Menden. Grüne hängen in Menden erstmals die SPD ab. Deutliche Verluste für die Union. FDP kann Ergebnis verdoppeln. AfD sitzt erstmals im Stadtrat.
Die letzte Stimmabgabe um 18.45 Uhr in Bösperde, viel Ungewohntes und eine dicke Panne: Es war eine Ratswahl der coronabedingten Kuriositäten, und die Ergebnisse lässt die wenigsten Parteigänger in Menden jubeln – abgesehen von den Grünen. Sie sind die klaren Sieger, legten fast zehn Prozent gegenüber 2014 und 2009 zu. Die AfD sitzt in Menden zwar im Rat, hat aber kaum Parteigänger und weiter keinen Stadtverband.
CDU trotz Verlusten kämpferisch
Zwar bleibt die CDU die mit Abstand stärkste Kraft in Stadtrat, die Union holte wieder einmal alle 22 Wahlbezirke direkt. Doch ihr favorisierter Bürgermeister-Bewerber Sebastian Arlt geht sogar mit Rückstand auf den parteilosen Roland Schröder in die Stichwahl.
Die 37 Prozent für die Partei kommen derweil gegenüber 2014 einem Absturz gleich, als noch mehr als 46 Prozent der Wählerinnen und Wähler der Union ihre Stimme gaben. Eher gelassen sieht das der Stadtverbandsvorsitzende Sebastian Schmidt: „Wir liegen im Trend für NRW, und wir lagen schon oft um die 40 Prozent.“ Wichtig seien die Direktmandate. „Und für Sebastian Arlt wird die CDU jetzt noch klarer machen, wofür er steht. Wir werden die Stichwahl gewinnen!“
Lange Gesichter bei der SPD
Bei der SPD gab es lange Gesichter: Mit unter 20 Prozent erstmals von den Grünen überflügelt: Damit ist für viele Genossen ein Alptraum wahr geworden. „Das ist für viele von uns das Schlimmste am Ergebnis“, sagte Ortvereinsvorsitzender Mirko Kruschinski. Positiv stimme ihn immerhin das Schröder-Ergebnis. Und: „Es könnte in Zukunft einfacher werden, mit einer Ampel aus SPD, FDP und Grünen die CDU-geführte Mehrheiten im Rat in bestimmten Fragen zu knacken.“
Grüne feiern „tolles Ergebnis“ – und sagen spannende Zeiten voraus
Das sieht auch Ann Christin Schulz so. Die Sprecherin der Grünen übermittelte „Jubel pur!“ aus dem Blauen Salon der Schützenhalle in Bösperde, wo man sich zur Wahlparty getroffen hatte. „Das Ergebnis ist toll, und bei einigen Themen wird es künftig bestimmt spannender werden.“
FDP mit Lachen und Weinen: Kein Bürgermeister, aber mehr Ratssitze
Ein erneut gescheiterter Bürgermeisterkandidat Stefan Weige zeigte am Abend ein weinendes und ein lachendes Auge: Aus der Traum vom Bürgermeister, doch die Partei konnte ihre Prozente gegenüber dem Jahr 2014 fast verdoppeln. „Das wiederum freut mich natürlich sehr“, immerhin ist Weige auch Fraktionsvorsitzender der FDP im Rat.
AfD mit Fraktionsstatus: Drei Sitze im neuen Stadtrat möglich
Bei den kleinen Parteien rutschen die Linken von 4,2 auf 2,7 Prozent ab, die nach der jüngsten Rechnung damit auf zwei Ratssitze und damit erneut auf Fraktionsstatus kämen. Die USF (Unabhängige Soziale Fraktion) rutschte von 2,4 auf 1,8 Prozent, die UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft) holte 2,6 statt zuletzt 2,2. Bei beiden Unabhängigen dürfte es jeweils nur für einen Ratssitz reichen.
Die AfD dagegen kann mit zwei, womöglich drei Ratssitzen wohl die fünfte Ratsfraktion bilden. „Hier müssen jetzt alle demokratischen Kräfte zusammenhalten“, appellierte Schmidt angesichts des Rats-Einzugs der Rechtspopulisten.