Menden. 2014 für die UWG gewählt, 2017 in die FDP-Fraktion gewechselt: Jetzt kehrt Ratsherr Fabian Homberg zurück zur UWG. Die FDP zeigt sich verärgert.

Das Mendener Ratsmitglied Fabian Homberg (33) hat kürzlich Partei und Fraktion der FDP verlassen und ist wieder der Unabhängigen Wählergemeinschaft UWG beigetreten. Als Vertreter der UWG war Fabian Homberg bei der letzten Kommunalwahl 2014 in den Stadtrat gewählt worden, allerdings als Einzelratsherr, weil die Stimmen für die UWG nicht zur Bildung einer Ratsfraktion reichten. Nach drei Jahren als Einzelkämpfer trat Homberg der FDP-Fraktion bei, für die er bis Pfingsten 2020 im Rat saß. Zuletzt ließ er sich von den Liberalen sogar noch im Wahlbezirk Grüner Weg aufstellen, zeichnete die Nominierung aber nicht mehr gegen. Stattdessen schrieb er an den Fraktionsvorsitzenden Stefan Weige und Bürgermeister Martin Wächter, dass er fortan der UWG angehören werde.

Kandidatur in Wahlkreis für UWG nur noch als Zählkandidat

Fabian Hombergs Vater Bruno Homberg ist seit langen Jahren UWG-Vorsitzender und war 2015 als Bürgermeisterkandidat auch für die Wählergemeinschaft angetreten. Der neuerliche Wechsel ist für ihn buchstäblich die Rückkehr des verlorenen Sohnes. Mit dem Wiedereintritt in die UWG ist für Fabian Homberg auch die Kandidatur für einen Wahlkreis verbunden. „Das habe ich allerdings nur getan, weil die UWG Probleme hat, alle Wahlkreise zu besetzen – und nur dann kann sie im betreffenden Wahlkreis überhaupt Stimmen sammeln“, erklärte Homberg junior. Die UWG werde aber mutmaßlich keines der 22 Direktmandate in Mendener Wahlkreisen gewinnen, und auf der Reserveliste der Unabhängigen habe er sich weit zurücksetzen lassen. „Denn für die kommende Ratsperiode hege ich keinerlei Ambitionen auf eine Rückkehr in den Rat“, sagt der gelernte Informationstechnische Assistent, der auch Fachkraft für Lagerlogistik ist. Für ihn komme allerhöchstens die Funktion eines sachkundigen Bürgers in Frage.

Fabian Homberg: Fraktionslose sind „Ratsmitglieder zweiter Klasse“

Seinen augenscheinlichen politischen Wankelmut erklärt Fabian Homberg so: „Drei Jahre lang habe ich als Einzelratsmitglied versucht, die Positionen der UWG in Rat und Ausschüssen zu vertreten. Allerdings habe ich feststellen müssen, dass es vollauf stimmt, was Eugen Heinrich von der USF sagt: Als Fraktionsloser ist man Ratsmitglied zweiter Klasse.“ Die Stadtverwaltung informiere in erster Linie die Fraktionen, und die wiederum berieten in den Interfraktionellen Besprechungen (IFB) regelmäßig die wichtigsten Fragen hinter verschlossenen Türen vor. Auch davon bekämen die Solokämpfer nichts mit. Bei ihm persönlich sei als dem jüngstem Ratsherrn – er war damals 27 – noch die politische Unerfahrenheit in vielen Belangen hinzugekommen.

Ratsmitglieder sind „an Aufträge nicht gebunden“

In der Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalen, Paragraf 43, heißt es in Absatz 1: Die Ratsmitglieder sind verpflichtet, in ihrer Tätigkeit ausschließlich nach dem Gesetz und ihrer freien, nur durch Rücksicht auf das öffentliche Wohl bestimmten Überzeugung zu handeln; sie sind an Aufträge nicht gebunden.

Das mit laut Stadt-Pressesprecher Johannes Ehrlich klargestellt: Wenn ein Ratsmitglied, nachdem es gewählt wurde, seine Überzeugung, Partei- oder Fraktionszugehörigkeit ändert, kann es das so oft tun wie es möchte und ist nichts und niemandem verpflichtet.

Schließlich habe ihn FDP-Fraktionschef Stefan Weige in die Fraktionssitzungen der Liberalen eingeladen. Dem sei er gefolgt, um dort dann festzustellen, wie viel ihm bislang entgangen war. Da habe er sich entschlossen, die FDP-Fraktion zu verstärken, auch wenn er nicht für die Liberalen gewählt worden war. „Aber ich hatte das Gefühl, ich könne dort auch etwas im Sinne unserer Wähler bewegen.“

Das habe sich allerdings nicht bewahrheitet. Stattdessen habe er sich ein ums andere Mal über den „autoritären Führungsstil“ Weiges geärgert. Innerparteiliche Demokratie stelle er sich anders vor. Er wolle jetzt im Nachhinein aber keinen Dreck werfen, sondern habe sich „ohne jeden Streit“ schriftlich aus Fraktion und Partei verabschiedet, betont Homberg.

Bruno Homberg freut sich sich über die Verstärkung durch seinen Sohn, betont aber, dass es dessen eigene freie Entscheidung gewesen sei. „Das ist bei uns immer so.“ Den Wechsel zur FDP vor drei Jahren hatte Homberg senior öffentlich ebenfalls gelassen und mit viel Verständnis beurteilt.

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Stefan Weige zeigte sich auf Anfrage der WP indes verärgert und „menschlich enttäuscht“ vom Verhalten Hombergs. Zum einen müsse die FDP jetzt einen Kandidaten für den Wahlbezirk nachnominieren, was heute geschehen soll. „Sich noch auf die Liste setzen zu lassen, um sich dann zu verabschieden und für die UWG zu kandidieren, das geht vom Stil her gar nicht“, meint Weige. In der FDP habe Homberg überhaupt erst eine professionelle Fraktionsarbeit kennengelernt.