Menden. Gabriele Wetzel-Lohberg blickt mit ihrem Brautmodengeschäft “Flair“ in eine ungewisse Zukunft. Die Corona-Pandemie trifft die Mendenerin hart.

Eigentlich würde dieser Tage Hochbetrieb bei Gabriele Wetzel-Lohberg herrschen. Kein Wunder, denn in ihrem Geschäft "Flair" an der Lendringser Hauptstraße zählen vor allem Schützen aus dem Sauer- und Rheinland zu den Stammkunden. Doch aufgrund der Corona-Pandemie fallen sämtliche Großveranstaltungen aus - und so bleiben auch Anfragen für Abend-, Abiball- und Schützenkleider aus.

Soforthilfe reicht nicht aus

Derzeit geht Gabriele Wetzel-Lohberg davon aus, dass etwa 90 Prozent ihres Jahresumsatzes gefährdet sind. "Die Schützenfeste fallen komplett weg. Das ist eigentlich unser Hauptumsatz, von dem wir auch überwintern", sagt sie. Wovon sie in diesem Jahr überwintern soll, weiß sie noch nicht. Normalerweise würden Vereine von Marsberg bis Düsseldorf bei ihr Schlange stehen, um den passenden Dress für Königsball oder Umzug zu bestellen. Von Freitag bis Sonntag arbeite sie in der Schützenfest-Zeit nahezu rund um die Uhr. Sie und ihr Team passen Kleider an oder liefern sie aus. "Damit sich die Schützen entspannt auf ihre Feier freuen können."

Die Soforthilfe habe sie selbstverständlich beantragt. Doch die, sagt Sohn Pascal Lohberg, reiche gerade so, um die Betriebskosten für zwei bis drei Monate zu decken. Die Kundschaft werde in diesem Jahr wohl aber fast gänzlich ausbleiben. Ihren drei Mitarbeitern musste Gabriele Wetzel-Lohberg zum Teil kündigen, zum Teil schickte sie sie in Kurzarbeit. "Das hat mir sehr, sehr weh getan. Ich hoffe, dass ich sie im nächsten Jahr wieder einstellen kann." Ihr Brautmoden-Geschäft an der Lendringser Hauptstraße ist inzwischen nur noch stundenweise geöffnet, um Kunden, die ihre Kleider bereits vor der Corona-Pandemie gekauft haben, zu betreuen.

Stadt Menden hilft, wo es geht

Doch nur, weil Schützenfeste und Hochzeiten in diesem Jahr coronabedingt größtenteils ausfallen oder verschoben wurden, rechnet sie nicht mit einem signifikanten Ansturm, wenn die Saison im April 2021 wieder beginnt. "Das wird in Zahlen vermutlich nicht ablesbar sein", so Pascal Lohmann. Verständlicherweise würden sich auch nur die wenigsten von einem Virus eine einmalige, große Feier mit Freunden und anderen Gästen vermiesen lassen; sie warten lieber. Wie lange, kann niemand sagen. Und so lange sei auch mit keinem Ansturm auf Brautkleider und Co. zu rechnen.

Daher hofft Gabriele Wetzel-Lohberg auf staatliche Hilfe; nicht nur für sie selbst, sondern für eine ganze Branche, die durch den Lockdown arg gebeutelt ist. Unterstützung bekommt sie derweil vom neuen Chef der Wirtschaftsförderung, Tim Behrendt. "Die Stadt bemüht sich wirklich sehr", sagt Wetzel-Lohberg. Für den Übergang nähte sie zunächst Masken. Doch nachdem der anfängliche Engpass überwunden ist und die Mund-Nase-Masken in heimischen Supermärkten vorrätig sind, fällt auch diese Nische flach. Nun soll es zumindest ein Online-Shop richten, der in den kommenden Tagen an den Start geht. Kunden können Gutscheine kaufen und diese im kommenden Jahr für 150 Prozent ihres Wertes einlösen. Aus einem 100-Euro-Gutschein könne so ein 150-Euro-Einkauf werden. Ihre traditionelle Modenschau werde voraussichtlich ebenso ins Netz verlagert. So sei denkbar, dass Models in kurzen Videoclips aktuelle Trends präsentieren. Eines ist für Gabriele Wetzel-Lohberg jedoch sicher: "Die nächsten Monate werden richtig hart."

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