seit 28 Jahren sind Annette und Uwe Schrick nun schon verheiratet. Und zwar glücklich verheiratet, wie sie betonen. Die beiden Mendener sind Mitglieder bei den Grünen, und seit dem Wahlsonntag steht fest, dass sie gemeinsam in den neuen Stadtrat einziehen – als Pärchen. „Wir gehen zwar Hand in Hand in den Rat, aber danach werden wir dann professionell“, erzählt Annette Schrick und lacht. Ungewohnt sei die Situation auf keinen Fall. Denn beide engagieren sich schon seit vielen Jahren politisch. „Seit 2014 bin ich in der Politik aktiv, mein Mann ist daraufhin auch auf den Geschmack gekommen“, sagt sie.
Annette Schrick habe häufig mit ihrem Uwe über die öffentlichen Themen gesprochen, das fand er so spannend, dass er auch beschloss, sich zu engagieren und etwas in seiner Stadt zu bewegen. Doch egal ob Ehepaar oder nicht: Uwe und Annette Schrick sind keinesfalls immer einer Meinung. „Natürlich kommt es auch mal zu Ungleichheiten und Diskussionen. Mein Mann sieht manche Sachen eben anders als ich, aber das ist ja auch normal“, erzählt die 56-Jährige und fügt hinzu: „Manchmal kommt man eben auf einen Nenner und manchmal nicht.“
Das politische Engagement und ihr Sitz im Rat sind dem Ehepaar sehr wichtig. Entsprechend treten sie dort deutlich anders auf als privat. „Natürlich sind wir auch in der Politik ein Paar, aber es ist ganz anders, als wenn wir beispielsweise gemeinsam auf Feiern gehen.“ Anders sieht es auch daheim aus: Zwar haben politische Themen an Wichtigkeit gewonnen, dennoch gebe es zwischen dem 58-Jährigen und der 56-Jährigen auch ganz andere Themen am Frühstückstisch. „Wir haben ja auch eine ältere Tochter, sie ist immer Thema bei uns“, sagt Annette Schrick. Es dreht sich also nicht das ganze Leben um die Politik, auch dann nicht, wenn man als Paar in den Stadtrat einzieht.
Bianca Voß und Ingo Günnewicht
Warum Politik zu zweit auch Spaß machen kann, erzählen Ingo Günnewicht und Bianca Voß, die seit zwei Jahren zusammen sind und jetzt beide für die SPD in den Rat einziehen: „Sie hat mehr Stimmen geholt als ich, deshalb hat sie jetzt zuhause Oberwasser“, erzählt Günnewicht. Er wollte ihr eine Woche als Bestimmerin zugestehen, sie bestand auf zwei, am Ende wurden es zehn Tage. Was das genau bedeutet und ob er jetzt den Müll rausbringen muss, verrät Günnewicht nicht. Nur so viel: „Sie darf mich jetzt noch eine Woche damit aufziehen.“
Grün-schwarze Zukunft: Matthias Eggers und Marjan Nowak
Bereits im WP-Hauptteil am Dienstag vorgestellt wurden Matthias Eggers und seine Lebensgefährtin Marjan Nowak. Diese beiden gehören im neuen Mendener Stadtrat auch noch unterschiedlichen Parteien an: Er ist seit Jahren Partei- und Fraktionssprecher der CDU, sie zieht für die Grünen ganz frisch ins Stadtparlament ein.
Gerade vier Monate jung ist ihre Liebe, und die wollen sie sich von der Politik nicht trüben lassen – auch wenn er im Bürgermeister-Wahlkampf den CDU-Kandidaten Sebastian Arlt unterstützt, während sie es mit Roland Schröder hält. Die Facebook-Kommentare auf der WP-Seite machen Mut: „Grün-Schwarz hat Zukunft!“
Die Politik ist bei ihnen allgegenwärtig, „wir haben aber abgemacht, dass wir uns niemals böse darüber streiten wollen“, sagt der 46-Jährige. Wobei die Genossin an seiner Seite ergänzt, dass es sehr wohl auch schon mal ordentlich gerauscht hat. Dabei stehen beide voll hinter ihrer Partei: Ein Foto, das beide in SPD-Schürze beim Würstchengrillen zeigt, hängt zuhause an der Kühlschranktür. Sozialdemokraten durch und durch, sozusagen.
Ingo Günnewicht und Bianca Voß kennen sich von Kindesbeinen an, spielten zusammen im Sandkasten. Dann verlor man sich lange aus den Augen, bis es beim Wiedersehen vor zwei Jahren funkte.
Die politische Arbeit im Rat kenne beide, wenn auch noch nicht als Ratsmitglieder, sondern als sachkundige Bürger. Gespannt darauf, sagen sie, sind sie allemal.