Menden. Manche Klienten betreut sie seit 30 Jahren, jetzt geht Monika Schoop in Rente. Anne Schroer ist neue Leiterin des Ambulant betreuten Wohnens.

Sie hat etwas ins Leben gerufen und aufgebaut, das vielen Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichte. Nun, knapp 31 Jahre später, geht Monika Schoop als Leiterin des Ambulant betreuten Wohnens bei der Behindertenhilfe Menden, in den Ruhestand. Ihr Nachfolgerin ist Anne Schroer (43).

Damals lebten Menschen mit intellektuellen Einschränkungen oft in einem Wohnheim, erinnert sich Monika Schoop (63). „Es gab eben kaum andere Möglichkeiten.“ Gemeinsam mit einem ehemaligen Kollegen baute sie deshalb das Ambulant betreute Wohnen auf: „Das war ein ziemliches Novum.“

Erst WG, dann eigene Wohnung

So war es möglich, Menschen, die zwar selbstständig waren, aber dennoch in manchen Bereichen Unterstützung im Alltag brauchten, zunächst in Wohngemeinschaften, später dann in eigene Wohnungen umziehen zu lassen. „Es war nicht immer einfach, überhaupt Wohnungen zu finden“, blickt Monika Schoop zurück. „Viele Vermieter hatten große Vorbehalte. Das hat sich geändert.“

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Im Laufe der Jahre wurde das Team auf mittlerweile 15 so genannte Bezugsbetreuer erweitert, die sich um insgesamt 90 Klienten kümmern. Einige haben intellektuelle Einschränkungen, andere psychische Erkrankungen wie Depressionen, Borderline oder Bipolare Störungen. Auch Klienten aus den ersten Jahren sind heute noch dabei, mittlerweile selbst im Rentenalter.

Mal ein Kaffee vor der Haustür

Die Bezugsbetreuer – die Finanzierung läuft über die Eingliederungshilfe des Landschaftsverbandes – kümmern sich um lebenspraktische Fragen, fördern die sozialen Kontakte ihrer Schützlinge, bauen Tagesstrukturen auf, unterstützen bei Behördengängen, leisten Motivationsarbeit und sind in Krisensituationen Ansprechpartner.

Wichtig ist es sowohl Monika Schoop als auch ihrer Nachfolgerin Anne Schroer, „nah am Menschen zu sein“. Die Klienten sollen sich aufgehoben fühlen, Vertrauen aufbauen – besonders in Corona-Zeiten eine riesige Herausforderung.

Die Schützlinge kennen die Büroräume in der Papenhausenstraße als offene Einrichtung, in der man auch mal auf eine Tasse Kaffee vorbeikommen kann. Da coronabedingt das Büro nicht mehr für Besucher jederzeit spontan zugänglich ist, wird nun auch mal eine Tasse Kaffee vor der Haustür getrunken, wenn ein Klient ungeplant für ein paar Minuten vorbeikommt. „Der Mensch, der persönliche Kontakt, stehen bei uns immer im Vordergrund“, betont Geschäftsführerin Jutta Voß.

Neues Logo, neue Autos

Im Ambulant betreuten Wohnen der Behindertenhilfe kümmern sich 15 Bezugsbetreuer um 90 Menschen. Die Klienten kommen aus Menden und anderen Städten des Nordkreises.

Die Behindertenhilfe Menden hat ein neues Logo – ein offener Kreis, der sich um den Schriftzug zieht. Der Kreis, so erklärt Geschäftsführerin Jutta Voß, symbolisiert die Inklusion.

Außerdem erweitert die Behindertenhilfe ihre . Mussten bislang die meisten Bezugsbetreuer zu den Klienten mit ihren Privatautos fahren (und konnten sich das Kilometergeld erstatten lassen), können sie nun Wagen der Behindertenhilfe nutzen. Zu den zwei Fahrzeugen, die es schon gab, sind drei neue Polos hinzugekommen. Drei E-Autos sollen bis Ende des Jahres folgen.

Die Corona-Pandemie habe bei ihren Klienten viele Ängste und Unsicherheiten ausgelöst, berichtet Monika Schoop. „Vor allem die Isolation war schlimm, als die Iserlohner Werkstätten, in denen viele tagsüber arbeiten, geschlossen hatten. Da fehlten die sozialen Kontakte.“

Die neue Leiterin Anne Schroer lernt derzeit nach und nach die Klienten kennen. Ihr Entschluss, in diesem Bereich zu arbeiten, ist schon zwischen Abitur und Diplom-Pädagogik-Studium gefallen: „Damals habe ich ein Praktikum in einer Behinderteneinrichtung gemacht. Das war ein Aha-Erlebnis für mich. Ich habe gemerkt, wie viel Freude mir das macht.“

Menden ist Neuland

In den vergangenen Jahren hat Anne Schoer, die in der Nähe von Düsseldorf geboren wurde, in Norddeutschland in einem vergleichbaren Bereich gearbeitet. „Menden ist Neuland für mich“, freut sie sich auf das Kennenlernen der Hönnestadt.

Auch die Digitalisierung will Anne Schroer voranbringen, erklärt sie. Der Kontakt zum Klienten bleibe davon unberührt, „aber Mitarbeiter sollen Berichte auch zu Hause schreiben können und nicht dafür ins Büro kommen müssen“.