Menden. Sechs Mendener Arztpraxen sind auf der Webseite „Corona-Test-Praxis“ gelistet. Was Patienten wissen müssen und was die Praxen dazu sagen.
Sechs Mendener Arztpraxen bieten derzeit laut der Homepage Corona-Test-Praxis – eine Kooperation von Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe, Ärzteverbund Südwestfalen und den Gesundheitsämtern – eine Testung auf Corona an. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich jeder Mendener mal eben in einer der Praxen testen lassen kann.
„Finden Sie die nächstgelegene Praxis für einen Test auf COVID-19“ steht auf der Internetseite coronatestpraxis.de. Wer „Menden“ im Suchfeld eingibt, bekommt sechs Ärzte als Ergebnis angezeigt. Telefonnummer und Adresse der Praxen werden ebenfalls gelistet. Was fehlt, sind allerdings wichtige Hinweise für Patienten, wer sich hier testen lassen kann.
Erst an Hausarzt wenden
Patienten, die sich auf eine Corona-Infektion testen lassen möchten, sollten sich laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe, Ärzteverbund Südwestfalen und den Gesundheitsämtern zunächst an ihren Hausarzt wenden. „Für den Fall, dass Sie keinen Hausarzt haben, besteht die Möglichkeit, sich an eine der in der Suche gelisteten Praxis zu wenden“, heißt es auf der Internetseite coronatestpraxis.de. Auch hier sei „im ersten Schritt eine telefonische Kontaktaufnahme erforderlich und sinnvoll“.
Alle Arztpraxen, die auf der Internetseite gelistet werden, „verfügen über die nötigen Schutzmaßnahmen und es ist sichergestellt, dass diese Patienten getrennt von nicht coronainfizierten Patienten getestet werden“.
Praxen, die sich in das Verzeichnis aufnehmen lassen möchten, können sich melden unter www.kvwl.de/coronavirus, Bereich „Für Mitglieder der KVWL“, Download Abstrich-Meldebogen als Testpraxis. Nach Prüfung durch die KVWL werde die Praxis dann bei der nächsten Aktualisierung berücksichtigt.
„Wir haben den Eindruck, dass wir die einzigen in Menden sind, die testen“, heißt es am Donnerstag aus der Praxis des Mendener Allgemeinmediziners Dr. Ingomar Weber. Zahlreiche Anrufe gehen dort seit Anfang der Woche ein, bisweilen gebe es sogar Drohungen oder negative Internet-Bewertungen, wenn ein Test abgelehnt werde. Zielgruppe der Tests seien Reiserückkehrer, Lehrer und Kita-Personal. Es sei auch nicht sinnvoll, sich an die Praxis zu wenden, weil der eigene Hausarzt möglicherweise nicht teste. Bisweilen gebe es auch Patienten, die den Test als Privatleistung (150 Euro) vornehmen lassen möchten. Ein negatives Testergebnis könne den Patienten allerdings auch in falscher Sicherheit wiegen: „Das ist ja immer nur eine Momentaufnahme.“
Einen ähnlichen Ansturm erlebt Internist und Hausarzt Dr. Mohammed Alakmeh: „Ich habe zugesagt, als die Anfrage der Kassenärztlichen Vereinigung kam. Aber ich fühle mich jetzt ziemlich überfahren.“ Er habe angenommen, dass sich alle Mendener Ärzte in die Liste eintragen lassen würden und sei überrascht gewesen, dass das nicht der Fall sei. Der Mediziner testet ebenfalls Schul- und Kita-Personal sowie Reiserückkehrer, „aber nicht jeden, der hustet“. Er sei in erster Linie seien eigenen Patienten verpflichtet, die er im Bedarfsfall testet.
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Gynäkologe Dr. Frank-Oliver Albrecht führt ausdrücklich keine Tests als Privatleistung durch: „Ich teste lediglich Reiserückkehrer, Kita-Personal und Lehrer, alle anderen brauchen sich nicht zu melden.“ Das würden allerdings nicht alle Anrufer verstehen. Die Tests, die in der Praxis kurz vor der Mittagspause gemacht werden, bedeuten einen immensen Mehraufwand, so der Mediziner. „Ich habe gedacht, ich unterstütze die Kollegen, aber wenn das so weiter geht, dann springe ich ab“, sagt Dr. Albrecht.
Aus der Praxis des Kinderarztes Dr. Thomas Dücker heißt es, dass der Ansturm derzeit noch überschaubar sei. Getestet werden hier Reiserückkehrer, Lehrer und Kita-Personal. Auch die private Bezahlung eines Corona-Tests sei möglich.
Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Stephan Fixson steht zwar noch in der Liste, bietet den Corona-Test aber nicht mehr an. Hier sei die Internetseite offenbar noch nicht aktualisiert, so die Praxis.
Bei Dr. Philipp Kersting werden Corona-Tests ausschließlich für die eigenen Patienten durchgeführt, heißt es aus der Hausarztpraxis: „Dass wir den Test für alle durchführen, ist nicht richtig.“ Derzeit gebe es „reichlich eigene Patienten“, die sich auf Corona testen lassen – darunter auch Lehrer, Kita-Personal und Reiserückkehrer. Fremde Patienten, deren Hausarzt einen Test ablehne, sollten sich ans Gesundheitsamt wenden.